Kinderoper
Theater Neustrelitz geht mit Klimawandelstück in Klassenzimmer
Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Heike Sommer
In der Probebühne des Landestheaters Neustrelitz erlebten am Freitagvormittag Schülerinnen und Schüler die Premiere einer Umwelt-Oper mit dem Titel „Bär“. In dem Zweipersonenstück geht es um die ganz große Frage: Wie rettet man die Welt? Und insbesondere die Eisbären. Dem tierischen Arktisbewohner drohen Hunger und Tod, weil das Eis aufgrund der Erderwärmung schmilzt. So jedenfalls verkündet es ein Nachrichtensprecher gleich zu Beginn der minimalistischen Inszenierung.
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Alles passt in wenige Koffer
Bühnenbild, Kostümierung, musikalische Begleitung sowie die Technik sind so weit reduziert, dass die gesamte Ausstattung in wenige Koffer passt. So ist es möglich, mit dem Stück in den kommenden Wochen auf Tour zu gehen. „Für die Schulen, gerade im ländlichen Raum, ist es ja ziemlich umständlich, einen Theaterbesuch zu organisieren. Darum kommt das Theater in die Schulen“, erklärt Theatersprecherin Wenke Frankiw.
Dieses Konzept ist nicht neu. Doch durch die Corona-Pandemie und die einhergehenden Kontaktbeschränkungen lagen mobile Produktionen für Schulen auf Eis. „Wir sind froh, dass wir solche Inszenierungen jetzt wieder anbieten können. Die Schulen fragen danach“, sagt Wenke Frankiw. Mit der Umwelt-Oper von Mareike Zimmermann greift das Theater ein Thema auf, das vermutlich an vielen Abendbrottischen diskutiert wird und auf allen Kanälen präsent ist: der Klimawandel.
Ein Schweinebär auf der Bühne
Charlotta, die weibliche Hauptfigur in der Oper und verkörpert von Laura Scherwitzl, geht ihren Mitmenschen damit auf die Nerven, alles richtig machen zu wollen für den Klimaschutz. Ausgerechnet ein Eisbär, gesungen und gespielt von Robert Merwald, kommt ihr dabei in die Quere. Er entpuppt sich schließlich als Schweinebär, der aus Bequemlichkeit alles so weiter laufen lassen möchte wie bisher. „Das Stück basiert auf der Barock-Oper La Calisto von Francesco Cavalli. Dort wird die Hauptfigur in einen Bären verwandelt und muss sich mit den Konsequenzen ihres Tuns oder Nichttuns herumschlagen“, beschreibt Daniel Valero. Es ist seine erste Regiearbeit am Neustrelitzer Theater.
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Sprache und Gesang wechseln sich in der einstündigen Inszenierung ab, in deren Verlauf die selbstgerechte Klima-Kämpferin Charlotta zu zweifeln beginnt und zu verzweifeln droht. Der Schweinebär bietet ihr als Ausweg an: „Wenn wir schon keine Zukunft haben, dann sollten wir jetzt Spaß haben. Wir haben keine andere Chance.“ Warum Charlotta dieses Angebot ausschlägt, hat vor allem damit zu tun, dass sie sich zum Schluss der Inszenierung mit dem Publikum verbündet. „Es werden in dem Stück viele Fragen aufgeworfen. Darum bieten wir nach den Aufführungen in den Schulen immer noch eine Gesprächsrunde an“, sagt Theatersprecherin Wenke Frankiw.