Tourismus
Wittstock sichert sich Bahndamm für Radweg nach Mirow
Wittstock / Lesedauer: 3 min

Tobias Lemke
Die Stadt Wittstock hat die Bahnstrecke von Wittstock/Dosse nach Mirow gepachtet. Einen Zug wollen die brandenburgischen Nachbarn allerdings nicht mehr in Richtung Mecklenburg rollen lassen. Vielmehr geht es darum, endlich die Idee von einem Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse umzusetzen. Um die Planung anzugehen, brauche es eine verlässliche Basis, erklärt Wittstocks Stadtsprecher Jean Dibbert den Schritt.
Wittstocks Bürgermeister Jörg Gehrmann unterschrieb daher in der vorigen Woche den Pachtvertrag, mit dem sich die Stadt die Gebrauchsüberlassung des Bahndamms für eine Laufzeit von 99 Jahren gesichert hat. Verpächter der Strecke ist die RegioInfra GmbH, die im weiteren Verlauf auch die Bahntrasse von Mirow nach Neustrelitz unterhält. Während dieser Abschnitt von der Kleinseenbahn befahren wird, liegt der Bahndamm hinter Mirow jedoch seit vielen Jahren brach. Mit seiner Unterschrift setzte Gehrmann eine Entscheidung des Wittstocker Stadtparlaments um. Das hatte den Abschluss des Pachtvertrages mit dem Ziel beschlossen, dass künftig ein Radweg ihre Stadt mit der Tourismusregion Müritz und Kleinseenplatte verbinden solle.
Mirow signalisiert großes Interesse
Dass der Anschluss auch kommt, darüber herrsche Konsens zwischen beiden Seiten. So sei in der Vergangenheit bei länderübergreifenden Treffen und Gesprächen stets signalisiert worden, dass der Radwegebau auf Mecklenburger Seite möglichst fortgeführt wird, sagt Dibbert. Zwar sei allein schon die Route auf brandenburgischem Gebiet ein Zugewinn, weil Wittstock weitere Ortsteile ans Radwegenetz anschließe, so richtig sinnvoll wäre die neue Radlerpiste aber erst mit dem Anschluss an die Mecklenburgische Seenplatte.
„Wir haben ein großes Interesse daran, dass der Weg dann auch bis Mirow bzw. Starsow heranreicht“, bestätigt Mirows Bürgermeister Henry Tesch (CDU) auf Mecklenburger Seite. Über den Status von Interessenbekundungen hinaus ist das Projekt hierzulande jedoch noch nicht gediehen. Zumindest habe man mit der Idee vom länderverbindenden Radweg laut Tesch bei MV-Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) offene Türen eingerannt. Denn klar ist auch, dass die insgesamt rund 25 Kilometer lange Strecke zwischen beiden Städten nicht ohne Fördermittel gebaut werden könne. „Eine gute Voraussetzung ist, dass mit dem vorhandenen Bahndamm schon relativ hohe Baufreiheit besteht“, hebt Stadtsprecher Dibbert dabei hervor. Dennoch wird das Gesamtprojekt wohl einiges kosten.
Entscheidung über Bundesstraße ist noch nicht gefallen
Die Gefahr, dass der anvisierte Radweg dabei die Pläne für die Bundesstraße B189n durchkreuzt, sieht Dibbert nicht. Die Straße soll zwischen Mirow und Wittstock neu entstehen. Unter anderem existiert der Vorschlag, die neue Verbindung teils auf dem alten Bahndamm verlaufen zu lassen. Eine Entscheidung darüber, ob die Bundesstraße wirklich gebaut wird, sei bislang aber noch gar nicht abschließend gefallen. Insofern spiele dieser Straßenbau für Wittstock momentan „nicht die erste Geige“, sagt Dibbert. Außerdem gebe es für die B189n Varianten für verschiedene Trassen, könne dann also auch eine andere Streckenausführung umgesetzt werden. Beide Infrastruktur-Projekte sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden, sagt Mirows Bürgermeister. Für die Entwicklung von Mirow wären sowohl Radweg als auch Bundesstraße förderlich.
Schon vor sechs Jahren hatten die Bürgermeister aus Wittstock und Mirow (damals noch Karlo Schmettau) die Idee von einer multifunktionalen Verbindung auf dem alten Bahndamm vorgestellt. Neben Radfahrern sollten auch Skater und kleine Elektrobusse die Trasse nutzen können, hieß es damals. Bis zur Umsetzung soll es jetzt möglichst nicht noch mal so lange dauern. Die Brandenburger visieren auf ihrem Abschnitt einen Baustart bis 2021/22 an.