Interview
So denkt TSG-Trainer Franke über sein erstes Jahr in Neustrelitz
Neustrelitz / Lesedauer: 5 min

Matthias Schütt
Sie haben am 15. September 2022 ihre Arbeit im Parkstadion aufgenommen. Wie würden Sie die vergangenen 365 Tage als TSG–Trainer beschreiben?
Als spannend, sehr fordernd, aber auch geil.
Könnten Sie das näher erläutern?
Spannend, weil ich die Mannschaft aus einer Situation rausholen sollte in der Vorsaison, die nicht so schön war (kein Sieg nach fünf Partien, Anm.d.R.). Wir hatten in der gemeinsamen Zeit bisher geile Spiele. Fordernd war vor allem der vergangene Transfersommer. Alles unter einen Hut zu kriegen, ist schon nicht ohne.
Stichwort Transferperiode Sommer 2023: Da hakte es mit Spielern wie Dmitri Stajila und Bright John Essien, die zwar als Neuzugänge vorgestellt wurden, aber nicht spielberechtigt sind. Mittlerweile wurde zumindest mit Stajila der Vertrag aufgelöst. Hätten Sie gerne einen Sportlichen Leiter im Verein, der ihnen rund um den Kader etwas Arbeit abnimmt, damit Sie sich voll und ganz auf die sportlichen Belange konzentrieren können?
Das wäre das I–Tüpfelchen und würde es sicher einfacher machen. Das ist aber die Sache des Vereins, da halte ich mich raus. Ich kann nur den Wunsch äußern. Für den Verein wäre solch eine Person aber sicherlich nicht schlecht.
Was es für Sie rückblickend die richtige Entscheidung, bei der TSG als Coach zu starten?
Definitiv. Ich bin in ein Umfeld reingekommen, das ich kenne. Mit ein paar Jungs habe ich selbst noch zusammengespielt oder gegen sie. Ich kenne die Gegebenheiten vor Ort. Etwas Besseres hätte nicht passieren können.
Sie haben den Verein 2015 nach vier Jahren als Spieler verlassen, kehrten im September 2022 als Trainer zurück. Was hatte sich aus Ihrer Sicht verändert?
Mit Zeugwart Steffen Völkerling oder Mannschaftsbetreuer Uwe Bettac waren zwei bekannte Personen da. Auch Hauke Runge ist noch zugegen. Neu war der Umbau des Stadions mit dem Gästeblock. Grundsätzlich hatte die TSG in der jüngeren Vergangenheit schwere Zeiten.
Auch wenn ich nicht mehr vor Ort war, habe ich das von außerhalb verfolgt. Daher war eine Weiterentwicklung des Vereins schwierig, da die Augen auf andere Bereiche gerichtet waren. Jetzt ist eine Situation da, wo man anpacken kann.
Was war Ihr emotionalster Moment als Coach mit dem Verein bisher?
Das war direkt mein erster Liga–Sieg als Trainer gegen den FC Mecklenburg Schwerin (4:1, Anm.d.R.). Ansonsten gilt es jetzt etwas zu kreieren, ob mit dem Landespokalsieg oder einem Aufstieg. Es gilt aber, Zeit in Anspruch zu nehmen.
Sie haben noch Vertrag bis Juni 2024. Gab oder gibt es schon Gespräche über eine mögliche Verlängerung?
Es ist noch nicht der Zeitpunkt, darüber zu reden. Es gab noch keine Gespräche. Aber es ist alles okay. Es gilt sich jetzt auf die Sache zu konzentrieren und Punkte zu holen.
Wie und wo sehen Sie Ihre Zukunft?
Ich will mich weiter entwickeln und Fortbildungen machen. Mein Ziel ist es, besser zu werden in dem, was ich tue. Ich bin ein ambitionierter Trainer und möchte weiter nach oben. Dazu brauche ich aber sicherlich auch Erfahrung. Dadurch habe ich schon als Spieler viel mitgenommen. An der Seitenlinie ist es sicherlich was anderes, weil man sich als Trainer um 22 Spieler kümmern muss.
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Die nahe Zukunft heißt aber erstmal Heimspiel in der NOFV–Oberliga–Nord gegen Eintracht Mahlsdorf (Anstoß 13.30 Uhr/Parkstadion). Was für einen Gegner aus Berlin erwarten Sie am Sonntag?
Eine fußballerisch gute Mannschaft, die, Entschuldigung für das Wort, sehr abgewichst auftritt. Mahlsdorf hat Qualität und ist vorne eiskalt. Dem gilt es einiges entgegenzustellen. Aber leider ohne Stürmer Manuel Härtel, der aufgrund einer Roten Karte aus dem Spiel gegen Tennis Borussia gesperrt ist. Mit seinen drei Toren im Pokalspiel zuletzt gegen Dynamo Schwerin (3:2–Sieg, Anm.d.R.) hat er gezeigt, wie wertvoll er für die Mannschaft sein kann. Für die Rote Karte muss er geradestehen.
Sie haben den Landespokalsieg gegen Ligakonkurrent Dynamo Schwerin angesprochen. Kann so ein Spiel noch einmal Push geben?
Natürlich. Schon der Punkt davor gegen Tennis Borussia Berlin (1:1, Anm.d.R.) hat für Auftrieb gesorgt. Wir konnten jetzt zwei Spiele in Folge positiv gestalten. Diesen Schwung müssen wir jetzt mit in die Liga nehmen. Sicherlich ist aber Mahlsdorf ein anderes Kaliber. Aktuell gilt es für uns, auch wenn es abgedroschen klingt, von Spiel zu Spiel zu denken.
Vier Punkte nach fünf Partien und Rang elf in der Liga: Wie würden Sie den Start beschreiben?
Nicht so wie gewünscht. Die Entwicklung im fußballerischen ist sehr gut. Wir spielen ordentlichen Ballbesitzfußball, treffen aber nicht immer die richtige Entscheidung. Wir müssen uns für den Aufwand belohnen, kriegen aber zu viele einfache Gegentore. Eindeutig haben wir zu wenig Punkte.
Gab es dadurch Gegenwind für Sie?
Negative Strömungen gibt es immer. Ich wünsche mir Kritik, so lange diese sachlich ist und wir dadurch als Verein vorankommen. Am Ende geht es nicht um einzelne Personen. Ich kann jedoch nur mit Leistung zurückzahlen und die Spielweise und Entwicklung der Truppe steht für sich. Grundsätzlich verspüre ich aber das Vertrauen des Vereines.
Hat sich die Zielsetzung mit „Rang eins bis fünf“, wie vor der Saison vom Verein ausgegeben, schon erledigt?
Dafür ist es noch zu früh in der Saison. Grundsätzlich haben wir die Zielstellung zusammengetroffen, auch wenn ich etwas forscher rangegangen bin. Von unserem Leistungsniveau ist es sicher weiter möglich. Da müssen wir schauen, was die nächsten zwei, drei Spielen bringen. Wenn wir erstmal ins Laufen kommen, wird es schwierig uns zu schlagen.