Protest-Aktion
Mahnwache zur Unterstützung von Klimaaktivisten in Lützerath
Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Jana Schrödter
Trotz der kurzfristigen Organisation der Mahnwache zur Unterstützung der Klimaaktivisten in Lützerath in Nordrhein-Westfalen gegen den Braunkohleabbau durch den Großkonzern RWE, kamen am Samstagnachmittag circa 60 Menschen auf dem Marktplatz in Neustrelitz zusammen.
Auf Pappschildern und in Redebeiträgen hatten sie ihren Protest formuliert. „Wir sympathisieren mit den Klimaaktivisten in Lützerath. Einige von uns sind auch auf der Demo vor Ort”, sagte Oskar Rappold, Organisator und stellvertretender Vorsitzender des Jugendbeirates.
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In seinem Redebeitrag wird Rappold deutlich. 280 Millionen Tonnen Braunkohle würden unter Lützerath lagern. Würde man diese verbrennen, entstehe soviel CO2 wie Griechenland in einem Jahr verbrauchen würde, sagte er.
Mitglieder der Bewegung Fridays for Future (FfF) standen Seite an Seite mit dem Jugendbeirat, um den Klimaaktivisten in Lützerath ihre Unterstützung zu zeigen. Sie wären auch gern selbst vor Ort gewesen, doch die Bahnpreise hätten sich innerhalb eines Tages verdoppelt. Auf die Hinreise mit dem Auto oder Flugzeug wurde aus Umweltaspekten verzichtet.
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Jugendbeirat und Fridays for Future (FfF) Mitglieder waren sich einig, dass ihre Hoffnung auf einer Zukunft im Einklang mit der Natur liege und dass es zur Energieversorgungssicherheit keine Kohle brauche. „Wir haben die Pflicht für zukünftige Generationen zu kämpfen und wir sind in Gedanken in Lützerath”, so eine Sprecherin von FfF.
Elena Weingarth war mit ihrem kleinen Sohn Jan zur Mahnwache gekommen. „Jeder Kubikmeter, der rauskommt, landet in der Atmosphäre. Es ist traurig. Wir haben das fossile Zeitalter noch immer nicht überwunden”, sagte sie. Weingarth war bereits im Alter von einem Jahr mit ihren Eltern auf einer Anti-Atomkraftdemo in Bayern. Auch an der „Fuck Chirac”-Demo in Berlin hat sie teilgenommen. „Meine Eltern haben mein ökologisches Denken geprägt und jetzt gehe ich mit meinem Sohn auf Demos”, so Weingarth.
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Auch Stadtpräsident Ernst-August von der Wense und Stadtvertreter Thomas Kowarik waren bei der Mahnwache, um die jungen Leute zu unterstützen.
RWE hatte Lützerath gegen den Willen der Einwohner umsiedeln lassen, um die Braunkohle unter dem Dorf zu seinen Gunsten zu verarbeiten. Daraufhin haben sich Klimaaktivisten aus dem ganzen Land in Lützerath zu Demonstrationen zusammengefunden, um die Räumungsarbeiten aufzuhalten.
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Die Polizei versuchte das Gelände seit dem 11. Januar unter erheblichem Widerstand der Aktivisten zu räumen. Einige der Demonstranten verschanzten sich, nachdem die Sitzblockaden durch die Polizei aufgelöst worden waren, in einem Tunnel, um sich dem Zugriff der Polizei zu entziehen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die Demonstranten zu vertreiben.
Im Frühjahr 2020 verließ der letzte Einwohner das Dorf Lützerath. In die verlassenen Häuser zogen die Aktivisten ein, um sich mit aller Macht gegen den Abbau der Kohle zu stemmen. „Es ist ein Widerstand gegen die klimaschädliche Politik. Das Pariser Klimaabkommen mit seinem 1,5 Grad Ziel wird durch das Abbrennen der Kohle verhindert”, erklärt Rappold. Der Kohleausstieg ist erst für das Jahr 2030 geplant.