Energieversorger
Enthüllt! Neustrelitz forciert den Fernwärmeausbau
Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Tobias Lemke
Der Ausbau des Fernwärmenetzes werden die Stadtwerke und die Stadt Neustrelitz in den nächsten Jahren massiv beschäftigen. Heute werde der Startpunkt dafür gesetzt, dass die Stadt bis 2045 treibhausneutral mit Wärme versorgt werden kann, erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Frank Schmetzke am Montag. Ans Netz sollen nicht nur mehr Abnehmer angeschlossen werden, sondern der kommunale Versorger will auch einen nahezu kompletten Verzicht auf fossile Brennstoffe erreichen.
Stadtwerke peilen Versorgungssicherheit an
Mit dem Start ihrer neuen Fernwärmekampagne können sich Neustrelitzer, die noch nicht an das Netz angeschlossen sind, ab sofort bei den Stadtwerken registrieren. „Wir werden versorgen. Es muss in Neustrelitz keiner in Panik verfallen und überlegen, ob er auf Wärmepumpen umsteigen muss oder noch eine neue Gastherme braucht“, erklärte Schmetzke. Stadt und Stadtwerke kommen der Daseinsvorsorge und ihren Aufgaben als Bioenergiekommune nach, so der Neustrelitzer Bürgermeister Andreas Grund (parteilos). Habe es im Vorjahr beim Thema Energie noch viel Ungewissheit gegeben, so gebe es mit dem Plan, die Versorgung stärker in kommunale Hand zu legen, künftig wieder mehr Versorgungssicherheit.
Dezentrale Lösungen in den Ortsteilen
Dass die Stadtwerke einen Ausbau ihres Fernwärmenetzes anstreben, war bereits seit dem Sommer klar, als erste Eckpunkte des Vorhabens Michael Kellner, Staatssekretär aus dem Bundeswirtschaftsministerium, vorgestellt wurden. Damals gab es vom Bund Geld für die Planungen des Großprojekts. Mittlerweile würden sich vier Büros in acht Studien mit dem Netzausbau beschäftigen. Auf Fördergelder wird dann auch bei der Umsetzung gehofft. Immerhin seien Investitionen in höherer zweistelliger Millionenhöhe notwendig. Am Ende müsse die Wärmeversorgung für den Bürger bezahlbar bleiben, erklärte Schmetzke. In den Ortsteilen der Stadt würden daher zum Beispiel eher dezentrale Lösungen gesucht und geprüft.
Große Herausforderung
Dennoch: Von aktuell rund 30 Kilometern soll das Netz auf bis zu 140 Kilometer Leitungen ausgebaut werden. Klar sei allen dabei auch, dass die Herausforderungen höher sind als zuletzt beim Glasfaserausbau, der in den Nebenanlagen umzusetzen war. Für die Fernwärme müssen hingegen meist die Straßen aufgenommen werden. Das sei letztlich mit dem Haushalt der Stadt abzugleichen. „Wir werden uns genau überlegen, wo und wann genau, was gemacht wird“, erklärte Bürgermeister Grund.
Einsatz von Großwärmepumpen überlegt
Die Ausgangslage für Neustrelitz sei gut. Denn bereits 2006 ging hier ein Biomasseheizkraftwerk ans Netz und produzierten die Stadtwerke aktuell bereits rund 70 Prozent der Wärme nachhaltig. „Diesen Vorsprung wollen wir nicht aufgeben, sondern ausbauen“, sagt Schmetzke. Jedoch habe das Kraftwerk nicht die Kapazität, die komplette Stadt zu versorgen. „Es wird unser Herzstück in der Wärmeversorgung bleiben. Aber wir werden massiv um weitere Alternativen erweitern“, erklärte der Stadtwerke-Chef. So wurden zuletzt etwa im Gespräch mit Staatssekretär Kellner die Möglichkeiten zum Einsatz von Großwärmepumpen erwähnt. Auch die Überlegungen für zwei Windräder im Wald bei Neustrelitz, die den Strom für die Pumpen liefern würden, spielt hier mit hinein.