Klimawandel

Junge Leute retten Moore im Wald bei Feldberg

Feldberg / Lesedauer: 3 min

Es ist zu trocken und der Wald hat viele seiner Feuchtgebiete verloren. Junge Naturschützer können Regen nicht herbeizaubern, aber sie helfen trotzdem.
Veröffentlicht:23.07.2021, 14:27
Aktualisiert:06.01.2022, 21:59

Von:
  • Author ImageMarlies Steffen
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Das dauert wohl noch länger. Seit vier Jahren hat der Graben unweit der Alten Försterei im Balliner Holz kein Wasser mehr gesehen. „2017 hatten wir zum letzten Mal ein niederschlagsreiches Jahr“, erinnert Naturpark-Ranger Axel Griesau. Seitdem ist auch der schmale Wasserlauf, der einst zu einer Mühle führte, trocken gefallen. Angesichts der bislang auch in diesem Jahr viel zu spärlich ausgefallenen Niederschläge sieht es nicht so aus, als würde sich dort in absehbarer Zeit wieder Wasser sammeln können. Dennoch wird der Graben nicht aus den Augen verloren. Früher befand sich dort eine Moorfläche.

Erdplombe gelegt

In dieser Woche haben junge Leute in einem Gemeinschaftsprojekt von BUND und Naturpark Feldberger Seenlandschaft eine Sperre in das Grabenbett gelegt. Eine sogenannte Erdplombe. Ein Gemisch aus Sand und Kies sowie aus Pflanzenresten soll Wasser aufstauen, wenn es denn mal wieder da ist. Es ist eines von 17 Vorhaben im Naturpark Feldberger Seenlandschaft, mit denen Mooren neues Leben eingehaucht soll und die Wasserbilanz in Waldgebieten verbessert werden soll. Nahezu übermächtig erscheint insgesamt die Zahl der trocken gefallenen Moore allein im Naturpark Feldberger Seenlandschaft.

Um die 2300 solcher Flächen sind vorhanden, sagt Naturpark-Ranger Griesau. Die Flächen sind schon vor etlichen Jahren aus der Luft erkundet worden, um sie kartieren zu können. Naturpark-Ranger gehen die Gebiete seitdem ab, um zu klären, ob es sich tatsächlich um Moore handelt. Es ist ein langwieriger Prozess. „Um die 80 Prozent der Flächen haben wir inzwischen besichtigt“, verdeutlicht Axel Griesau.

Tonnenweise Sand und Kies transportiert

Ein vom Menschen über die Jahrhunderte geschaffenes Grabensystem hat die Moore Stück für Stück verschwinden lassen. Bis sie wieder intakt sind, wird auch noch einmal viel Zeit vergehen. Moore sind wichtig für die Natur, sie verbessern die Wasserbilanz im Wald, kühlen ihn sozusagen durch die aufsteigende Feuchtigkeit, reduzieren den CO2-Ausstoß und geben Pflanzen und Tieren Heimat.

Maloche mit Mückenstich

Für die jungen Leute, die in dieser Woche im Balliner Holz unter anderem rund zehn Tonnen Sand und Kies zu drei kleinen Gewässern gekarrt haben, um sie mit zwei Erdstauen zu versehen, ist der Naturschutz eine wichtige Angelegenheit. Selbst zur Naturschutzorganisation BUND gehörend oder ihr nahestehend, haben sie eine Woche ihrer Ferien in dem Camp zur Moorrenaturierung verbracht. „Ich möchte der Natur etwas zurückgeben“, sagt etwa Melissa Heinius, die gerade ihr Abitur gemacht hat und aus Schwerin kommt. Für den Job im Wald nimmt sie auch etliche Mückenstiche in Kauf. „Ich zähle schon gar nicht mehr“, schmunzelt die Schwerinerin. Melissa ist zum ersten Mal bei dem Camp dabei. Lennart Reuters aus Prillwitz hingegen kennt sich schon bestens aus mit Schippe und Schubkarre und den zu bauenden Sperren. Er macht bereits das vierte Mal bei dem Camp mit. In der Woche, in der sich die jungen Leute mit der Moorrenaturierung vertrauter machen, ist indessen nicht nur Maloche mit Mückenstich angesagt. Es gab auch Workshops und eine Paddeltour stand ebenfalls an.

Von den 17 Vorhaben zur Moorrenaturierung, die derzeit im Naturpark Feldberger Seenlandschaft anstehen, sollen vier mit jungen Leuten und im Zusammenarbeit mit dem BUND umgesetzt werden, erfuhr der Nordkurier. Die zu renaturierenden Bereiche liegen außer im Balliner Holz, bei Hinrichshagen, Bredenfelde und in der Feldberger Hütte.