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Bewirtschaftung

Schlossberg in Neustrelitz sucht „Aufpasser”

Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Das Schlossareal samt Turm und Keller könnte nach seiner Fertigstellung durch den Residenzschlossverein bewirtschaftet werden. Denn der Stadt fehlt das Geld.
Veröffentlicht:09.01.2022, 06:44

Von:
  • Heike Sommer
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Dass auf dem Schlossareal in Neustrelitz zumindest wieder der Turm aufgebaut und der Keller zugänglich wird, ist so gut wie sicher – wenn alle Finanzierungshürden überwunden sind. Im Februar präsentierte ein Schweriner Planungsbüro der Neustrelitzer Stadtvertretung den Vorentwurf für den Bau eines Schlossturms. Als frühester Fertigstellungstermin für das 53 Meter hohe Bauwerk samt Aussichtsplattform in 43 Metern Höhe wurde das Jahr 2027 in Aussicht gestellt. Die geschätzten Baukosten für den neuen Turm werden aktuell mit sieben Millionen Euro beziffert.

Das Land winkt ab

Doch das dürfte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Zumal nach Fertigstellung des Schlossareals samt Turm und Keller Bewirtschaftungskosten anfallen. Vom Land, das mit dem Projekt „Bellevue“ den Schlosskeller zugänglich gestaltet, kam schon das Signal, diese nicht übernehmen zu wollen.

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Nach Schätzungen der Stadt ist für das Schlossareal jährlich mit Kosten in Höhe von 100 000 Euro zu rechnen. Zwar wurde seitens des Finanzministeriums noch unter Minister Mathias Brodkorb (SPD) eine Beteiligung an den Bewirtschaftungskosten in Aussicht gestellt. Aber auf Nachfrage n Schwerin sieht die Sache nun etwas anders aus. So macht Schwerin gegenüber der Stadt Neustrelitz folgende Rechnung auf: Das Land überlässt der Stadt für den Turmbau das nötige Grundstück. Damit habe sich eine Beteiligung an den Bewirtschaftungskosten erledigt.

Beschlussentwurf vorgelegt

Wie angesichts dieser Tatsache künftig die Betreibung von Keller und Turm zu finanzieren sind, darüber macht man sich schon jetzt Gedanken im Rathaus. Ein entsprechender Beschlussentwurf wurde der Stadtvertretung vorgelegt. Darin heißt es: „Die Stadtvertretung Neustrelitz beauftragt den Bürgermeister und den Schlossareal-Beirat, für die Bewirtschaftung von Schlosskeller und Schlossturm ein sogenanntes Vereinsmodell zu entwickeln und entsprechende Gespräche mit dem Residenzschlossverein zu führen. Ziel ist, nachdem die Stadt sämtliche technischen und grundstücksbezogenen Kosten zu übernehmen bereit ist, die Besucherservices für Keller und Turm im Ehrenamt und mit bürgerschaftlichem Engagement zu ermöglichen“.

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Für Ernst August von der Wense, Stadtpräsident und zudem Sprecher des Schlossareal-Beirats, kommt dieser Vorschlag überraschend. „Ich denke, es ist verfrüht, schon jetzt über die Art der Bewirtschaftung des Schlossareals zu reden“, findet er. Es sei ja erst in fünf Jahren mit der Fertigstellung des Turms zu rechnen. Aber der CDU-Politiker freut sich auf die Diskussion innerhalb der Stadtvertretung. „Ich kenne weder in der Stadt noch anderswo Beispiel, wo ein Verein mit so einer Aufgabe betraut wurde“, sagt er.

Erste Diskussion findet in gut einer Woche statt

In gut einer Woche, am Dienstag, dem 18. Januar, wird die Beschlussvorlage zur „Übertragung der Bewirtschaftung des Schlossturms und des Schlosskellers im Rahmen eines Vereinsmodells“ erstmals im Ausschuss für Kultur und Touristik auf den Tisch kommen. Ob sie letztlich in der Stadtvertretung zur Entscheidung kommt, werde sich zeigen. „Ich denke, da wird es noch sehr viel Redebedarf geben“, schätzt Stadtpräsident von der Wense ein.

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Ob alle dem Ansinnen des Bürgermeisters – von ihm kommt die Beschlussvorlage – folgen, scheint ungewiss. Andreas Grunds Gedanken dazu sehen so aus, dass die Stadt einen Besucherdienst organisiert, der seinen Sitz im neuen Pavillon auf dem Schlossberg hat. Die Personalkosten sollten aber nicht aus dem Stadthaushalt fließen, sondern über die Engagementförderung gedeckt werden. Konkret schlägt er vor: „Da das Interesse der Bevölkerung der Residenzstadt Neustrelitz als besonders stark eingeschätzt wird, den Schlossberg und auch den Keller zu erhalten und zu entwickeln sowie den Turmwiederaufbau mit Hilfe von Landes- und Bundesmitteln zu ermöglichen, soll eine Bürgerbeteiligung dieses Ziel absichern helfen.“