Kündigungen

Eltern beklagen erneut Lehrermangel an Grundschule in Neustrelitz

Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

In die Arbeit an der Neustrelitzer Sandberg-Grundschule kommt keine Kontinuität. Immer wieder gibt es Kündigungen. Das sorgt weiter für große Unzufriedenheit und Kritik.
Veröffentlicht:16.06.2022, 07:18
Aktualisiert:16.06.2022, 11:31

Von:
  • Author ImageMarlies Steffen
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Kaum war sie da, war die neue Lehrkraft schon wieder weg: Eltern von Schülern der Neustrelitzer Sandberg-Grundschule haben sich erneut über die aus ihrer Sicht unzureichenden Unterrichtsbedingungen für ihre Kinder beklagt. An der Schule fehlen schon länger Lehrkräfte. Es gibt immer wieder Unterrichtsausfall, Klassen wurden zusammengelegt, es wurde gar ein Vertretungspool gebildet. Ehrenamtliche Kräfte sollen einspringen, wenn Unterrichtsstunden nicht besetzt werden können. Anfang Februar war seitens des Bildungsministeriums eine neue Lehrkraft angekündigt worden.

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Diese hatte auch ihren Dienst angetreten, aber noch in der Probezeit wieder gekündigt, wie der Nordkurier vom Bildungsministerium bestätigt bekam. Die 3.  Klasse, in der sie eigentlich unterrichten sollte, wird jetzt von einem aus Wesenberg abgeordneten Vertretungslehrer betreut. „Es ist der 3.  Klassenlehrer innerhalb eines Schuljahres“, sagt Gunnar Karsten, der zum Elternrat der Klasse gehört. Karsten sieht wie Susanne Schwarz und Andreas Köhncke nach wie vor zu wenig Transparenz in der Arbeit an der Schule. Es werde zu wenig kommuniziert. Dabei war auch das Anfang Februar durch das Bildungsministerium angekündigt worden (der Nordkurier berichtete).

Klasse hat zehnten Deutschlehrer in drei Jahren

Susanne Schwarz, deren Kinder in die 1. und 3. Klasse am Sandberg gehen, wird noch deutlicher. In einem Brief an das Schulamt – dieser liegt der Redaktion vor – kritisiert sie, dass von adäquater und kontinuierlicher Beschulung am Sandberg nicht die Rede sein könne. In beiden Klassen gebe es keinen Klassenlehrer. „Ich frage mich ernsthaft, wie es sein kann, dass eine 3.  Klasse in einem Zeitrahmen von nur drei Jahren allein für das Fach Deutsch, den zehnten Fachlehrer vorgesetzt bekommt. Wie soll unter diesen Umständen fachgerecht und qualitativ gut unterrichtet werden?“ Schwarz bemängelt außerdem, dass die Kinder permanent in andere Klassen aufgeteilt würden, Arbeitsblätter zum Ausfüllen bekämen und sich ansonsten selbst überlassen blieben. Dass hingenommen werde, dass Eltern langfristig als Lehrer eingesetzt werden, bezeichnet sie als „völlig inakzeptabel.“

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Die Neustrelitzerin fragt sich zudem, warum es an der Schule eine hohe Fluktuation an Lehrkräften gebe. Und sie mutmaßt: „Neue, junge, motivierte Lehrerinnen verlassen die Schule nach nur kurzer Zeit, wahrscheinlich auch, weil das Betriebsklima an dieser Schule kaum noch zu ertragen ist.“

Zudem fragt sie, warum noch immer keine Ergebnisse zu den Untersuchungen an der Schule vorliegen. Auch hier zur Erinnerung: Anfang Februar war durch das Bildungsministerium eine entsprechende Evaluation angekündigt worden. Ergebnisse waren bislang auch dem Nordkurier nicht bekannt, sind aber in der vergangenen Woche – nach mehrmaliger Nachfrage – mitgeteilt worden. Demnach soll die Schule über einen Zeitraum von zwei Jahren durch ein sogenanntes interdisziplinäres Team aus immerhin fünf Mitstreitern begleitet werden. Dazu gehören Schulpsychologen und eine medienpädagogische Fachkraft.

Ministerium will Lehrer aus anderen Schulen abordnen

Bildungsministeriums-Pressesprecherin Anke Rösler bestätigte zudem, dass für die Lehrkraft, die gekündigt hat, ein Ersatz abgeordnet wurde. Für eine weitere Lehrkraft, die sich im Beschäftigungsverbot befindet, soll ebenfalls eine Lehrkraft aus einer andern Schule abgeordnet werden. Zum neuen Schuljahr befinde sich zudem eine weitere Stelle derzeit im Ausschreibungsverfahren, so Rösler weiter. Zudem soll es Veränderungen in der Schulleitung geben. Auch hier sind Stellenausschreibungen signalisiert. Darüber hinaus würde nochmals der Einsatz externer Vertretungskräfte geprüft. In der kommenden Woche soll es erneut einen Vor-Ort-Termin mit Vertretern des Bildungsministeriums geben.

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Diese Informationen sind nun in dieser Woche auch bei den Eltern angekommen. Es gab ein Gespräch beim Schulamt. Die Eltern wollen jetzt erst einmal abwarten. Ankündigungen habe es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. „Wir werden sehen, was davon umgesetzt wird“, bekräftigt Susanne Schwarz.