Tiermedizin

Neue Gebührenordnung für Tierärzte – Tierschützer in Sorge

Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Gerade Tierbesitzer, die wenig Geld haben, werden sich wohl künftig überlegen, einen Tierarzt aufzusuchen. Schuld daran ist eine neue Gebührenordnung.
Veröffentlicht:11.11.2022, 05:21
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Von:
  • Author ImageJana Schrödter
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Was da auf Herrchen oder Frauchen auch in der Strelitzer Region zukommt, wird sie nicht glücklich machen. Denn die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) soll ab dem 22. November gültig sein und könnte sich als eine bittere Pille erweisen. Dann müssen sie für den Besuch beim Tierarzt und für Medikamente mehr bezahlen, wenn ihre geliebten Schützlinge, egal, ob es sich um Hund, Katze oder Maus handelt, krank werden sollten oder zur Kontrolle in die Sprechstunde müssten. Aber auch die Tierschützer haben an der neuen Regelung zu knabbern. Wie sollen sie damit umgehen?

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Tierheim kämpft noch mit anderen Schwierigkeiten

Der Tierschutzverein Neustrelitz steht beispielsweise regelmäßig in Kontakt mit seinem Tierarzt. Der Vereinsvorsitzende, Silvio Schwarz, sagt, dass es stark auf den Tierbestand ankomme, wie hoch die Tierarztkosten für Tierheimhunde und -Katzen schlussendlich ausfallen. Derzeit würden sie sich noch in Grenzen halten, fügt er hinzu. Steigt der Tierbestand an beziehungsweise müssen viele kranke Tiere mit einem Mal tierärztlich versorgt werden, dann müsse logischerweise auch mehr bezahlt werden. „Wenn wir natürlich viele beeinträchtigte Tiere aufnehmen müssen wie im letzten Jahr die Penzliner Welpen, wird es teurer“, so Schwarz. Zur Erinnerung: Ende 2021 hatte das Tierheim Neustrelitz 23 vernachlässigte Welpen aus dem Einfamilienhaus in Penzlin gerettet. Die mussten erst aufgepäppelt werden, bis sie weitervermittelt werden konnten. Das Tierheim Neustrelitz kämpft nicht nur mit steigenden Preisen für die tiermedizinische Versorgung, auch die Energiekosten und der Mindestlohn drücken aufs Budget, heißt es von Schwarz. Anfang des Jahres gab es zum Beispiel die Änderung der Tierschutz-Hundehalterverordnung. Damit gilt nun auch im Umgang mit Fundhunden ein anderer Personalschlüssel. Hierdurch gerät die aktuelle Finanzierung ebenfalls in Schieflage. Denn nun braucht es mehr Personal, um den Anforderungen gerecht zu werden. „Das lässt sich nicht im Ehrenamt bewältigen“, macht der Vereinsvorsitzende deutlich.

Bei anderen Tierschutzvereinen sieht die Situation nicht besser aus. Im Katzenparadies Neustrelitz werden immer mehr Tiere abgegeben – wegen der steigenden Kosten, erläutert Manuela Jeschke die Situation. Sie rechne in Zukunft mit einer Zunahme der Tierarztkosten um das Doppelte. Besonders die Kastration ausgesetzter Katzen schlägt enorm zu Buche. „In diesem Jahr haben wir bereits 16 000 Euro an Arztkosten zu verbuchen. Die Hälfte davon wird für Kastrationen gebraucht“, sagt Jeschke. Zwei große Aktionen, um 31 Katzen und Kater zu sterilisieren bzw. zu kastrieren, seien auf den Dörfern der Umgebung in Planung.

Die neue Regelung bringt den Medizinern Vorteile

Doch nicht alles ist negativ, was mit der neuen Gebührenordnung zusammenhängt. Und während die Tierschützer die laufenden medizinischen Kosten irgendwie stemmen müssen und oft auch auf Spendengelder angewiesen sind, bringt sie für die Tiermediziner auch Vorteile. Neuere medizinische Verfahren wie die Computertomografie werden künftig berücksichtigt. Auch Wegegelder können dann verpflichtend abgerechnet werden. „Die Anpassung der Gebührenordnung war längst überfällig, um sicherzustellen, dass eine Tierarztpraxis wirtschaftlich geführt werden kann. Nur so kann eine flächendeckende Versorgung der Tiere gewährleistet werden“, erläutert der Präsident der Bundestierärztekammer (BTK), Dr. Uwe Tiedemann.

Tierarzt besorgt

Bei Dr. Frank Dieffenbacher aus Neustrelitz steht das Tierwohl im Vordergrund. Trotzdem werden Untersuchungen für Hund, Katze, Maus und Pferd kostenintensiver, ebenso Injektionen und OPs sowie Kastrationen und Sterilisationen, hebt er hervor. „In der neuen Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) wird nach gesetzlicher Vorlage geregelt, dass alle Leistungen teurer werden. Ich muss das nicht haben, kann mich aber als Tierarzt dem nicht entziehen“, sagt er. Bei Nichteinhaltung der GOT verhänge die Tierärztekammer Ordnungsstrafen, so der Tiermediziner. Gerade für Besitzer chronisch kranker Tiere, zum Beispiel Katzen, die an Diabetes leiden, wird es schwieriger, da sie öfter begutachtet werden müssen. „Fürs Tier ist es dann natürlich auch schlecht, gerade wenn die Leute nicht so betucht sind“, so Dieffenbacher, der voraussichtlich zu Weihnachten seinen neuen Praxissitz in der Wilhelm-Stolte-Straße im ehemaligen Gefängnis in Altstrelitz beziehen wird.