Demonstration
Protestradeln gegen B96-Ausbau schließen sich gut 100 Menschen an
Usadel / Lesedauer: 3 min

Heike Sommer
Angeführt von einem Polizeiauto startet der Neustrelitzer Fahrradkorso am Sonnabendvormittag vom Marktplatz aus in Richtung Usadel. Etwa vierzig Leute waren hier dem Aufruf des Aktionsbündnisse „B96-Ausbau: So nicht!“ gefolgt. Zeitgleich schwangen sich auch in Neubrandenburg B96-Ausbau-Gegner auf ihre Räder. Dieser Tross wuchs im Verlauf der Tour bis Usadel auf gut 60 Teilnehmer an.
Der aus Neubrandenburg kommende Fahrradpulk musste allerdings ohne Polizei-Begleitung die 15 Kilometer auf der Bundesstraße bewältigen. In beiden Richtungen hatten sich lange Autoschlangen hinter den Radfahrern gebildet. „Manche einer verwechselte leider die Bremse mit dem Gaspedal“, schilderte Annett Beitz am Ziel der Sternfahrt – die Aussichtsplattform in Usadel. Hier hatte das Aktionsbündnis Infostände, Bänke und Getränke bereitgestellt.

Von der Aktion fühlten sich nicht nur Radfahrer angesprochen. So trafen in Usadel auch motorisierten B-96-Anrainer ein. Ohnehin wurde die Veranstaltung noch von all jenen vor Ort verstärkt, die sich ohnehin jeden ersten Sonntag im Monat dem Protestspaziergang des Aktionsbündnisses in Usadel anschließen.
„Noch nie einen Stau auf der B96 erlebt“
Katarina Waschitzek hat in all den Jahren, seit es das Aktionsbündnis gibt, wohl keine Veranstaltung dazu versäumt. „Ich wohne in Nonnenmühle und fahre jeden Tag über die B96 zur Arbeit. Ich habe bisher keinen einzigen Stau erlebt“, sagt sie. Für sie sind die Planungen zum Ausbau völlig überdimensioniert. „Eine B96 mit Ausweichspuren, da wäre ich dafür. Aber was der Entwurf zeigt, passt nicht mehr in unsere Zeit. Das zieht eine wahnsinnige Flächenversiegelung und Umweltzerstörung nach sich. So was möchte ich meinen Enkeln nicht hinterlassen“, erklärte sie vor den Anwesenden.
Auch als Steuerzahlerin sei sie nicht einverstanden damit, dass für drei Minuten eingesparte Fahrzeit 100 Millionen Euro ausgegeben werden. „Vermutlich werden es bei der Baupreisentwicklung 300 Millionen Euro“, fügte sie hinzu.

Aus dem benachbarten Land Brandenburg war Bernhard Hoffmann vom dortigen Bündnis „B 96-Ausbau: so nicht!“ mit Bahn und Fahrrad nach Usadel gekommen. Er hatte sich in Neustrelitz den Protestradlern angeschlossen. Auf dem B96-Abschnitt zwischen Oranienburg-Nord und Löwenberg soll eine vierspurige Straße zusätzlich zu der weiter bestehenden B96 gebaut werden.
Auf Klage vorbereiten
Hier ist man im Planungsprozess schon einen Schritt weiter, informierte er. Das Planfeststellungsverfahren wurde im Februar dieses Jahres begonnen. Das Bündnis hat Klage dagegen eingereicht. Die 300-Seiten umfassende Klageschrift fußt darauf, dass in der Entwurfsplanung gegen Wasserschutz, Klimaschutz und Artenschutz verstoßen wird. „Wir sind sicher, dass bei den Planungen an vielen Stellen nicht ordentlich gearbeitet wurde“, sagt Hoffmann.
Er riet dem hiesigen Bündnis, sich schon jetzt auf eine derartige Klage vorzubereiten. „Wir hatten nur zehn Wochen Zeit dafür und mussten 5000 Seiten durchackern“, schildert er. Zudem koste so etwas viel Geld. „Wir haben 35.000 Euro Spenden dafür gesammelt, 9000 Euro kamen aus MV. Dennoch fehlen uns noch 7000 Euro“, sagt er. Auch das hiesige Bündnis hat gespendet. „Wir erhoffen uns von der Klage eine Signalwirkung auf die übrigen Abschnitte der B96“, sagt die Neubrandenburgerin Annett Beitz.