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Bäume gefällt

Rasierte Streuobstwiese sorgt in Blankensee für Ärger

Blankensee / Lesedauer: 3 min

So war das nicht abgesprochen. In Blankensee sind Einwohner, Gemeindevertreter und der Bürgermeister sauer über gefällte Obstbäume.
Veröffentlicht:16.02.2022, 06:43

Von:
  • Tobias Lemke
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Nur ein einziger Apfelbaum blieb stehen – ausgerechnet der, der im schlechtesten Zustand ist. Arko Mühlenberg, Bürgermeister in Blankensee (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte), und Gemeindevertreter Cornell Reinhold sind stinksauer. In der vorigen Woche wurde die Streuobstwiese am Bahnübergang in Blankensee nahezu komplett gefällt. Rund zehn Apfel- und Birnenbäume fielen der Motorsäge zum Opfer. „So war das nicht abgesprochen. Mit dem Kahlschlag sind wir nicht einverstanden, man hätte mindestens die Hälfte der Bäume stehen lassen können“, sagt Mühlenberg.

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Vorbereitung für die Sanierung der Ortsdurchfahrt

Hintergrund der Fällaktion sind die Vorbereitungen für die Sanierung der Blankenseer Ortsdurchfahrt. Die Straße müsse dringend um- und ausgebaut werden, erklärt André Horn vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr MV. Der Ausbau hätte längst erfolgen müssen, scheiterte jedoch stets an der Entwässerung. Nach vielen Jahren der Planung sei nun eine Lösung für den Bau einer Entwässerungsanlage gefunden. „Gemeinsam mit der Gemeinde und der Unteren Wasserbehörde wurde ein Entwässerungskonzept erarbeitet, das auch den Löschwasserbedarf der Gemeinde berücksichtigt“, sagt Horn. Auf der Fläche, die jetzt durch die Fällung vorbereitet wurde, muss eine notwendige Regenwasserversickerungsanlage gebaut werden. Der vorgeschaltete Zwischenspeicher als Betonbehälter wird dann von der Gemeinde als Löschwasserspeicher genutzt werden.

Hier war früher ein Schrebergarten

Das sei vor Ort auch bekannt gewesen und wurde eingesehen, sagt Blankensees Bürgermeister. Nur: Der Regenwasserspeicher entstehe eben auf einer Fläche vor der Obstbaumwiese und für den Überlauf müsse aus seiner Sicht höchstens ein Teil der Wiese beansprucht werden, so Mühlenberg. Zudem sei bei der Vorstellung der Pläne im Bauausschuss seitens der Straßenplaner nie die Rede von nötigen Baumfällungen auf der Wiese gewesen, fügt Reinhold an. „Vielmehr war bekannt, dass uns als Gemeinde die Streuobstwiese wichtig ist“, betont er. An der Stelle gab es früher einen Schrebergarten. Die Obstbäume müssen aus den 1960er Jahren stammen. Später hat die Gemeinde die Fläche zu einem Rastplatz für Radler auf dem Mecklenburgischen Seen-Radweg umgestaltet. Der Radweg verläuft direkt hinter der Wiese auf dem alten Bahndamm in Richtung Woldegk.

Warum wurde nicht noch mal der Telefonhörer in die Hand genommen, um nachzufragen?, kritisieren die Vertreter der Gemeinde eine mangelhafte Absprache. An anderer Stelle, etwa wenn es um drei Kiefern am Sportplatz oder alte brüchige Linden im Dorf geht, würden sich die Behörden hingegen schwertun mit einer Genehmigung. Hier nun wurde plötzlich über die Köpfe hinwegentschieden. „Das kostet der Kommune alles Geld. Wir wollen eine Nachpflanzung haben“, sagt Mühlenberg.

Neue Streuobstwiese wird dafür in Krienke gepflanzt

Eine andere Möglichkeit der Straßenentwässerung konnte in den langen Jahren der Planung mangels fehlender Alternativen nicht herausgearbeitet werden, heißt es aus dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Die Lösung sei mit der Gemeinde und dem Amt Neustrelitz-Land ausführlich besprochen worden, unter anderem auch bei Terminen vor Ort. Die Fällungen seien zudem in den Plänen dargestellt. „Wir bedauern, dass die Gemeindevertreter nun den Eindruck haben, dass der Umfang nie so dargestellt wurde beziehungsweise ihnen nicht bewusst gewesen sei. Wir nehmen diesen Sachverhalt zum Anstoß, um die Kommunikation mit der Gemeinde weiter zu verbessern“, sagt Horn.

Was einen Ausgleich für den Eingriff in Natur betrifft, so soll eine neue Streuobstwiese auf einer Gesamtfläche von 880 Quadratmeter angepflanzt werden. Das jedoch nicht in der Gemeinde Blankensee, sondern in Krienke. Der Baubeginn für die Entwässerungsanlage ist ab Sommer dieses Jahres geplant.