Spontaner Corona-Protest
▶ Wütende Eltern fordern Normalität für ihre Kinder
Neustrelitz / Lesedauer: 2 min

Robin Peters
Dutzende Eltern und Großeltern haben mit einer Überraschungsaktion am Dienstag auf die schwierige Lernsituation in den Schulen der Seenplatte aufmerksam gemacht. Nacheinander stellten sie Schuhe als Symbol für verzweifelte Kinder vor das Rathaus in Neustrelitz. Daneben platzierten die Eltern zahlreiche Plüschtiere, Luftballons und Tafeln mit eindringlichen Forderungen nach einem Ende der Maskenpflicht in Schulen oder die Rückkehr des normalen Sportunterrichts. „Kinder sind kein Risiko“ oder „Unsere Kinder können nicht atmen“ wurde auf die bunten Plakate geschrieben.
Ansammlung rief Ordnungsamt auf den Plan
Über Mundpropaganda hatte sich die Aktion zu so vielen Leuten herumgesprochen, dass sich die Menschen in ungewohnten Massen vor der Rathaustreppe auf dem Marktplatz stauten. Was offensichtlich so nicht geplant war, rief umgehend die Mitarbeiter des Ordnungsamtes auf den Plan. Ihr Versuch, einen Verantwortlichen zu suchen, wurde zwar mit einigen Protestrufen begleitet. Bei Eintreffen der Polizei hatte sich die Masse aber bereits größtenteils zerlaufen.
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Der Neustrelitzer Bürgermeister Andreas Grund stieß an diesem Nachmittag eher zufällig auf das Szenario. Nach eigener Aussage kam er gerade von Gesprächen mit Apothekern über Schnelltests für Bürger, als er die Aktion bemerkte. Andreas Grund äußerte im Gespräch mit dem Nordkurier zwar Verständnis für die Unsicherheit und Sorgen der Menschen. Allerdings hätte er sich gewünscht, dass mehr Betroffene das direkte Gespräch mit ihm gesucht hätten. Vor Ort hätte ihn kaum jemand angesprochen.
Zudem kritisierte er, dass sich viele Menschen ohne Schutz über Mund und Nase vor dem Rathaus dicht aneinander stellten. Für ihn gleiche es einer Versammlung. Bekannt sei ihm und den Mitarbeitern des Ordnungsamtes wiederum keine Anmeldung einer entsprechenden Veranstaltung. Nur etwa eine Stunde nach der Aktion traf sich übrigens der Bildungsausschuss der Neustrelitzer Stadtvertretung. Sie wollten sich unter anderem über die Situation in den Schulen der Stadt austauschen.
In anderen Städten Deutschlands hatte es bereits ähnliche Aktionen gegeben. In Sachsen wollen einige Bürgermeister die Schuhe laut Medienberichten sogar in ihre Landeshauptstadt schicken.