Reisen
Motorrad-Abenteurerin erzählt über Reisen von Asien nach Neustrelitz
Neustrelitz / Lesedauer: 5 min

Bastian Bönisch
Nordkurier-Reporter Bastian Bönisch hat die Reisebegeisterte Michaela Münzberg nach ihren Erlebnissen befragt:
Frau Münzberg, was fasziniert Sie so sehr am Reisen?
Die Vielfalt all dessen, was eine Gegend ausmacht: Landschaft, Kultur, Handwerkskunst oder auch die regionale Küche. Aber auch die Möglichkeit, an meine Grenzen zu gehen und diese zu verschieben. Am Allerwichtigsten sind mir die Begegnungen mit Menschen, denn diese erfüllen eine Reise erst mit Leben.
Ihre nächste Reise wird nach Neustrelitz gehen ‐– sind solche innerdeutschen Reisen für Sie überhaupt faszinierend, wenn Sie ansonsten in der gesamten Welt unterwegs sind?
Absolut! Als die internationalen Reisen 2020 durch die Pandemie nicht beziehungsweise nicht ohne größere Auflagen möglich waren, entschied ich mich zu einer Grenzerfahrung der besonderen Art. Anstatt nach St. Petersburg fuhr ich mit dem Motorrad entlang der deutschen Außengrenze einmal rund um unser Land. Dabei habe ich unser Land nochmal mit ganz anderen Augen gesehen und mich neu in unsere Heimat verliebt.

Auf meinen Vortragstouren versuche ich auch stets, mir einen kleinen Zeitpuffer einzubauen, damit ich die Veranstaltungsorte erkunden kann. Dabei habe ich schon so manches Schätzchen entdeckt! Als ich im vergangenen Jahr in Neustrelitz war, hat mich besonders der symmetrische Marktplatz und die überdimensionale Strelitzie beeindruckt. Bei meiner diesjährigen Tour habe ich mir vorgenommen, bei hoffentlich besserem Wetter im Schlossgarten etwas entspannen zu können.

Sie sind besonders viel auf dem asiatischen Kontinent unterwegs. Was fasziniert Sie an Asien besonders?
Asien ist ein riesiger Kontinent mit sehr vielen Facetten. Deshalb kann ich nur für den Teil sprechen, den ich besucht habe ‐ also Bali, Nepal, Indien, Thailand und Tibet. Mich fasziniert die Gelassenheit der Menschen, mit der sie teilweise große Herausforderungen bewältigen. Der Fokus liegt hier vielmehr auf ideellen Werten als am Materiellen. Selbst arme Menschen jammern nicht, sondern freuen sich an den kleinen Dingen des Lebens. Diese Lebensphilosophie versuche ich mir zu bewahren.
Wann haben Sie Ihre Faszination für das Reisen entdeckt?
Mein Vati ist leider sehr früh verstorben. Aber er hat mir etwas sehr kostbares hinterlassen ‐ ein Regal voller Bücher und die Neugier auf fremde Kulturen. Ich habe mich bereits als junges Mädchen in Reiseberichte und Reportagen vertieft. Als Ostkind immer mit dem Bewusstsein, dass ich eh nie all diese fremden Länder mit eigenen Augen sehen kann. Mir blieben die Träume, die nach und nach verblassten. Als ich mit Mitte 40 nach einer OP voller Bange auf den Befund gewartet habe, habe ich mir selber versprochen: „Wenn du hier mit heiler Haut davon kommst, dann lebst du deine Träume!“ Und das habe ich dann getan ‐ intensiv und voller Leidenschaft.

Was wollen Sie Kindern und Jugendlichen bei Ihrem Vortrag vermitteln?
Die Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft. Deshalb möchte ich meine Erfahrungen mit ihnen teilen und ihnen Einblicke in das Leben ihrer Altersgenossen am anderen Ende der Welt geben: Sie ermutigen, über Ängste zu sprechen. Ich möchte ihnen nahebringen, dass unser hiesiges Lebensniveau nicht selbstverständlich ist, ihnen die Angst vor fremden Kulturen nehmen und, was besonders wichtig ist, den gegenseitigen Respekt fördern.
Wofür interessieren sich Kinder hauptsächlich, wenn Sie von Ihren Reisen berichten?
Im Gegensatz zu der von Erwachsenen fast immer zuerst gestellten Frage „Was kostet denn so eine Reise und woher nehmen Sie das Geld?“ sind die Fragen der Kinder sehr banal und pragmatisch: Warum essen die Menschen in Nepal mit den Fingern? Welche Sprachen sprechen Sie? Wie gehen die Kinder in Bali aufs Klo? Wieviel Stunden Unterricht haben die Kinder pro Tag? Was bedeutet der rote Punkt auf der Stirn?
Aber es gibt auch sehr berührende und mitfühlende Fragen, wie beispielsweise: Haben Sie Ihre Familie vermisst, als Sie im Waisenhaus gearbeitet haben? Auf die Fragerunden mit den Kindern freue ich mich immer besonders, denn sie sind unvoreingenommen und lassen auch mich vieles aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Wie geht es nach der Neustrelitz-Reise für Sie weiter?
Bis Anfang Dezember bin ich noch auf Vortragstour in verschiedenen Institutionen, wie beispielsweise in Schulen, Reha-Kliniken und sogar auch im Gefängnis. Danach gibt es eine zweimonatige Vortragspause, während der ich die kommende Saison vorbereite und neue Konzepte erarbeite. Und was das Reisen betrifft: Ich habe eine lange Liste voller Reisewünsche. Aber ich entscheide dann stets je nach zur Verfügung stehenden Zeit und finanziellen Budget, wohin es geht. Im Sommer aber werde ich natürlich wieder eine ausgiebige Motorradtour machen – wenn ich es schaffe, bis nach Istanbul!
Vortrag am Dienstag
Der Vortrag für Kinder und Jugendliche von Michaela Münzberg findet am Dienstag, 21. November, im Neustrelitzer Kulturquartier statt. Die Veranstaltung beginnt um 15.30 Uhr, der Eintritt kostet 3 Euro. Eine Anmeldung ist per Mail unter [email protected] oder telefonisch unter der Nummer 03981 2390999 möglich.
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