Geburtshilfe in Neustrelitz
Ida ist das erste Baby nach Kreißsaal-Wiedereröffnung
Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Tobias Lemke
Sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag. „Wir sind wieder vollständig am Netz“, sagt Dr. Ulf Göretzlehner. Der 57-Jährige hat zum 1. Oktober den Chefarztposten in der Gynäkologie und der Geburtshilfe im Neustrelitzer DRK-Krankenhaus übernommen. Zudem konnte das Haus neue Hebammen einstellen beziehungsweise zurückgewinnen. Eine weitere Hebamme werde das Team darüber hinaus ab Dezember unterstützen.
Für Neustrelitz lasse sich damit festhalten, dass die Personalprobleme in der Geburtshilfe gelöst seien, sagt Göretzlehner. Die Arbeit könne wieder sach- und fachgerecht ablaufen. „Landesweit haben wir aber weiterhin das Problem, dass es einfach zu wenig Hebammen und Ärzte gibt“, mahnt der Mediziner.
Am Neustrelitzer DRK-Krankenhaus war man im Sommer nicht um eine vorübergehende Schließung der Geburtenstation herumgekommen. Nachdem drei Hebammen schwanger wurden und eine weitere Mitarbeiterin das Haus verließ, konnte das Schichtsystem nicht mehr aufrechterhalten werden. Seit Oktober konnten sich werdende Mütter nun wieder im Neustrelitzer Kreißsaal anmelden. Seit dem 1. November arbeitet die Geburtenstation vollumfänglich.
Möglich wurde das unter anderem auch durch das Engagement von Christa Hahn. Sie ist eigentlich schon im Ruhestand, hilft aber für ein paar Stunden in der Woche aus. Sie wolle die Zeit bis zur Rückkehr der Kolleginnen überbrücken, die gerade im Babyjahr sind. „Wir haben in den Jahren nach der Wende so hart für den Erhalt der Geburtenstation gekämpft“, erinnert sich die Hebamme. Da wäre es fatal, falls es nun notgedrungen aufgrund fehlenden Personals zur Schließung kommen würde, sagt Hahn.
Neuer Chefarzt kehrt zurück zu seinen Wurzeln
Das kann Annette Franz nur unterstreichen. Die junge Wesenbergerin ist am 4. November zum zweiten Mal Mutter geworden. Ihre kleine Ida erblickte um 1.08 Uhr das Licht der Welt und ist damit das erste Baby seit Wiedereröffnung des Neustrelitzer Kreißsaals.
Trotz der personellen Schwierigkeiten Mitte des Jahres hatte die Krankenhausleitung stets betont, an der Geburtshilfe in Neustrelitz festhalten zu wollen. Im Verbund der DRK-Krankenhäuser ist Neustrelitz im Bundesland das einzige Haus mit einer Geburtenstation. Das klare Statement zum Standort sei für ihn letztlich ausschlaggebend für seinen Wechsel gewesen, sagt Dr. Ulf Göretzlehner.
Außerdem habe es ihn zusammen mit seiner Frau dann doch wieder zurück in die alte Heimat gezogen. Der gebürtige Vorpommer ist in Greifswald und Rostock aufgewachsen, hat ebenfalls im Land an der Greifswalder Universität studiert. Dem folgte die Facharztausbildung in Berlin und Anstellungen an Kliniken in Waren, Güstrow und Wismar. In den vergangenen neun Jahren leitete Göretzlehner als Chefarzt eine Frauenklinik in Baden-Württemberg.