Bio-Landpartie

So funktioniert solidarische Bio-Landwirtschaft

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Bei Neustrelitz ackern sechs Frauen und Männer nach dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft. Dort startet Sonnabend auch die 15. Bio-Landpartie mit insgesamt 61 Höfen.
Veröffentlicht:23.09.2022, 14:47
Aktualisiert:23.09.2022, 14:50

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Markus Poland richtet sich für Sonnabend auf viele Fragen ein, wenn die 15. landesweite Bio-Landpartie auf dem Hof der Solidarischen Landwirtschaft Klein Trebbow eröffnet wird. Damit kann er umgehen, denn er wird oft nach dem hierzulande eher ungewöhnlichen Prinzip gefragt, nach dem er und inzwischen fünf weitere Beschäftigte Ackerbau und Viehhaltung betreiben. „Ich bin froh, dass ich vor fast fünf Jahren damit als Einzelkämpfer begonnen habe“, sagt er zurückblickend.

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Ein Hof müsse sich rechnen, und das wäre nur bei einer Spezialisierung möglich gewesen. „Ich wollte aber die Vielfalt der Produkte erhalten“, so Poland. Anfangs sei er sehr skeptisch gewesen, ob eine „gemeinschaftsgetragene“ Landwirtschaft in der Region Neustrelitz/Neubrandenburg funktionieren würde. „Wir produzieren höherpreisige Lebensmittel in einer Gegend, in der die Einkommen eher niedrig sind“, stellt er fest.

Poland hat bis heute seine Entscheidung nicht bereut. Wie er berichtet, versorgt der Betrieb derzeit rund 120 Haushalte und Gaststätten im Südosten des Landes. Dabei sind die Abnehmer von Gemüse, Milchprodukten oder Fleisch in Bio-Qualität keine Gelegenheitskunden, sondern Mitbauern. Nach einem kalkulierten Haushaltsplan, der sämtliche Betriebs- und Personalkosten beinhaltet, bemisst sich ein monatlicher Beitrag.

„Wir produzieren nach Geschmack, nicht nach Haltbarkeit“

Im Gegenzug werden die Mitbauern anteilig mit den Erzeugnissen des Hofes versorgt, wählbar nach Gemüse, Fleisch oder Molkereiprodukten aus Schafsmilch. „Dadurch tragen wir etwa bei einer Dürre das Risiko nicht allein“, sagt er. Sei eine Kultur davon stärker betroffen, gebe es aber bei einer anderen oft einen Ausgleich.

„Je nach Saison kommt auf unsere Mitbauern ein ordentlicher Schwung an Produkten zu, die zügig verarbeitet werden müssen“, sagt er. Der Aufwand dafür werde mitunter unterschätzt. „Wir produzieren nach Geschmack, nicht nach Haltbarkeit“, erklärt Poland. Wer Fleisch bestelle, bekomme alle Teile von Schaf oder Rind. Wer Gemüse bevorzuge, könne sich demnächst auf ein paar Kilo Kürbis einrichten. Allein bei Tomaten hat der Hof zehn Sorten im Gewächshaus, die in relativ kurzer Zeit in größeren Mengen reif werden.

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Der Anstieg der Energiekosten macht auch um die solidarische Landwirtschaft keinen Bogen. „Noch haben wir unsere Preise nicht erhöhen müssen“, so der Landwirt. Demnächst stehe jedoch die Entscheidung an, wie der zusätzliche Aufwand aufgefangen werden könnte, etwa durch einen freiwilligen Solidarbeitrag der Mitbauern.

Über die Lage und Pläne des Betriebes berichtet Poland seinen Gästen am Sonnabend. Bei Führungen geht es zum Melkstand und zum selbst gebauten Hühnermobil, zur Käserei und zu den Gemüsekulturen. In einem Expertengespräch wird über die Chancen der solidarischen Landwirtschaft diskutiert, unter anderem mit Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD).

Landesweit öffnen morgen 61 Bio-Höfe zur Landpartie ihre Türen, darunter Käsereien, Bäckereien, Mostereien, Röstereien, Mühlen, Fleischereien, Brennereien oder Gärtnereien. Neben den Verkostungen gebe es auf jedem Hof der „bundesweit einmaligen“ Bio-Landpartie zusätzlich besondere Aktionen und interessante Angebote von Hoffesten, Führungen, Trecker-Rundfahrten, bis zum Melken und Füttern, Buttern oder Reiten für Kinder, sagte Partie-Koordinator Burghard Roloff vom Naturschutzverband BUND.