Gleich zwei Premieren
Erster Kapellmeister tritt im Landestheater Neustrelitz seinen Dienst an
Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Robin Peters
Unter dem Jackett trägt er lässig einen Kapuzenpullover, im Gesicht einen rauen Dreitagebart. Das Bettgestell in seinem Büro hat der 33-Jährige mit den bunten, orientalisch verzierten Kissen aus einer früheren Aufführung von Kismet zu einem gemütlichen Sofa umfunktioniert – für den unter jungen Leuten wieder durchaus angesagten „Powernap“ (Mittagsschlaf).
Bei diesem frischen Auftreten überrascht es geradezu, dass der neue Erste Kapellmeister der Theater und Orchester GmbH (TOG), Daniel Klein, schon so einige erlebnisreiche Jahre im Geschäft ist – kommt er doch gerade aus der großen Staatsoper in Hannover und hat unter anderem für das English National Ballet London im Vereinigten Königreich gearbeitet. „Man hat sein Rüstzeug“, kommentiert Klein ganz bescheiden seine mittlerweile siebenjährige Zeit auf verschiedene Bühnen seit seinem Studienabschluss – Klavier spielt Klein übrigens, seit er vier Jahre alt ist.
„Für mich geht es im Akkord weiter”
Gerade die Arbeit in einem kleinen Haus wie dem Landestheater in Neustrelitz verlangt dem Künstler nun jedoch einiges ab: „Andere Kapellmeister haben bedeutend weniger zu dirigieren“, so Klein. Gerade erst zu Beginn der neuen Spielzeit in Neustrelitz angefangen, bereitet Daniel Klein aktuell schon zwei Premieren gleichzeitig vor. „Für mich geht es im Akkord weiter“, sagt Klein.
Denn vor der Januar-Aufführung des „Triptycons“ von Giacomo Puccini bringt der Kapellmeister bereits am kommenden Wochenende das Revue-Konzert „Geh‘n wir in die Unterwelt!“ auf die Bühne – und das mit maximalem Aufwand: Fast alle Sänger der TOG sind an dem Spektakel um die Musik von Jacques Offenbach beteiligt. Neben der Neubrandenburger Philharmonie und dem Opernchor stehen noch drei Tanzpaare der Deutschen Tanzkompanie Neustrelitz auf der Bühne. Mit dem Tanz-Ensemble um Choreograph Lars Scheibner arbeitet Klein für diese Aufführung das erste Mal zusammen. Für den balletterfahrenen Dirigenten ist die gemeinsame Arbeit ein besonderer Gewinn: „Ich freue mich, dass die TOG diesen Schritt geht und nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht.“
Kleiner Vorgeschmack auf die nächsten Festspiele
Zu den rund 80 Künstlern vor dem Publikum kommen dann noch die Ankleider, Techniker und andere Mitwirkende hinter dem Vorhang hinzu. „Das alles gilt es zu koordinieren“, sagt Daniel Klein, der neben der musikalischen Leitung noch viele andere Aufgaben innehat. So muss der Kapellmeister unter anderem auch Probenpläne entwerfen.
Neben den legendären Klassikern von Jacques Offenbach wie „Orpheus in der Unterwelt“ oder die Ouvertüre der „Rheinnixen“ darf sich das Publikum auch auf einige Raritäten freuen: Die sonst nur als Cello-Stück bekannte „Träumerei am Meeresufer“ wird erstmals mit dem ganzen Orchester aufgeführt. Mit der Aufführung einer lange Zeit zensierten Arie aus der Operette „Barkouf“ soll die Konzert-Revue auch der gesellschaftskritischen Seite von Offenbachs Schaffen gerecht werden. Gleichzeitig bietet die Inszenierung einen kleinen Vorgeschmack auf die nächsten Festspiele im Schlossgarten. Schließlich werden ebenso Ausschnitte aus Offenbachs Operette „Pariser Leben“ gespielt. Da sich der Kapellmeister Daniel Klein auf französisches Repertoire spezialisiert hat, dürfte er für die Konzert-Revue „Geh‘n wir in die Unterwelt!“ bestens vorbereitet sein. Auch in der vergleichsweise kleinen Stadt Neustrelitz hat sich der Mitdreißiger aus Essen erstaunlich schnell eingelebt. „Es muss nicht groß sein, aber schön.“
Termine im Dezember
Das Revue-Konzert „Geh‘n wir in die Unterwelt!“ mit Musik von Jacques Offenbach feiert am Samstag, dem 14. Dezember, um 19.30 Uhr im Landestheater in Neustrelitz Premiere – mit Stückeinführung im Rangfoyer um 18.45 Uhr. Weitere Aufführungen in diesem Monat folgen am 20. Dezember in der Konzertkirche Neubrandenburg sowie am 28. Dezember in Neustrelitz. Karten unter www.theater-und-orchester.de