Kriminalität
Tagung zur häuslichen Gewalt findet in der Seenplatte statt ‐ deshalb!
Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Bastian Bönisch
Etwa 120 Menschen kamen am Donnerstag im Neustrelitzer Kulturzentrum in der Alten Kachelofenfabrik zusammen, um sich bei der vom Innenministerium, vom Justizministerium und vom Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung veranstalteten Tagung gemeinsam über Themen wie „Täterarbeit“ oder „Gewaltberatung“ auszutauschen.
Dunkelziffer ist wohl höher
157.550 Fälle häuslicher Gewalt wurden laut Angaben des Bundeskriminalamts im vergangenen Jahr in Deutschland registriert ‐ da viele Fälle aber schließlich gar nicht erst gemeldet werden, dürfte die Dunkelziffer deutlich höher liegen. Laut der MV-Justizministerin Jacqueline Bernhardt hängt der Anstieg der Straftaten in den vergangenen Jahren auch mit der Corona-Pandemie zusammen, da viele Menschen zu dieser Zeit öfter zu Hause waren.
„In erster Linie um Opferschutz“
In der Begrüßungsrede stellte Innenminister Christian Pegel klar, dass die Arbeit mit den Tätern wichtig sei und dass eine Vernetzung zwischen Polizei, Justiz und Hilfsangeboten von besonderer Bedeutung sei. Dies bestätigte auch Bernhardt, die beschrieb, dass es „in erster Linie um Opferschutz“ gehe, auch solle aber auf die Resozialisierung der Täter geachtet werden.
Durch Präventionsmaßnahmen müsse man laut Pegel sicherstellen, „dass nicht die nächste Generation an Gewalttätern“ entstehen würde. Bernhardt stellte in der Begrüßung jedoch auch klar, dass ein hundertprozentiger Schutz „niemals“ gewährleistet werden könne.

JVA bietet verschiedene Maßnahmen an
Dass die jährlich stattfindende Tagung in diesem Jahr in Neustrelitz stattfand, hängt auch mit der hier ansässigen Justizvollzugsanstalt (JVA) zusammen. „Mit der JVA Neustrelitz ist hier eine Haftanstalt angesiedelt, die durch das Antigewalttraining die Täterarbeit direkt in die JVA mit reingenommen hat“, erklärte Bernhardt im Gespräch mit dem Nordkurier. Wichtig sei laut ihrer Aussage auch, dass von Gewalt Betroffene wissen, an welche Stellen sie sich wenden müssen, um Hilfe zu bekommen.
Auch an der Neustrelitzer JVA sei die Täterarbeit ein wichtiger Faktor, erklärte der JVA-Mitarbeiter Steffen Bischof dem Nordkurier. Laut dem Antigewalttrainer gebe es in der Neustrelitzer JVA verschiedene Maßnahmen, um mit den Tätern gemeinsam zu arbeiten. Neben dem sozialen Training sei auch eine „umfangreiche Suchtberatung und Suchttherapiearbeit“ von Bedeutung, da viele der Straftäter im Vorfeld Kontakt mit Alkohol und Drogen gehabt hätten.
Häftlinge sollen Plan für die eigene Zukunft erarbeiten
„Wir schauen mit den Häftlingen gemeinsam nach Alternativen“, erklärte Bischof und verwies darauf, dass die Häftlinge auch einen Plan für die eigene Zukunft erarbeiten sollen.
„Wir sind mit diesen Tagungen auf dem richtigen Weg, um uns zu vernetzen“, sagte der Antigewalttrainer. Sein Wunsch ist, dass es auch in der Zukunft weiterhin Trainingsprogramme dieser Art für die Häftlinge geben soll.
Vorträge und Workshops sollen unterstützen
In verschiedenen Vorträgen und Workshops, die unter anderem von Matthias Brandt, dem Direktor des Neubrandenburger Amtsgerichts, oder Stefan Neumann, dem Revierleiter der Polizeidienststelle in Neustrelitz, angeboten wurden, konnten sich die Teilnehmer der Tagung über Möglichkeiten der Täterarbeit informieren und über unterschiedliche Ansätze diskutieren.
Hier gibt es Hilfe für Betroffene von häuslicher Gewalt
Für Betroffene von häuslicher Gewalt gibt es mehrere Beratungs- und Hilfestellen, an die sich gewendet werden kann. Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte können sich Betroffene unter anderem an folgende Stellen wenden:
Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking Neubrandenburg, Helmut-Just-Straße 4, 17036 Neubrandenburg. Telefon: 0395 5584384 oder 0395 7768725 (Kinder- und Jugendberatung) Mail: interventionsst[email protected] oder [email protected] (Kinder- und Jugendberatung)
Frauen- und Kinderschutzhaus Neubrandenburg, Postfach 400208, 17022 Neubrandenburg, Telefon: 0395 7782640, Mail: [email protected]
Beratungsstelle MAXI für Betroffene von sexualisierter Gewalt Neubrandenburg, Helmut-Just-Str. 4, 17036 Neubrandenburg, Telefon: 0395 5706661, Mail: [email protected]
Grundsätzlich stehen auch das Hilfetelefon für Männer (0800 1239900) und das Hilfetelefon für Frauen (0800 116016)zur Verfügung.