Eurofighter

Mehr Militär-Flüge über MV wegen Ukraine-Krieg

Kratzeburg / Lesedauer: 3 min

Dass derzeit so viele Militär-Flugzeuge am Himmel über der Seenplatte unterwegs sind, hängt offenbar auch mit dem Ukraine-Krieg zusammen.
Veröffentlicht:03.03.2022, 17:42
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Über den Nordosten, vor allem im Bereich Seenplatte, sind zuletzt etliche Kampfflugzeuge hinweggeflogen – teilweise gab es dabei auch Überschallknalls. Bei den Flugzeugen handelt es sich in erster Linie um Eurofighter aus Laage, die im östlichen Landesteil ihre Übungszone am Himmel haben. Für die nächsten Jahre sind dort mehr Flugzeuge als sonst stationiert, weil der Fliegerhorst auch Ausweichquartier für 19 Kampfjets aus Wittmund (Ostfriesland) ist. Der dortige Fliegerhorst wird saniert.

Flüge offenbar auch mit Bezug zum Ukraine-Krieg

Die Luftwaffe, die normalerweise recht detailliert über Übungsflüge Auskunft gibt, wollte sich auf Nordkurier-Anfrage nicht näher zum aktuellen militärischen Flugbetrieb äußern - dies hängt offenbar mit dem Krieg in der Ukraine zusammen: „Ich kann Ihnen vor dem Hintergrund der aktuellen Situation keine Details zu unseren Flügen nennen“, sagte ein Sprecher der Luftwaffe auf Anfrage: „Dieses begründet sich in der militärischen Sicherheit und Geheimhaltung, aber so viel sei gesagt: Wir schützen momentan-zusammen mit unseren NATO-Verbündeten-nicht nur unseren Luftraum, sondern auch Teile der NATO-Ostflanke. Diesem Auftrag gehen wir mit großer Sorgfalt und Ernsthaftigkeit nach.“ Die Bundeswehr müsse sich aus taktischen und strategischen Gründen mit ihren Informationen zurückhalten, da die deutsche Presse auch vom Feind beobachtet werde.

Das Luftfahrtamt der Bundeswehr bestätigte unser Redaktion später dann allerdings doch noch, dass es in dieser Woche zahlreiche Übungsflüge über dem Nordosten gegeben habe – etwa am 1. März.

Viele Nordkurier-Leser stören sich an den Flügen

Anwohner stören sich schon lange am Fluglärm der Jets, zumal es 2019 bei einer Übung einen verheerenden Absturz über dem Fleesensee mit einem Toten gab. Derzeit tritt aber noch ein weiterer Aspekt hinzu, den eine Nordkurier-Leserin auf Instagram so formulierte: „Gerade in der jetzigen Situation können sie sich ihre Manöver sparen“, schrieb sie mit Bezug zum Ukraine-Krieg an unsere Redaktion und befand: „Kein Feingefühl!“ Dafür gab es viel Zustimmung. Andere Leser verteidigen die Flüge wiederum. Irgendwo müsse die Luftwaffe ja schließlich üben. Eine Leserin schreibt etwa: „Sorry, aber gerade jetzt muss mehr geschehen. Ich finde, gerade nun ist es Zeit, dass die Bundeswehr allgemein im Vordergrund ist, weil sie auch für unsere Sicherheit sorgen.“

Ein weiterer Leser aus der Region schrieb: „Wenn Sie nicht üben, ist das Geschrei groß, falls die Jets doch mal zum Einsatz kommen und es alles nicht reibungslos funktioniert.“ Er hält die Kritik für unnötig. „Ich persönlich finde es auch nicht schön, aber wenn man nicht übt, kann es im Ernstfall auch doof ausgehen.“ Fernando Schmidt aus Torgelow sieht das anders: „Wir als Deutsche haben in der ganzen Auseinandersetzung überhaupt nichts zu suchen. Wir haben eine Vergangenheit, die man nicht vergessen darf. Wir können vermitteln, aber nicht noch mehr anheizen. Militär und Waffen, das sollte für Deutschland Tabu sein.”

Im Tiefflug über Waren

Im Sinkflug sollen die Flieger am Donnerstag auch über Waren hinweg gezogen sein. „Einfach schrecklich“, sei das gewesen, wie Christine Borsch, die im Wohngebiet am Papenberg wohnt, dem Nordkurier berichtete. Dabei kenne sie das Leben mit den Fliegern in der Region: „Ich habe Verständnis dafür, ich weiß, dass die Soldaten Übungsstunden sammeln müssen.“ So laut wie am Donnerstag sei es aber noch nie gewesen. Die Anwohnerin schätzt, dass die Flieger bei ihren Manövern weniger als die erlaubten 500 Höhenmeter flogen und mehr als zwei Stunden lang unterwegs waren. Zudem habe ein Düsenjäger eine schwarze Rauchfahne hinter sich hergezogen. „Da habe ich mir gedacht, wir haben Krieg“, beschreibt die Frau Borsch ihren ersten Gedanken. „Das ist unmöglich in diesen Zeiten“, die Menschen bekämen Angst, gerade weil in der Gegend vor knapp drei Jahren die beiden Eurofighter bei einem Übungsflug abgestürzt waren.