Seit Wochen kein Regen
Ausgedörrte Felder — Bauern in der Seenplatte befürchten Schlimmes
Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Tobias Lemke
Der Sommer hat gerade erst begonnen und Mecklenburg–Strelitz ächzt bereits unter der Trockenheit. Wo man auch hinschaut, sind staubige Böden, vergilbte Rasenflächen und abnehmende Wasserpegel zu finden. Das Fatale daran: Niederschläge sind auch für die kommenden Tage absolut nicht in Sicht.
Wetterbeobachter warnt
Von einer erneut alarmierenden Situation spricht so auch Wetterbeobachter Peter Stüve. Der Neustrelitzer Geograf betreibt semi–professionelle Wetterbeobachtung. War der Jahresanfang und das Frühjahr noch mit Regen gesegnet, so sei dieses Wasser in der Landschaft längst schon wieder aufgezehrt.
„Das wurde alles wieder zunichtegemacht“, sagt Stüve und erinnert daran, dass bereits im vorigen Frühjahr fünf Wochen lang kein Tropfen vom Himmel fiel. Eine ähnlich lange Trockenperiode könnte der Seenplatte nun erneut drohen. Jedoch im Gegensatz zum Vorjahr diesmal eben im Sommer. „Das heißt bei höheren Temperaturen, die Verdunstung wird dann noch höher sein“, verdeutlicht Stüve.
Seit fast vier Wochen kein Regen mehr
Auch in der Mirower Waldbrandzentrale wird das Wetter als ein Faktor zur Berechnung der Warnstufen ganz genau beobachtet. Seit fast vier Wochen habe es in der Region nicht mehr geregnet und seit dem 30. Mai gelte in der südlichen Seenplatte durchgehend die höchste Waldbrandgefahrenstufe 5. „Das ist schon ungewöhnlich lange“, sagt Peter Dinse, Manager in der Mirower Zentrale. Die kamera– und computergestützte Waldbrandüberwachung sei aktuell daher auch von 10 Uhr bis 20 Uhr am Abend besetzt.
Minister rät zu äußerster Vorsicht
Generell sei alles zu unterlassen, was zu einem Brand in Wald und Flur führen könnte. Erst in dieser Woche rief auch noch mal MV–Forst– und Umweltminister Till Backhaus (SPD) zu äußerster Vorsicht auf.
Darüber hinaus sei die derzeit anhaltende Trockenheit natürlich auch aus forstwirtschaftlicher Sicht ärgerlich. Denn die Wälder seien bereits aus den Vorjahren durch viel Hitze und Trockenheit gestresst, erklärt Dinse.
Bauern befürchten Schlimmes
Qualitäts– und Ertragseinbußen sind schließlich auch auf den Äckern zu erwarten. „Die Lage wird gerade von Tag zu Tag schlimmer“, sagt Thea von Hartz, Geschäftsführerin des Bauernverbands Mecklenburg–Strelitz. Schon jetzt stehe fest, dass mit Ernteausfällen gerechnet werden müsse.
Das trockene Wetter fällt ausgerechnet in eine Phase, in der viele Landwirtschaftsbetriebe eh schon hohe Preise für Saatgut und Dünger aufgrund der aktuellen Krisen zu zahlen hatten. „Das heißt, wir bräuchten eigentlich gute Erträge, um das wieder auszugleichen“, schildert von Hartz das ganze Dilemma.
Mehr Wasserverbrauch als noch vor zehn Jahren
Wasser ist in diesen Zeiten also ein beliebtes Gut. Das merken auch die Stadtwerke in Neustrelitz. Der aktuell zu verzeichnende Anstieg beim Wasserverbrauch, weil etwa Gärten gewässert und Pools befüllt werden, liege jedoch nicht über den Werten der Vorjahre. Allerdings war es da eben auch heiß und trocken.
Dennoch: „Es gibt auch derzeit keine Einschränkungen bei der Wasserlieferung über Garten–Wasserzähler“, sagt Unternehmenssprecherin Anett Seidel. Bei einem längeren Rückblick machen sich die Hitzesommer der jüngsten Vergangenheit aber tatsächlich beim Wasserverbrauch bemerkbar. Die Stadtwerke stellen einen klaren Trend fest: „Die Spitzen liegen etwa 20 Prozent über denen vor zehn Jahren“, sagt Seidel.
Grundwasservorräte aus der Eiszeit
Das Wasser werde in Neustrelitz dennoch nicht knapp, versichert sie. Es wird in der Stadt und bei allen Wasserwerken des Wasserzweckverbandes Strelitz aus dem Grundwasser gefördert. Diese Grundwasservorräte sind eiszeitlichen Ursprungs aus dem Quartär und Tertiär. „Unsere genehmigten Entnahmemengen nutzen wir derzeit nur zu maximal 70 Prozent aus. Diese wären bei Bedarf auch noch höher beantragbar“, erklärt Seidel.
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Was die Schifffahrt auf den Wasserstraßen zwischen Müritz und Brandenburg betrifft, so komme es aktuell noch zu keinen Einschränkungen, war aus dem zuständigen Wasserstraßen– und Schifffahrtsamt Oder–Havel in Eberswalde zu erfahren. In den Vorjahren kam es in längeren Trockenperioden auch schon mal zu Tiefenbegrenzungen in den Kanälen, etwa im Kammerkanal bei Neustrelitz.