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Gesundheit

Hier finden Parkinson-Patienten Hilfe

Feldberg / Lesedauer: 4 min

An Patienten und deren Angehörige aus dem Nordosten richtet sich der Parkinson-Tag in Feldberg. Die Klinik am Haussee hat Reha–Angebote speziell für diese neurologische Erkrankung.
Veröffentlicht:26.07.2023, 06:30

Von:
  • Susanne Schulz
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Wenn Parkinson sich mit den ersten Bewegungsstörungen bemerkbar macht, sind bereits viele der zuständigen motorischen Neuronen im Gehirn verloren. Das ist das Tückische an dieser Krankheit, dass sie oft erst spät erkannt wird.

„Was haben wir doch für einen tollen Körper, dass er das so lange kompensiert“, sagt Karin Glause. Als Landesbeauftragte der Deutschen Parkinson-Vereinigung DPV weiß sie aber nur zu gut um die Kehrseite dieser Verdrängungskunst. Denn der schleichende Verlust von Nervenzellen ist bislang nicht heilbar. Umso dringlicher ist es, ihn zu verlangsamen und Betroffenen zu helfen, damit zu leben.

Eine der häufigsten neurologischen Diagnosen

„Die Krankheit anzunehmen, ist für viele das größte Problem“, weiß Karin Glause. Dabei helfen kann der Parkinson-Tag, den die Fachklinik Feldberg gemeinsam mit der Deutschen Parkinson-Vereinigung vorbereitet. Am
5. August sind Patienten und deren Angehörige aus Mecklenburg-Vorpommern und Nordbrandenburg in der Klinik am Haussee willkommen zu Vorträgen, Gesprächen und Workshops, um zu erfahren, wie sich das Fortschreiten der Erkrankung mindern und der Alltag besser bewältigen lässt.

Immerhin ist Parkinson neben Multipler Sklerose und dem Schlaganfall eine der häufigsten neurologischen Diagnosen, erklärt Dr. Jürgen Andrich, Ärztlicher Direktor sowie Chefarzt der Fachabteilung Neurologie in der Feldberger Klinik. Das Synonym „Schüttellähmung“ indessen, das lange als Begriff zur Beschreibung der Krankheit benutzt wurde, sei heute tabu. Schon der englische Arzt und Apotheker James Parkinson habe vor mehr als 200 Jahren als Hauptsymptome neben dem von Medizinern als Tremor bezeichneten Zittern eine zunehmende Steifheit der Muskulatur, die oft in einer gebückten Haltung mündet, sowie eine Verlangsamung und Einschränkung der Beweglichkeit beschrieben. „Heute weiß man, dass Parkinson darüber hinaus auch psychische und geistige Beeinträchtigungen verursacht“, verdeutlicht der Chefarzt.

Etwa 200 Patienten werden hier jährlich betreut

In der Therapie werde mit dem Arzneistoff L–Dopa vor allem der Mangel des Botenstoffs Dopamin bekämpft. Neben der medikamentösen Einstellung sind bei der Reha in Feldberg vor allem physio-, ergo- und logotherapeutische Maßnahmen an der Tagesordnung. Etwa 200 Parkinson-Patienten werden hier jährlich betreut. Dabei orientiert sich die neurologische Abteilung auch an der sogenannten BIG-Therapie, bei der gezielt ausladende Bewegungen trainiert werden, um der Einschränkung des Bewegungsradius‘ entgegenzuwirken. „Das ist für die Patienten sehr anstrengend, aber wenn man das kontinuierlich macht, bessert sich die Beweglichkeit deutlich“, so Dr. Andrichs Erfahrung.

Förderlich seien generell gleichmäßige rhythmische Bewegungen wie beim Nordic Walking, Radfahren, Schwimmen oder Tanzen. „Musikalische Reize in Bewegung umzusetzen, ist doppelt gut“, verheißt der Chefarzt. Vor allem den argentinischen Tango mit seinen gleitenden Bewegungen (statt der akzentuierteren europäischen Variante) wissen die Experten zu schätzen – und haben daher für den Parkinson–Tag in Feldberg auch eine Tango-Trainerin gewonnen. Als thematische Schwerpunkte – diese die werden bei jeder Veranstaltung wechselnd gewählt – stehen zudem Augen- und neurologischen Problemen im Zusammenhang mit der Krankheit im Fokus.

Wunsch nach dichterem Netz der Selbsthilfegruppen

Seit dem Start vor elf Jahren mit rund 150 Besuchern ist der Parkinson-Tag (außer in Pandemie-Zeiten) zur festen Größe im Klinik-Kalender geworden. Genutzt wird diese Gelegenheit auch von Selbsthilfegruppen, die es DPV-Informationen zufolge derzeit etwa in Neubrandenburg, Neustrelitz, Malchin, Anklam, Torgelow und Greifswald sowie auf Usedom gibt. Karin Glause wäre es sehr recht, wenn das Netz dichter würde. Denn die Dunkelziffer der an Parkinson erkrankten Menschen sei angesichts der oft lange unerkannten Symptome hoch, weiß die frühere Sportmedizinerin, die durch ihre langjährige Tätigkeit für ein Pharma-Unternehmen zum Engagement für Parkinson-Patienten kam.

Als Landesbeauftragte der DPV ist sie Ansprechpartnerin, mehrfach auch Leiterin für Selbsthilfegruppen, vermittelt Informationen und Aktivitäten, ist Partnerin für Parkinsontage in Ueckermünde, Plau am See oder eben Feldberg.

Anmeldungen für das Treffen am 5. August in der Fachklinik am Haussee sind möglich bei Karin Glause unter Tel. 0174 9010716 bzw. per Mail an [email protected] sowie direkt in der Klinik unter Tel. 039831 52 423 bzw. per Mail an [email protected].