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In der Plastikgalerie Neustrelitz geht eine Ära zu Ende

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Mit der Plastikgalerie Schlosskirche besaß Neustrelitz viele Jahre ein Alleinstellungsmerkmal. Das wird nun aufgegeben. Noch aber gibt’s eine sehr besondere Ausstellung.
Veröffentlicht:13.06.2022, 06:35

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Der Figur wohnt Symbolik inne: Der Bildhauer Uwe Maroske (1951 bis 2020) schuf die Plastik „Verbeugung“ einst als Preis für den Theaterförderverein. Seit Sonnabend steht die Skulptur inmitten anderer Werke des Bildhauers und Malers in der Plastikgalerie Schlosskirche Neustrelitz. Als würde sich ihr Schöpfer auch mit dieser anmutigen und kraftvollen Verbeugung noch einmal verneigen vor diesem einmaligen Ausstellungsort für figürliche Kunst, dem Maroske selbst entscheidend zu Leben und Bedeutung verhalf. Und als Betrachterin möchte man sich auch verbeugen – vor der Lebensleistung dieses Mannes, der nicht müde wurde, selbst Kunstwerke zu schaffen, die über Menschen erzählen. Und der sich immer auch für die Kunst anderer starkmachte.

Arbeiten zeigen Spannbreite menschlicher Gefühle

Auch deshalb konnte 2001 die Plastikgalerie Schlosskirche Neustrelitz entstehen. Anfangs engagierte sich mit dem früheren Neustrelitzer Bürgermeister Georg Huschke, mit dem Kunstwissenschaftler Raimund Hoffmann und mit Uwe Maroske ein Dreigespann für die Präsentation figürlicher Plastik in der Schlosskirche. Werke von Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Gerhard Marcks, Robert Metzkes, Fritz Cremer und Werner Stötzer, dessen Schüler Uwe Maroske war, wurden unter anderem gezeigt. Georg Huschke zog sich später aus Altersgründen zurück. Vor zwei Jahren erkrankte Raimund Hoffmann schwer, Uwe Maroske verstarb 2020 unerwartet.

Die Retrospektive in der Plastikgalerie Schlosskirche Neustrelitz zeigt nun eine Werk-Auswahl des Künstlers, der sich beharrlich gegen die Kommerzialisierung der Kunst ausgesprochen hat und sich nie scheute, auch unbequeme Wege zu gehen. Die Arbeiten zeigen die Spannbreite menschlicher Gefühle, den Schmerz, die Trauer, den Traum, den angekettet leidenden Prometheus. Aber es geht auch um die Energien, die sich beim Tanzen entladen. Der Künstler schafft das, was mit dem normalen Auge des Betrachters gar nicht möglich ist: ein Innehalten in der Bewegung, um den Moment in seiner ganzen Schönheit und Intensität erleben zu können.

Fußstapfen zu groß für das Kulturquartier

Die Berliner Kunstwissenschaftlerin Petra Hornung, die Uwe Maroske und seiner Ehefrau Dorothea seit fast 40 Jahren auf ihrem künstlerischen Weg begleitet, bezeichnete den Künstler am Sonnabend während der Ausstellungseröffnung als ehrlichen, authentischen Menschen, der stets bei sich geblieben ist. „Er hat seine eigenen Überzeugungen immer wieder überprüft, war offen für andere und hat sich nicht nach der Mode ausgerichtet“, machte sie deutlich. Die Schlosskirche ist aus Hornungs Sicht ein einzigartiger Ort, der durch die Plastikgalerie über die Grenzen von Deutschland hinaus bekannt werden konnte. Möglich wurde dies auch, weil die Kuratoren für ihre Ideale lebten, Zeit, Kraft und Herzblut opferten, Fahrer, Diener, Transporter, Manager, Bittsteller, Organisatoren zugleich waren.

Die Retrospektive zum Werk Uwe Maroskes ist gleichzeitig eine Zäsur. Mit der Ausstellung geht die Ära Plastikgalerie Schlosskirche Neustrelitz zu Ende. Die Stadt Neustrelitz hatte sich entschieden, die Schlosskirche in Trägerschaft des Kulturquartiers Mecklenburg-Strelitz zu geben. Dieses sieht sich nicht imstande, in die „großen Fußstapfen“, die die Kuratoren hinterlassen haben, einzutreten, wie es am Sonnabend auch hieß. Die Schlosskirche als ein Ort für Ausstellungen und Veranstaltungen soll aber erhalten bleiben.

Die Ausstellung „1951 bis 2020 UWE MAROSKE RETROSPEKTIVE“ ist noch bis zum 3.  Oktober zu sehen. Sie wurde von Maroskes Tochter Mara kuratiert. Mara Maroske wird während der Ausstellungszeit auch mehrere Führungen anbieten. Am 2.  Juli gibt es zudem ein Konzert in der Schlosskirche mit Jaspar Libuda am Kontrabass.