Gutachten

Schlechte Wasserqualität — Jetzt wird der Zierker See vermessen

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Der Zierker See ist das Sorgenkind in der Seenplatte. Er leidet noch immer unter zu hohem Nährstoffeintrag. Das Land lässt aktuell gleich zwei Gutachten erstellen.
Veröffentlicht:05.06.2023, 05:52

Von:
  • Heike Sommer
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Rot und Orange — diese Farben dominieren für die Seen im Raum Neustrelitz. Rot steht für schlecht und Orange für unbefriedigend. Die Skala bei der Bewertung seitens der Europäischen Wasserrahmenrichtlinien — kurz EU–WRRL — reicht von Blau für sehr gut bis Rot für schlecht. Lediglich der Fürstensee reicht an den oberen Rand der Skala und leuchtet auf den Karten der zuständigen Ämter in blauer Farbe. Eine weitere Ausnahme bildet der Krumme See bei Zwenzow. Sein Zustand wird mit Grün angezeigt — also gut.

Ab 2027 drohen Strafzahlungen

Seit dem Jahr 2000 gelten die Wasserrahmenrichtlinien in der Europäischen Union. 2007 erfuhren sie eine Ergänzung. Das ernüchternde Fazit für Gesamtdeutschland lautet nach mehr als  20–jähriger Geltungsdauer: Von den knapp 900 Flüssen und 740 Seen, die bewertet wurden, bekamen gerade mal  0,2 Prozent einen sehr guten und neun Prozent einen guten Zustand bescheinigt. Immerhin sticht Mecklenburg–Vorpommern aus der Statistik etwas heraus: Von den 202 geprüften Seen befinden sich fünf Prozent in sehr gutem ökologischen Zustand und 16 Prozent in gutem Zustand.

Das Land der tausend Seen scheint also unter den Blinden der Einäugige zu sein. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass dem Land nicht mehr viel Zeit bleibt, die Rahmenrichtlinien zu erfüllen. Bis 2027 müssen Lösungen gefunden werden, wie die Qualität der Seen — und Flüsse — wesentlich verbessert werden kann. Sonst werden Strafzahlungen fällig.

Zierker See geht es trotz Gegenmaßnahmen schlecht

Der Zierker See ist eines der größten Sorgenkinder in der Mecklenburgischen Seenplatte. Der Schadstoffeintrag in das Gewässer war und ist immens und beeinträchtigt die Wasserqualität erheblich. Und das, obwohl die Stadt Neustrelitz seit den 1990er Jahren einiges getan hat, um den Nährstoffeintrag in den See zu mindern. Trotz der Kläranlage und einer weiteren Versickerungsanlage geht es dem See schlecht. Das MV–Umweltministerium schätzt ein, dass jährlich 600 Kilogramm Phosphor eingetragen werden — 100 Kilo zu viel.

Die Sanierung des Sees liegt mittlerweile in der Hand des Umweltministeriums. Bereits vor einem Jahr sollten umfangreiche Untersuchungen starten, um unter anderem herauszufinden, woher der Nährstoffeintrag kommt. Die Kosten für die umfangreichen Messungen waren jedoch so rasant gestiegen, dass das eingeplante Budget von 100.000 Euro dafür nicht mehr ausreichte. Das Ministerium musste zusätzliche Fördermittel beantragen. Mittlerweile sind die Untersuchungen voll im Gange, wie es aus dem Ministerium heißt.

Untersuchungen zu Quellen und Auswirkungen

„Genaugenommen sind es zwei parallel laufende Gutachten und zwei Gutachter“, sagt Ministeriumssprecher Claus Tantzen. In dem einen Gutachten werde für das oberirdische und unterirdische Einzugsgebiet des Zierker Sees ein Zu– und Abflussmodell erstellt. Dabei untersuche man den Landoberflächenabfluss, die Grundwasserneubildung und den Grundwasserzu– und -abfluss. So sollen verlässliche Informationen gewonnen werden, über welche Wege Nährstoffen in den See gelangen. In dem zweiten, parallel bearbeiteten Gutachten wird der See als solcher intensiv untersucht, um die Auswirkungen der Nährstofffrachten sowie see–interner Prozesse zu beschreiben.

Die gewonnenen Messdaten werden schließlich benötigt, um zielgerichtete Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen. In der Vergangenheit war da schon einiges im Gespräch: Muscheln, die das Wasser reinigen, wiedervernässte Uferbereiche und eine Phosphatfällung. Auch das Ausbaggern des im Schnitt 1,6 Meter tiefen Sees wurde in Erwägung gezogen.

Die Messungen finden über die Dauer eines ganzen Jahres statt und finden Anfang 2024 ihren Abschluss.