Rede auf dem Neustrelitzer Schlossberg hat ein Nachspiel
Neustreltitz / Lesedauer: 3 min

Der Auftritt des Residenzschlossvereins anlässlich der Enthüllung einer Erinnerungstafel „Ort der Demokratiegeschichte“ am Sonntag auf dem Neustrelitzer Schlossberg hat noch ein Nachspiel. Von dem Verein erwartet die Arbeitsgemeinschaft (AG) „Orte der Demokratiegeschichte” eine Stellungnahme über sein Vorgehen. Das hat Stephan Zänker vom Sekretariat der AG dem Nordkurier am Montag bestätigt.
Demnach ist derzeit noch nicht absehbar, „wie die weitere Zusammenarbeit mit dem Residenzschlossverein zukünftig aussehen kann“. Der Verein ist Mitglied in der AG. Bislang habe er versichert, dass er mit den Werten und Grundsätzen der AG, wie sie im „Hambacher Manifest“ festgelegt sind, übereinstimme. Dabei handelt es sich um das Gründungsdokument der AG Orte der Demokratiegeschichte.
Der Residenzschlossverein Neustrelitz hatte am Sonntag auf dem Schlossberg die Enthüllung einer Erinnerungs-Tafel „Ort der Demokratiegeschichte“ als Plattform genutzt, um gegen den Corona-Politik der Bundesregierung zu Felde zu ziehen und einen Demokratieverlust im Lande zu beklagen, der auch mit der massiven Einschränkung von Grundwerten einhergehe. Der Vereinsvorsitzende Jürgen Hasse hatte dafür einen nicht selbst verfassten Text gelesen. Den Autor des Textes verschwieg Haase bei seinem Auftritt. Wie der Nordkurier erfuhr, stammt er von dem Autoren Ulrich Teusch.
„Vereinschef hätte für den Ort und das Thema werben sollen”
Von diesem Text distanziert sich die AG „Orte der Demokratiegeschichte”. Der Residenzschlossverein hat demnach über den Text im Alleingang befunden, obwohl die Veranstaltung gemeinsam mit der AG initiiert worden sei. „Wir sind davon ausgegangen, dass Herr Haase als Vorsitzender des Residenzschlossvereins ein dem Anlass würdiges Grußwort halten würde“, machte Stephan Zänker die Erwartungshaltung der AG deutlich.
Für die AG ist zudem besonders bedauerlich, dass der Redner als Vertreter des Residenzschlossvereins die Gelegenheit ungenutzt ließ, für den Ort und für das Thema der Demokratiegeschichte zu werben. „So war es eine verpasste Chance, die Bürgerinnen und Bürger von Neustrelitz von der Bedeutung ihres Schlossturms zu überzeugen“.
Polarisierender Text „kurzfristig nicht hilfreich“
Markus Lang, der für die AG „Orte der Demokratiegeschichte” am Sonntag vor Ort war, machte deutlich, dass es nicht zu übersehen gewesen sei, dass der Redebeitrag von Haase die anwesenden Akteure polarisiert hat. „Das war zumindest kurzfristig sicherlich nicht hilfreich für den Ort“. Vielleicht helfe die Veranstaltung aber auch dabei, dass sich weitere Bürgerinnen und Bürger für die Gestaltung dieses Ortes interessieren und sich daran beteiligen.
Die Tafel „Ort der Demokratiegeschichte“ auf dem Neustrelitzer Schlossberg erinnert an den Freistaat Mecklenburg-Strelitz, dessen Parlament im Jahr 1919 auf dem Schlossberg die erste demokratisch legitimierte Verfassung Deutschlands in Kraft gesetzt hatte.