Badeaufsicht
Rettungsschwimmer sind keine Sklaven! Faire Bezahlung gefordert
Mirow / Lesedauer: 3 min

Tobias Lemke
Von „happigen Kosten“ könne absolut keine Rede sein. Das erklärte Matthias Gast, Vorsitzender der DLRG-Ortsgrupppe Neubrandenburg, im Vorfeld der Übernahme des Rettungsschwimmer-Dienstes am Mirower Badestrand. Ab dem 1. Juli besetzen Kräfte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) den dortigen Posten. In der Stadtvertretung wurde jüngst im Zusammenhang mit dem neuen Partner für die Badeaufsicht auf gestiegene Kosten hingewiesen.
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DLRG stellt auch Ausrüstung
„Leider gibt es immer wieder Aussagen zum Thema Betreuung von Badestellen durch Rettungsschwimmer, an denen man merkt, das die Vorstellungen mit der Realität nicht ganz übereinstimmen“, sagt Gast. Er verweist darauf, dass es Regeln beim Arbeitsschutz, bei der Arbeitszeit und bei der Ausstattung der Wasserrettungsstationen einzuhalten gelte. In Mirow sei außer einer Patientenliege keine Ausrüstung vorhanden, sodass die sach-, rettungs- und medizintechnische Ausstattung komplett von der DLRG gestellt werde. Nach Abzug aller Steuern und Kosten bleibe bei66 Wachtagen ein Stundensatz von circa 34 Euro brutto für zwei Rettungsschwimmer inklusive der Ausstattung. „Das ist nicht happig. Rettungsschwimmer sind keine Sklaven“, sagt Gast deutlich.
Abiturienten haben keine Zeit für Rettungsdienst
Der Ortsgruppen-Chef betont zudem, dass die Zeiten einer rein ehrenamtlichen Absicherung aufgrund stetig steigender Anforderungen in Beruf und Schule schon seit Jahren vorbei seien. Hatten früher etwa Abiturienten noch Zeit und Freiraum für eine Rettungsschwimmerausbildung, so sei dies heute oft nicht mehr der Fall. Betroffen davon sei übrigens nicht nur die DLRG, sondern auch andere Organisationen wie etwa die Feuerwehr. „Schlussendlich setzen wir auf eine Mischung aus ehrenamtlichen, freiwilligen und hauptamtlichen Saisonkräften“, sagt Gast. Bei zunehmendem Fachkräftemangel sei es dann aber immens wichtig, diese Saisonkräfte mit einer Vollzeitstelle zu halten.
Fachpersonal im Winter halten
Insofern kann er in einem anderen Punkt der Mirower Stadtvertretung nur beipflichten. Neben den Kosten beschäftigte das Gremium nämlich auch die Frage, inwieweit ein kreisweites Modell für den Einsatz von Rettungsschwimmern in der Mecklenburgischen Seenplatte möglich wäre und wie Fachpersonal adäquat im Winter gehalten werden könne. „Ansätze dazu gibt es zum Beispiel im Bereich des Rettungsdienstes, der dafür geradezu prädestiniert wäre“, sagt Gast, der selbst als freier Notarzt tätig ist. Der Mediziner kritisiert in diesem Zusammenhang nicht zum ersten Mal den Landkreis, der aus seiner Sicht hier Widerstände aufgeben müsse und neue Modelle zumindest mal überdenken sollte.
Kreis sieht Kommunen in der Pflicht
Vom Landkreis hieß es zuletzt, dass zwar die Wasserrettung in Verantwortung des Notfalldienstes – und damit des Kreises – liege, außen vor sei jedoch die Badeaufsicht an Stränden. Dies sei originäre Aufgabe der Kommunen. Probleme mit der Besetzung von Rettungsschwimmerposten im Sommer sieht Matthias Gast dabei auch auf andere Kommunen zukommen. „Es wird künftig sicher noch weitere Badestrände treffen“, so seine Prognose.
Im Vorjahr hatte die DRK-Wasserwacht erklärt, dass sie keine Rettungsschwimmer mehr für den Mirower Strand stellen könne. Die Stadt konnte dann Anfang des Jahres die DLRG als neuen Partner gewinnen. In Klink an der Müritz werden hingegen noch Rettungsschwimmer für den dortigen Strand gesucht. Bislang ohne Erfolg.