Minister mischt sich ein

Streit um Deutschlands ältesten Buchenwald

Lüttenhagen / Lesedauer: 3 min

Minister Till Backhaus bietet Fernseh-Förster Peter Wohlleben Paroli. Der hatte angeprangert, das bedeutende Schutzgebiet werde unnötig zerstört.
Veröffentlicht:14.12.2020, 13:17
Aktualisiert:06.01.2022, 21:30

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Nachdem Promi-Förster Peter Wohlleben massive Kritik am Umgang mit den Heiligen Hallen bei Lüttenhagen erhoben hatte, war jetzt Landes-Umweltminister Dr. Till Backhaus (SPD) selbst vor Ort. Seine Einschätzung: „Die Sorge um Deutschlands ältesten Buchenwald ist unbegründet.“

Peter Wohlleben aus Rheinland-Pfalz, bekannt durch Bücher, Kino und Fernsehen, nimmt die Heiligen Hallen in der Feldberger Seenlandschaft nach eigenen Aussagen seit 2017 genauer unter die Lupe. Unter anderem auf der Internet-Plattform Facebook schoss er in diesem Jahr scharf gegen das Forstamt Lüttenhagen. Die Heiligen Hallen würden ramponiert und unter der Bewirtschaftung der umliegenden Wälder leiden. Planlos und Rücksichtslos werde beim Holzeinschlag vorgegangen. Er forderte einen sofortigen Stopp jeglicher Fällarbeiten und drohte mit Klage.

Forstamtsleiter Frank Hartzsch hatte die Anschuldigungen als haltlos zurückgewiesen. Selbstverständlich gebe es Bewirtschaftungspläne und es werde grundsätzlich schonend für Pflanzen und Tiere gearbeitet. Sein oberster Dienstherr Till Backhaus pflichtet ihm bei. Die „Irritationen in der Öffentlichkeit“ rührten scheinbar von einer Verwechslung des geschützten Totalreservats Heilige Hallen mit den ringsum liegenden Wäldern. Letztere seien ebenfalls geschützt, dürften jedoch in gewissem Maß forstwirtschaftlich genutzt werden.

Seit den 50er-Jahren unberührtes Waldgebiet

„All jenen, die sich Sorgen um diesen Naturschatz gemacht haben, kann ich versichern, dass es keinen Eingriff gegeben hat und es auch keinen Eingriff geben wird. Seit den 1950er-Jahren ist dieses Waldgebiet unberührt und wir achten streng darauf, dass es auch so bleibt. Das stelle ich sicher.“ Der Politiker räumte jedoch ein, dass die Buchenwälder in der Feldberger Seenlandschaft in den vergangenen Jahren ziemlich gelitten haben. Das liege jedoch nicht am Holzeinschlag, sondern an der extremen Trockenheit. Im Hinblick auf den Klimawandel wies Backhaus seine Förster an, „die Grundsätze der Waldbewirtschaftung zu überarbeiten, um künftig auch im Wirtschaftswald für eine stärkere Umweltverträglichkeit zu sorgen“.

Die Wald-Behandlungsgrundsätze in Natura-2000-Gebieten würden geprüft und den neuen Umweltbedingungen angepasst. Zudem sollten die Standards für eine FFH-Managementplanung vereinheitlicht werden. Für das Schutzgebiet „Wälder bei Feldberg mit Breitem Luzin und Dolgener See“ mit dem darin befindlichen Totalreservat „Heilige Hallen“ werde die zukünftige Waldbewirtschaftung geklärt. Hier werde sich also einiges ändern, unabhängig von den Vorwürfen des Rampenlicht-Försters, sondern gezwungen durch Trockenheit und Hitze.

Trockenheit schädigt zahlreiche Rotbuchen

Das Naturschutzgebiet Heilige Hallen gilt mit seinen bis zu 350 Jahre alten Bäumen als ältester Buchenwald Deutschlands. Es ist 67 Hektar groß. Weil die meisten Bäume ihr natürliches Lebensalter überschritten haben, sterben sie ab. Das Betreten der Heiligen Hallen ist darum gefährlich.

Auf den umliegenden Flächen wurden in den Jahren 2016 bis 2020 insgesamt 12 700 Festmeter auf einer Fläche von rund 460 Hektar geschlagen. „Die durchschnittliche Nutzung pro Hektar liegt damit auf niedrigem Niveau“, so Till Backhaus. Die Trockenheit in den Jahren 2018 und 2019 habe im ganzen Land zahlreiche Rotbuchen geschädigt, auch in der Feldberger Seenlandschaft. Kranke, aber noch nutzbare Buchen wurden gefällt. Bereits abgestorbene Bäume blieben als Totholz im Wald. Der Zustand des Schutzgebiets habe sich weder verbessert noch verschlechtert. Rund 50 Prozent der Buchen seien 120 Jahre alt oder älter. Im kommenden Jahr seien keine Fällarbeiten bei Lüttenhagen vorgesehen, es sei denn, weitere Bestände sterben ab.