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Zeit zum Besinnen

Erste Friedensgebete in der Seenplatte

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

In Kirchen in Neubrandenburg und Neustrelitz fanden am Montagabend erstmals Friedensgebete statt, um den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern.
Veröffentlicht:10.01.2022, 20:09

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Zum ersten Mal fand am Montagabend ein Friedensgebet in der Seenplatte statt. 40 Personen aus allen Altersgruppen versammelten sich in der St. Johanniskirche in Neubrandenburg, um für den Frieden zu beten.

Mit dem Friedensgebet wollte Pastorin Christina Jonassen darauf aufmerksam machen, dass es nicht einfach ist, den Frieden aufrechtzuerhalten. „Uns beschäftigt das Auseinanderdriften der Gesellschaft”, sagte die Pastorin. Die Positionen unter den Menschen würden sich verhärten. „Man redet nicht mehr miteinander.” Das betreffe selbst Freundschaften und Familien.

Es wäre Zeit zum Besinnen. Die Kirche will mit dem Friedensgebet einen neutralen Ort bieten, in dem man niemanden Recht geben und nicht streiten muss. Im Gebet könne man stattdessen zu Gott finden und Frieden mit sich selbst und anderen schließen. Eine klassische Predigt gab es nicht. Stattdessen wurden verschiedene Texte vorgelesen und Lieder wie „Ubi caritas” gesungen.

Gebet für Zusammenhalt unter den Menschen

Die Besucher vor Ort gaben an, dass sie für den Zusammenhalt unter den Menschen beten. Rudolf Sieber (74) erklärte: „Wir dürfen uns nicht trennen lassen. Zusammen können wir Krisen besser bewältigen.” Für Gemeindemitglied Nadine Lau ist „Innehalten” und „Solidarität wahrnehmen” wichtig beim Friedensgebet.

Rund 50 Teilnehmer in Neustrelitz

Parallel fand am Montagabend ein Friedensgebet in der Stadtkirche Neustrelitz statt, das rund 50 Menschen vereinte. "Wir wollen nicht lamentieren, nicht diskutieren, nicht diskreditieren, nicht marschieren", sagte Pastorin Cornelia Seidel zu Beginn. Fürbitte wurde für all jene geleistet, die unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden, für Menschen, die in der Einsamkeit ihre letzten Lebenstage verbringen müssen, für Menschen, die allein leben, für Menschen, deren Existenz bedroht ist, für Menschen, denen besonders in den Pflege- und medizinischen Berufen seit Monaten ein Übermaß an Arbeit abverlangt wird.

Das Friedensgebet soll künftig jeweils montags um 19 Uhr in der Kirche als einem Ort des Trostes und der Ermutigung stattfinden, wie es Pastor Christoph Feldkamp formulierte. Zudem soll es am Donnerstag, 20. Januar, einen Hörraum in der Kirche geben, in dem Menschen ihre Emotionen im Zusammenhang mit der Pandemie äußern können.

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Friedensgebete haben Tradition

Friedensgebete haben eine lange Tradition. Erstmals fanden sie 1978 in der DDR und 1980 in der Bundesrepublik statt. Anlass war das atomare Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion. Die wöchentlichen Friedensgebete in den evangelischen Kirchen waren bis zur Friedlichen Revolution in der DDR eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen die Bürger ungestraft ihre Sorgen und Nöte zur Sprache bringen konnten.