Forstwirtschaft
▶ Mit diesen wertvollen Bäumen wollen Förster Kasse machen
Priepert / Lesedauer: 4 min

Tobias Lemke
Der Wald rechnet sich. Das zaubert nicht nur Steffen Kühn, der im Forstamt Mirow für die Holzvermarktung zuständig ist, ein Lächeln ins Gesicht, sondern allen Mitarbeitern in der Forst. Immerhin muss die Waldwirtschaft für mehrere Jahrzehnte im Voraus planen. Geerntet wird heute das, was Vorgängergenerationen an Förstern in den Waldboden gesetzt haben.
Da freut es, dass Holz aktuell ein gefragtes Gut ist. Nachdem die Preise Anfang 2021 zunächst nur im Handel anzogen, schlage die Entwicklung seit Ende des Vorjahres nun auch bei den Produzenten durch, also bei der Forstwirtschaft, sagt Kühn. Die Mirower Reviere trumpfen dabei insbesondere mit einer Baumart auf: der Kiefer. „Die Strelitzer Kiefer ist ein echter Markenname. Jeder Sägewerker weiß damit etwas anzufangen“, sagt Kühn.
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Handverlesene Bäume werden jetzt gefällt
Rund 100 Festmeter bzw. um die 120 Kiefern werden derzeit bei Priepert gefällt. Bei jährlich 6000 Festmeter Einschlag im Forstrevier und 40 000 Festmeter im gesamten Mirower Forstamt ist das zwar nur ein kleiner Bruchteil, aber die Bäume, die aktuell bei Priepert fallen, sind sozusagen handverlesen.
Revierförsterin Heike Roth hatte in dem vier Hektar großen Gebiet einerseits hochwertige Stämme markiert und anderseits die, die wegen Schadstellen oder anderer Makel im Wald verbleiben sollen. „Diese Verluste werden toleriert, was letztlich wieder einer gesunden Ökologie im Wald zugutekommt“, erklärt Kühn. Denn Bäume, die wegen Fäulnis, Hohlstellen oder schlechtem Wuchs für die Holzverarbeiter als minderwertig gelten, sind für Vögel und Insekten wiederum ein wertvoller Lebensraum.
Um die 150 Jahre alt sind die Kiefern, die nun aus dem Wald geholt werden. Besondere Prachtexemplare sollen als Wertholz vermarktet werden. „Ihr Holz wird zum Beispiel beim Bauen im Sichtbereich für Deckenbalken, Dielen oder Treppen verwendet“, schildert Kühn. Mit solchen Wertholzstämmen können die Förster schon mal den dreifachen Preis erzielen. Der große Löwenanteil der gefällten Kiefern, wie übrigens auch des gesamten jährlichen Einschlags, geht aber zum Normalpreis an die Sägewerke und wird zu Bauholz, Paletten, Spanplatten oder für die Papierherstellung verwendet. Lediglich drei bis vier Prozent werden als Brenn- oder sogenanntes Energieholz verkauft. Im Forstamt Mirow entfällt dabei 90 Prozent des Einschlags auf Nadelholz.
Das Areal bei Priepert gilt in der Fachsprache der Förster zwar als Endnutzungsfläche, aber vorbei ist es hier noch lange nicht mit dem Wald.
Hier ein Video von den Fällarbeiten:
Buchen und Birken wachsen nun heran
In dem Gebiet wächst längst schon die nächste Baumgeneration heran. Rund 25 Jahre alte Buchen und Birken bilden unter den Kronen der Kiefern bereits den neuen Wald. Der brauche jetzt auch mehr Licht von oben, erklärt Revierleiterin Roth den Eingriff dieser Tage. Was die Aufforstung betrifft, so setzen die Forstleute ungefähr zu zwei Dritteln auf die Naturverjüngung. Das bedeutet aber nicht, dass nun gar nichts mehr zu tun sei, damit ein neuer Wald nachwächst. „Es gilt den Jahresrhythmus der Bäume im Blick zu haben“, erklärt Kühn. Die Kiefer werfe etwa Ende März ihre Samen ab. Damit diese optimale Keimbedingungen vorfinden, muss der Boden zum richtigen Zeitpunkt vorbereitet sein. Kiefern bevorzugen zum Beispiel mineralhaltige Böden. Die Naturverjüngung ist am Ende nicht nur kostengünstiger als das Pflanzen von Setzlingen, sondern liefert aus Sicht der Förster auch stabilere Bestände.
Sturm hat bewiesen: Mischwälder sind stabiler
„Der Waldumbau läuft seit Jahrzehnten und in Teilen haben wir schon eine gute Durchmischung erreicht“, sagt Kühn. Gegenüber der reinen Monokultur habe sich dieser Weg als der ökologisch und am Ende auch ökonomisch bessere herausgestellt. Gerade erst der jüngste Sturm habe bewiesen, dass Mischwälder weitaus stabiler stehen. Auch was die Widerstandskraft gegenüber Schädlingen betrifft, seien sie im Vorteil. Hier zeigen die in den Vorjahren stark geschädigten Fichtenkulturen in anderen Gegenden Deutschlands, wie es schieflaufen kann und jahrzehntelange Vorarbeit binnen kurzer Zeit zunichtegemacht ist.