Angeln

Junge Aale in Strelitzer Seen ausgesetzt

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Neustrelitzer Angler haben sich an einer Tankstelle getroffen. Um Kraftstoff fürs Auto ging es ausnahmsweise nicht, um Nachschub aber schon.
Veröffentlicht:07.05.2021, 17:05

Von:
  • dpa
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Aal statt Öl! Die Neustrelitzer HEM-Tankstelle verwandelte sich am Freitagvormittag kurzzeitig in eine Tankstelle für junge Aale. Fischer Klaus Dieter Dehmel war mit fast 90 Kilogramm zertifiziertem Fisch aus dem Landkreis Ludwigslust-Parchim gekommen, um Aalbesatz für die Mitglieder des Kreisangelvereins Neustrelitz zur Verfügung zustellen. Die jungen Aale haben bereits eine weite Reise hinter sich und dabei internationale Erfahrungen gesammelt.

Zum Laichen wandern die Altfische bis in die Saragossa-See in der Nähe des Bermudadreiecks. Die dort schlüpfenden Larven schwimmen im warmen Wasser des Golfstroms bis vor die Küste Frankreichs, wo sie dann als Glasaale abgefischt werden. In den Niederlanden wachsen sie in Fischfarmen zu sogenannten vorgestreckten Aalen heran, die dann eine Größe von etwa 15 bis 25 Zentimetern haben. „Fischer aus Mecklenburg-Vorpommern kaufen diese Jungtiere in großen Mengen auf und verteilen sie an die Angelvereine“, berichtete der Vereinsvorsitzende Torsten Zell.

Eile war geboten – Fische müssen in die Seen

Insgesamt 16 Seen wurden mit dem Neubesatz versehen. Darunter auch drei Gewässer mit „internationaler Anbindung“, der kleine Drewensee (bei Drewin), der Kleine Schwaberower See (an der Mecklenburgischen Landesgrenze) und der Große Krumme See (unweit von Godendorf) haben durch ihre Anbindung zur Havel indirekte Verbindung zu den Weltmeeren. Deshalb wird der Fischbesatz für diese Gewässer auch durch die EU gefördert, machte Torsten Zell, der Vorsitzende des Kreisangelvereins gegenüber dem Nordkurier deutlich.

Viel Zeit für lange Gespräche war an der HEM-Tanke indessen nicht. Eile war geboten, denn die jungen Aale mussten schnell wieder ins Seewasser. Fünf Kilogramm davon kamen beispielsweise fast um die Ecke in den Glambecker See.

Bei der Verteilung in Neustrelitzer Gewässer erhielten die Angler 14 Kilogramm, die aus EU-Mitteln gefördert werden, und 40 Kilogramm als Vereinsanteil. Die restlichen Jungaale finanzierten sich durch sogenannte Aal-Aktien. Diese kann jeder Bürger, Verein oder auch Betrieb erwerben und erhält dafür eine Urkunde. Ab einem größeren Geldbetrag darf der Aal-Aktienbesitzer sogar nach biologisch sinnvollen Eckdaten bestimmen, wo die Aale eingesetzt werden. „Ein kleiner Dorfteich ist kein dafür geeignetes Gewässer“, verdeutlicht Angler Torsten Zell.

Petrijünger gehen von großen Verlusten aus

Der Kreisangelverein Neustrelitz kaufte Aktien im Wert von 1000 Euro und 500 Euro steuerten die Strelitzer Angelfreunde bei. Damit konnten weitere 35 Kilogramm vorgestreckter Aal erworben und in den Vereinsgewässern ausgesetzt werden. Wie viele der jungen Fische tatsächlich zu ausgewachsenen Aalen werden, die irgendwann wieder beim Angler landen, ist allerdings vollkommen ungewiss. Die Petrijünger gehen von einer großen Verlustquote aus.

Vor allem der fischbegierige Kormoran trage dazu bei, dass sich diese Bestände rapide reduzieren würden. Man geht davon aus, dass nur etwa ein Zehntel der ausgesetzten Fische überleben werde, hieß es am Freitag bei der Aktion der Strelitzer Angler, die im Übrigen jährlich durchgeführt wird.