Schadstoffe
So steht es um die Asbest-Gefahr in der Region
Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Bastian Bönisch
29 Prozent aller Wohngebäude im Kreis Mecklenburgische Seenplatte wurden laut Angaben der IG BAU zwischen 1950 und 1989 gebaut ‐ also in den Jahrzehnten, in denen Asbest-Baustoffe intensiv zum Einsatz kamen. „Altbauten im Kreis Mecklenburgische Seenplatte sind ein tonnenschweres Asbest-Lager. Die krebserregende Mineralfaser steckt in vielen Baustoffen“, erläutert Wolfgang Ehlert von der IG BAU und verweist auf die „Situationsanalyse Asbest“, welche von der Bau-Gewerkschaft beim Pestel-Institut in Auftrag gegeben wurde. Da in den kommenden Jahrzehnten bei vielen der Wohngebäude eine Sanierung anstehen würde, spricht die IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern von einer neuen „Asbest-Gefahr“.
IG Bau plant Maßnahmenpaket
„Wer in einem asbestbelasteten Haus wohnt, muss sich trotzdem erst einmal keine Sorgen machen. Erst bei Sanierungsarbeiten wird es kritisch. Dann kann Asbest freigesetzt und damit zu einem ernsten Problem werden“, erläutert Ehlert. Bis zu 30 Jahre könne es dauern, ehe Menschen nach dem Einatmen von Astbestfasern eine Krebsdiagnose erhalten.
Die IG BAU will der drohenden „Asbest-Welle“ auf dem Bau jetzt mit einem Maßnahmenpaket entgegentreten. „Es geht dabei um bessere Informationen über Asbest-Gefahren bei Gebäuden, um die Förderung von Asbest-Sanierungen und vor allem auch um konsequenten Arbeitsschutz. Denn der bevorstehende Sanierungsboom darf nicht zu einer Krankheitswelle führen“, warnt Wolfgang Ehlert.
Aber wie sieht die Situation eigentlich vor Ort aus?
Auf Nordkurier-Anfrage teilt Sven Reimann aus dem Woldegker Amt mit, dass ihm und seinen Kollegen derzeit „keine konkreten Erkenntnisse zur Situation der Asbestbelastung in Wohngebäuden unseres Amtsbereichs“ vorliegen, sodass das Woldegker Amt die Informationen der IG BAU nur „begrenzt nachvollziehen“ könne. Dennoch sei das Thema Asbest „bei Sanierungsvorhaben im eigenen Wohnungsbestand“ immer wieder eine wichtige Thematik. „Im Regelfall erfolgen bei uns die Arbeiten an/mit Asbest durch Fremdfirmen, die sich an die arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen (insbesondere Atemschutz) zu halten haben“, erläutert Reimann das Woldegker Vorgehen.
Da das Thema „Asbest-Welle“ laut Reimann insbesondere im „Bereich privater Sanierungsvorhaben relevant werden“ würde, sei der Einfluss der Kommunalverwaltung gering. „Etwaige gesundheitliche Aufklärungskampagnen unterstützen wir natürlich gerne“, teilt Reimann mit.
„Keine großflächigen Asbest-Bestände bekannt“
In Feldberg ist die Situation rund um die Asbest-Situation derzeit kein zentrales Thema. Laut Nancy Stein, der Sachgebietsleiterin für Bau und Gemeindeentwicklung, könne man nicht einschätzen, inwieweit Privathaushalte in Feldberg von der „Asbest-Welle“ betroffen sind, da die Gemeinde über kein eigenes Wohneigentum verfügt.
„Die eigenen Liegenschaften der Gemeinde sind weitestgehend grundsaniert. Hier sind mir keine großflächigen Asbest-Bestände bekannt“, erläutert Stein und verweist darauf, dass bei Abriss oder Sanierung eine fachgerechte Entsorgung „nach den aktuellen Entsorgungsrichtlinien“ erfolgen müsse. Konkrete Aufklärungsmaßnahmen für die Feldberger Bevölkerung seien derzeit laut Stein nicht geplant. „Der Werkstoff Asbest und die Gefahren, die von diesem ausgehen, sind meiner Meinung nach ausreichend bekannt“, erklärt sie und verweist auf Informationsmöglichkeiten auf den Internetseiten des Landesamtes für Gesundheit und Soziales.
Das Neustrelitzer Dezernat für Stadtentwicklung und Bau ließ die Nordkurier-Anfrage bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.