Seesanierung

Wie wird der Zierker See gesund?

Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Muscheln, die das Wasser reinigen und wieder-vernässte Uferbereiche. Was genau im Maßnahmenpaket zur Sanierung des Zierker See stecken soll, müssen erst noch Studien zeigen.
Veröffentlicht:07.08.2021, 06:45

Von:
  • Tobias Lemke
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Seit mittlerweile 25 Jahren wird sich um den Patienten Zierker See gekümmert. Es werden noch ein paar weitere Jahre hinzukommen, so viel steht fest. Viel Bekanntes, wenig Konkretes gab es am Donnerstagabend in Sachen Seesanierung zu hören. MV-Umweltminister Till Backhaus (SPD) hat in der Neustrelitzer Stadtvertretung Ergebnisse der Arbeitsgruppe des Landes vorgestellt, nachdem das Sanierungsvorhaben im Herbst vorigen Jahres zur Landessache erklärt worden war. Backhaus sagte zu, das Land werde das Projekt sowie eine dafür nötige Personalstelle zu 100 Prozent fördern.

Zu viel Phosphor

Die Hauptfrage sei nun, wie es gelingen könne, die Nährstoffeinträge in den See weiter zu reduzieren. Wichtige Maßnahmen wie der Bau der Kläranlage 1993 oder einer Anlage zur Versickerung geklärter Abwässer 2005 seien in der Vergangenheit zwar erfolgt, dennoch würden weiterhin geschätzte 600 Kilogramm Phosphoreinträge pro Jahr in den See fließen. Das seien 100 Kilogramm zu viel, so der Minister. „Wir wissen nicht vollständig, woher die Nährstoffeinträge kommen. Hier müssen wir Wissenslücken schließen und Eintragspfade, insbesondere über das Grundwasser, erkennen“, sagte Backhaus.

Flutung eines Polders im Gespräch

Um Nährstoffeinträge zu unterbinden und den See zu restaurieren, müsse es ein Maßnahmenbündel geben. Aufhorchen durften dabei die Landwirte nördlich des Sees. Denn aufgezählt wurden von Backhaus unter anderem der Rückbau des Schöpfwerks bei Torwitz und die Wiedervernässung des dortigen Polders. Neben der Reduzierung der Einträge aus der Landwirtschaft sei es wichtiger denn je, mehr Wasser in der Landschaft zu halten. Betroffenen Landwirten solle ein Flächentausch angeboten werden.

Kooperation mit dem Fischer

Weiterhin solle mit dem ortsansässigen Fischer zusammengearbeitet werden, um weitere Erkenntnisse zur Fischgemeinschaft im See zu bekommen. In der Vergangenheit wurden mit dem Neustrelitzer Fischer bereits Silber- und Marmorkarpfen entnommen, da die Fische das Sediment aufwühlen. Denkbar sei nach Ansicht der Arbeitsgruppe zudem der Einsatz von Muschelkulturen, die das Seewasser filtern und reinigen könnten. Auch eine Phosphatfällung durch eine Verteilung von gelösten Aluminiumsalzen im See sei nach wie vor eine Option. „Es wurden im Land auch Flachwasserseen erfolgreich gefällt“, erklärte Backhaus.

Backhaus gibt sein Wort

Der Zierker See ist im Durchschnitt nur 1,6 Meter tief. Kritik, wonach die Ausbaggerung des Sees eine verpasste Chance gewesen sei, entgegnete der Minister, dass diese nichts gebracht hätte, wenn danach erneut Nährstoffe eingetragen werden.

CDU-Fraktionsvorsitzender Andreas Petters wollte wissen, wie das Land sicherstellen wolle, dass es diesmal klappt. Immerhin sei bei so einigen Plänen in der Vergangenheit hineingerätscht worden. „Es ist vollkommen klar, dass das Projekt stattfindet, da haben Sie mein Wort“, so Backhaus. Bis 2027 müsse der Zierker See einen guten Erhaltungszustand erreicht haben, ansonsten verstoße das Land gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie, fügte er an.

„Das Wasser wird immer trüb sein“

Falk Jagszent (Grüne) war es wichtig zu betonen, dass es richtig und wichtig sei, den See zu sanieren, dass gegenüber der Öffentlichkeit aber auch mit offenen Karten gespielt werden müsse. „Das Wasser wird immer trüb sein“, so Jagzent. Der Zierker See werde auch nach Abschluss einer Sanierung einfach einen anderen natürlichen Zustand haben als ein Klarwassersee. Eine grobe Kostenschätzung wollte Thies Bussert (AfD) hören. Konkrete Zahlen konnte der Minister aber nicht nennen. Klar sei aber, dass man schnell bei Summen in gewissen Größenordnungen ankommen werde, so Backhaus.

Bei der Stadt angesiedelt

In einem nächsten Schritt soll nun die Stadt Neustrelitz einen Antrag beim Land stellen, damit das Projekt starten kann. Da sich das Ministerium nicht selbst fördern könne, müssen Stelle und Sanierungsvorhaben nun doch wieder bei der Stadt angesiedelt werden. „Das Angebot können wir nicht ablehnen, das ist klar“, erklärte abschließend der Neustrelitzer Bürgermeister Andreas Grund (parteilos). Dennoch mahnte auch er an, dass das vorgelegte Konzept noch kein fertiges Maßnahmenpaket beinhalte und weiterhin die Frage nach den Erfolgsaussichten im Raum stehe.