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Adels-Hochzeit

Wie viel Mecklenburg-Strelitz steckt im Großherzoglichen Haus?

Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Die kirchliche Hochzeit wird einer der raren öffentlichen Auftritte des Mecklenburg-Adels in der Heimat ihrer Herzogs-Familie. Ihr Leben spielt sich meist woanders ab.
Veröffentlicht:01.09.2022, 08:48

Von:
  • Sebastian Langer
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Wenn am 17. September in der Neustrelitzer Stadtkirche ein Traugottesdienst stattfindet, wird damit keine gewöhnliche Ehe kirchlich besiegelt. Mit Georg Alexander Herzog zu Mecklenburg hat einer der letzten männlichen Vertreter der Obodriten geheiratet, also des Slawenstamms, der weit mehr als einem Jahrtausend das Land zwischen Elbe und Oder besiedelte. Für Freunde der mecklenburgischen Geschichte ist das durchaus ein besonderes Ereignis, zudem liegt die letzte Adels-Hochzeit in der Residenzstadt mehr als 100 Jahre zurück. Doch wie viel Mecklenburg-Strelitz steckt eigentlich noch im Großherzoglichen Haus?

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Nicht viel. Das Leben derer zu Mecklenburg spielt sich heutzutage größtenteils woanders ab, im Schwarzwald, in Großbritannien, in den Niederlanden, wo auch das Brautpaar derzeit zu Hause ist. In die Seenplatte kommt man, um einmal jährlich der toten Familienmitglieder zu gedenken, sich um die Häuser der Familie zu kümmern oder das Herzogshaus bei öffentlichen Anlässen zu vertreten.

Kennenlernen beim Tulpenball

Da wäre der Bräutigam, Herzog Georg Alexander zu Mecklenburg. Der Erbprinz trägt eigentlich einen viel längeren Namen: Georg Alexander Michael Heinrich Ernst Franz Ferdinand Johannes Maria von Mecklenburg, Prinz zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, Graf zu Schwerin, Herr der Länder Rostock und Stargard. Er wurde 1991 in Freiburg geboren, genoss die schulische Ausbildung im Schwarzwald und in Irland, wo er 2018 einen Abschluss in Umweltmanagement machte und für das staatliche Forstunternehmen arbeitete. Nach einem Intermezzo beim Forstamt in Neustrelitz zog es den Herzog nach Rotterdam, wo er als Vermögensberater arbeitet und am Unternehmen seiner Frau beteiligt sein soll.

Die Braut, Herzogin Hande zu Mecklenburg, wurde 1992 als Hande Macit an der türkischen Mittelmeerküste geboren. Mit ihrem älteren Bruder Kerem ist sie zur Ausbildung in die Niederlande gezogen. Mit ihm hat sie nach dem Abschluss in „International Business Administration” auch das gemeinsame Unternehmen „Luwia Yoghurt“ gegründet, das Bio-Joghurt und Weichkäse nach traditionellen Rezepten verkauft. Die Milch stammt von Rotterdamer Kühen. Das Rezept wird nach traditionellen Methoden ohne den Einsatz von Maschinen hergestellt.

Für die Hochzeit wurde sie römisch-katholisch getauft. Auf Instagram lässt die Herzogin, die mittlerweile die niederländische Staatsbürgerschaft angenommen hat, die Welt an ihrem Leben teilhaben: Ausflug nach Florenz, Museumsbesuch in Den Haag, Bootstour in der Seenplatte, die Arbeit in ihrer Firma, ein Jugendbild von der Oma. Laut Medienberichten soll sie die erste türkischstämmige Frau sein, die den Titel Herzogin trägt. Kennengelernt hat sie ihren heutigen Mann übrigens beim Tulpenball im Kurhaus des Seebads Scheveningen. „Es war Liebe auf den ersten Blick, nach einer durchtanzten Nacht flogen die Funken”, schrieb eine niederländische Zeitung.

Auch der Vater des Bräutigams, Herzog Borwin zu Mecklenburg, stammt aus Freiburg. Dort wurde er 1956 , besuchte eine Waldorfschule, Er war Hauptmann in der Bundeswehr und schloss sein Studium mit einem Diplom in Weinbau und Getränketechnologie ab. Herzog Borwin lebt heute mit seiner Frau Alice im Schwarzwald. Er hat mit ihr dort für einige Jahre ein Hotel im Schwarzwald geleitet, war Manager einer Getränkefirma und im Vertrieb für einen Jagdausstatter und ein Jagd- und Schießsportzentrum gearbeitet.

Bräutigams-Familie lebt im Schwarzwald

Auf der inoffiziellen Webseite des Herzogshauses pflege Herzog Borwin „eine enge Verbindung zum Land Mecklenburg-Strelitz”, er nehme dort „das ganze Jahr über verschiedene Funktionen wahr”. 2016 habe er seinen 60. Geburtstag in Neustrelitz gefeiert, zudem habe er sich an einer Reihe von wohltätigen Zwecken beteiligt, heißt es. Herzogin Alice zu Mecklenburg wurde 1959 im baden-württembergischen Hinterzarten geboren, wo ihr Vater eine Klinik betrieb. Dort war sie auch zeitweilig als Gemeinderätin aktiv.

Das älteste Kind Helene Olga studierte in Großbritannien und anschließend Internationales Management in Leipzig. Sie arbeitet heute für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Schwarzwald. Das jüngste Kind Carl Michael ging ebenfalls in Irland zur Schule und studierte später „International Studies” in den Niederlanden. Danach arbeitete er im Bereich Verteidigung und Sicherheit bei der Münchner Sicherheitskonferenz und dem Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) gearbeitet.