▶ Schloss Rattey will Genießerregion werden
Rattey / Lesedauer: 4 min

Parkett- und Holzböden wurden aufgearbeitet, neues Mobiliar angeschafft, Wände gestrichen und tapeziert. Nach einen kurzen Renovierungsphase hat das Schlosshotel in Rattey seit wenigen Tagen wieder geöffnet. Ohnehin ist auf dem angeschlossenen Weingut dieser Tage emsiges Treiben zu beobachten.
„Wir hoffen, dass bis Ostern noch im Außenbereich Einiges geschafft wird“, berichtet Ratteys Weingutleiter Stefan Schmidt. So entsteht etwa im Rondell auf dem Schlossvorplatz ein neuer Springbrunnen aus Sandstein. Das Becken ist bereits fertig. Auch die Pflasterarbeiten für den neuen Parkplatz und auf der linksseitigen Zufahrt zum Schloss wurden abgeschlossen. Aktuell wird noch die Zuwegung vor dem einstigen Pferdestall gepflastert. Der Stall selbst ist zumindest außenseitig auf Vordermann gebracht worden. Beim Innenausbau sei aber noch viel zu tun, sagt Schmidt. Dort, wo sich im Stallgebäude lange Jahre der Weinkeller befand, soll ein Weincafé mit Verkaufsraum entstehen. Im angrenzenden großen Saal sind derzeit provisorisch die Weintanks untergebracht, so lange bis nebenan der nagelneue Weinkeller entstanden ist – ein Millionenprojekt.
Startschuss für Bau von neuem Weinkeller
Nachdem die Inselmühle Usedom das Ratteyer Schlossgut Ende 2019 übernommen hatte und in Vorjahren bereits die Weinanbauflächen stark erweiterte, ist nun auch viel Bautätigkeit auf dem Schlossareal selbst zu sehen. Der Startschuss für den Bau des neuen Weinkellers ist so zum Beispiel auch schon gefallen. Er wird hinter dem Pferdestall entstehen. Geplant ist der Keller inklusive vollautomatisierter Abfüllanlage. Bislang sei der Wein nur mit viel helfenden Händen in die Flaschen gekommen. Das sei immerhin mit der Schlepperei von bis zu 30 000 leeren und vollen Flaschen verbunden gewesen, berichtet Schmidt. Vorhanden sein wird zudem alles, was zur Sektherstellung gebraucht wird und eine Brennblase zur Produktion von Bränden. Des Weiteren wird über dem Weinkeller ein Bau zur Erweiterung der Hotelkapazitäten entstehen.
Rattey müsse künftig unter den zehn größten Weingütern Ostdeutschlands geführt werden. „Und das als Standort in MV, das ist schon ein Knaller“, schwärmt Schmidt. Zwar gebe es im norddeutschen Raum mittlerweile einige Weinanbaugebiete, aber die wenigsten verarbeiten die Trauben selbst und bauen vor Ort eigene Weine aus. Das Weinkeller-Team um Stefan Schmidt ist mittlerweile auch angewachsen. Mit Kellermeister Michael Hönig und Winzer Richard Grundger konnte die Inselmühle zwei Fachkräfte gewinnen, die ihre familiären Wurzeln im Nordosten haben und die sich ihre Sporen in Betrieben außerhalb von MV verdienten. Im Hotel hat mit Enrico Richter zudem ein neuer Manager das Zepter übernommen.
Weinberge sollen auf 35 Hektar ausgedehnt werden
Von aktuell jährlich rund 30.000 abgefüllten Flaschen solle die Produktion in Rattey in den kommenden Jahren auf bis zu 150.000 Flaschen gesteigert werden. Von ehemals etwas weniger als fünf Hektar sollen die Weinberge rund um Rattey auf 35 Hektar ausgedehnt werden. Inzwischen stehen bereits auf circa 20 Hektar Weinstöcke.
Die Neuanpflanzungen des Jahres 2020 werden voraussichtlich im nächsten Jahr die ersten nennenswerten Erträge bringen, sodass dann schon mit einer Abfüllmenge von 50.000 bis 60.000 Flaschen zu rechnen sei.
Bei Trauben allein wird es auf den Ratteyer Anbauflächen dabei nicht bleiben. Streuobstwiese, Maulbeerbäume und Brombeeren wurden bereits angelegt. In diesem Frühjahr sind nun auf etwa zwei Hektar insgesamt noch 24.000 Rhabarber-Setzlinge gepflanzt worden. „Das heißt, wir haben hier jetzt auch die größte Rhabarber-Plantage in MV“, berichtet Weingutleiter Schmidt. Hintergrund ist, dass der Mutterbetrieb auf Usedom vor allem in der Veredlung von Obstsorten und Ölsaaten unterwegs ist, die vom eignen Anbau auf der Insel kommen. Der Ratteyer Rhabarber – ausgewählt wurden drei rote Sorten – solle sich hier einreihen. „Es ist eine vielseitig einsetzbare und aromatische Frucht“, so Schmidt. In Frage komme etwa die Verarbeitung in Marmeladen, Likören oder Roséweinen.
„Wir sind hier eine Genießerregion“, sagt Schmidt, dass mit dem Ausbau des Weingutes auch die Potenziale für den Tourismus steigen. Neuste Kreation im Sortiment ist übrigens der Pet Nat, ein Schaumwein. Die Sorte liege bei Weinkenner zurzeit im Trend. Wenn er gut ankommt bei den Kunden, solle es ihn auch in künftigen Jahrgängen geben.