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Konzerte, Kultur, Party

Steht die Festival-Saison in MV auch 2021 auf der Kippe?

Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Festivalmacher aus der Region müssen weiter ins Blaue hinein planen. Die Ungewissheit bleibt groß. Veranstaltungen werden wohl auch in diesem Sommer nicht wie gewohnt ablaufen können.
Veröffentlicht:11.03.2021, 21:30

Von:
  • Tobias Lemke
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Die ersten großen Veranstalter haben in Deutschland nun auch für dieses Jahr die Reißleine gezogen und Festivals abgesagt. Mega-Konzerte wie „Rock am Ring“ oder das „Hurricane“ mit jeweils Zigtausenden Menschen vor den Bühnen sind in den kommenden Monaten einfach nicht durchführbar.

„Fusion”-Macher warten noch

Mit der „Fusion“ findet in Lärz bei Mirow auch hierzulande ein riesiges Festival statt, das in den Vorjahren bis zu 70.000 Besucher anlockte. Und die Festivalmacher halten weiterhin an der Planung der großen Party für 2021 fest, war am Donnerstag vom veranstaltenden Kulturkosmos-Verein zu erfahren.

Bis Ende vorigen Jahres hatten bereits mehrere Zehntausend Ticketbesitzer des ausgefallenen Festivals 2020 einen Preisaufschlag gezahlt, um sich eine Teilnahme in diesem Jahr zu sichern. Gerade werde an einem umfangreichen Hygiene- und Testkonzept gearbeitet, dass Ende März den zuständigen Behörden vorgelegt werden soll, so Martin Eulenhaupt vom Kulturkosmos. Erst dann werde eine definitive Entscheidung fallen.

„Wir brauchen doch was, worauf wir uns freuen können”

Darüber hinaus finden in Mecklenburg-Strelitz noch verschiedene kleinere Festivals mit immerhin einigen Tausend Besuchern statt. „Die, die nun abgesagt haben, das sind schon andere Größenordnungen“, will Stefanie Rogoll vom Immergutrocken-Verein das Immergut-Festival in Neustrelitz mit diesen Mega-Events nicht vergleichen. Der Verein geht aktuell davon aus, dass in irgendeiner Form etwas möglich gemacht werden kann. „Wir brauchen doch was, worauf wir uns freuen können“, sagt sie.

Damit es am Ende klappt mit dem Immergut 2021, steht zum Beispiel schon seit Anfang des Jahres die Verlagerung vom angestammten Termin im Mai in den August fest. Auch wurde die maximale Besucherzahl auf 3000 Gäste heruntergesetzt. Dennoch, man sei sich im Verein bewusst, dass es bis zum Sommer noch Entscheidungen zu fällen und Absprachen zu machen gilt. So werde aktuell schon mit dem Gesundheitsamt und weiteren Behörden über Wege und Lösungen gesprochen.

„Wir hoffen, dass es klappt, sicher ist aber nichts“

Ein Datum im August gibt es auch beim 3000-Grad-Festival in Feldberg, das 2019 von rund 5.000 Feiernden besucht wurde. Der Termin sei vorerst als „Platzhalter“ zu verstehen. „Wir hoffen, dass es klappt, sicher ist aber nichts“, sagt Arne Schattenberg vom veranstaltenden 3000-Grad-Verein. Eigentlich müsste der Verein längst mit der Organisation beginnen, etwa die Bühne planen. Doch das habe aktuell aufgrund der großen Ungewissheiten keinen Sinn. Derzeit sei es „superschwer“ abzuschätzen, bis wann Planungssicherheit gegeben sein könnte und müsste, damit es mit dem 3000-Grad-Festival in diesem Jahr klappt. „Je knapper die Zeit davor wird, umso schwieriger wird die Lage“, sagt Schattenberg.

Hoffen und planen – nach der Devise werden in dieser Saison die Festspiele im Schlossgarten Neustrelitz der Theater- und Orchester GmbH (TOG) vorbereitet. „Es ist einfach noch nicht absehbar, wie das Ganze aussehen wird“, sagt Malte Bähr, kaufmännischer Geschäftsführer bei der TOG. Dass ab der geplanten Premiere am 18. Juni pro Vorstellung 1.000 Gäste und mehr auf der Tribüne Platz nehmen können, davon sei aktuell nicht auszugehen. Eine Absage stehe aber nicht zur Diskussion.

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Genügend Künstleranfragen

„Im Gegenteil“, betont Bähr, „wir überlegen, wie wir die Festspiele coronakonform durchführen können.“ Das erneute Aus der Veranstaltung für diesen Sommer zu erklären, sei wirklich das letzte aller Mittel, versichert er. Das Theater werde an den Festspielen festhalten, selbst wenn diese sich in dieser Saison mit weniger Publikum nicht rechnen würden. „Einen finanziellen Verlust können wir kompensieren“, so Bähr.

Fragezeichen stehen derzeit aber nicht nur hinter den großen Veranstaltungen mit sehr viel Publikum. Auch kleine Kultur- und Musikbühnen wissen nicht, wie und ob sie überhaupt in die Saison starten können. „Wir und die Künstler sind eigentlich heiß drauf“, sagt Dagmar Wenndorff vom Kulturstall in Userin. Dennoch, mit einem Veranstaltungsplan ist sie noch nicht in die Öffentlichkeit gegangen. Die Lage ist einfach zu ungewiss.

Künstleranfragen hätte sie aber genügend in der „Reservekiste“, sagt Wenndorff, dass sie spontan loslegen könnte. Zudem sei eine Freilichtbühne und ein Zelt geordert, da sie davon ausgeht, dass außen zunächst mehr möglich sein wird als innen. „Wir erleben gerade einen K.-o.-Schlag sondergleichen, viele Künstler-Existenzen gehen kaputt, dabei ist die Kunst doch Grundnahrung für die Menschen“, sagt Wenndorff.

Die Hofkonzerte in Klein Trebbow sind hingegen vorerst geplant. Die Konzertreihe soll Mitte Mai starten.