Schwermetalle
Zu viel Quecksilber im Neustrelitzer Klärschlamm
Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Marlies Steffen
Klärschlamm aus Neustrelitz kann schon seit dem vergangenen Sommer nicht mehr landwirtschaftlich verwertet werden. Er enthält zu viel Quecksilber. Woher die hohen Werte kommen, dafür gibt es derzeit allerdings keine Erklärung, wie es jüngst im Ausschuss für Bau und Stadtentwicklung der Neustrelitzer Stadtvertretung hieß. Der Höchstwert der Belastung hatte Angaben aus dem Neustrelitzer Rathaus zufolge im Juli 2022 erheblich über dem zulässigen Wert gelegen. Gemessen wurden 2,62 mg/kg. Erlaubt ist ein Grenzwert von 1 mg/kg.
Werte sind immer noch zu hoch
Auch aktuell ist die Quecksilberbelastung des im Klärwerk in Rudow anfallenden Klärschlamms immer noch zu hoch. Bei der jüngsten Messung im März habe sich ein Wert von 1,6 mg/kg ergeben. Informationen aus dem Rathaus zufolge ist im Juli vergangenen Jahres erstmals ein überhöhter Quecksilberwert nachgewiesen worden. Der Klärschlamm kann mit dieser Schwermetallbelastung nicht mehr landwirtschaftlich verwertet werden, sagte Tiefbauamtsleiter Gerd–Joachim Maaß in dem Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau.
Schlamm wird dennoch verabeitet
Der Schlamm bleibt allerdings deshalb nicht in Neustrelitz liegen. Es gibt diesbezüglich einen Vertrag mit der Klärschlamm–Kooperation Mecklenburg–Vorpommern GmbH. Vertragspartner der KKMV ist die ETH Umweltservice GmbH aus Hamburg. Der Vertrag beinhaltet die landwirtschaftliche Verwertung und auch die thermische Verwertung der Abfälle. Der Vertrag läuft bis 2026. Der Klärschlamm mit den überhöhten Werten wird demnach aktuell thermisch verwertet — also verbrannt.
Ursachen unbekannt
In der Residenzstadt fallen jährlich 1800 Tonnen Klärschlamm an. Der Anteil der Trockensubstanz beträgt rund 360 Tonnen. Über die Ursachen für den Quecksilber–Eintrag könne derzeit nur gemutmaßt werden, es könnten zum Beispiel Rückstände aus Amalgam enthalten sein, machte Gerd–Joachim Maaß in der Sitzung des Stadtvertreter–Ausschusses deutlich. Nachgewiesen sei dies jedoch nicht.
Weitere Überschreitungen gab es wohl nicht
Die Quecksilberwerte im Klärschlamm werden viermal jährlich ermittelt. Grundlage für die Wertermittlung ist die Klärschlammverordnung des Bundes.
Der Mitteilung aus dem Neustrelitzer Rathaus zufolge ist der überhöhte Quecksilberwert der einzige Ausrutscher. Weitere Grenzwertüberschreitungen von Schwermetallen habe es bislang nicht gegeben. Gemäß der Klärschlammverordnung werde neben Quecksilber, auch Blei, Kadmium, Chrom, Kupfer, Nickel und Zink gemessen.
Ob die Stadt Bestrebungen unternimmt, die Ursache für den überhöhten Quecksilbereintrag zu ermitteln, ist bislang unklar. Zwar wird seitens der Verwaltung ein Gutachten über Möglichkeiten der Klärschlammentsorgung in Auftrag gegeben — auch darüber wurde im Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau informiert.
Stadtvertreter für Ursachen–Erforschung
Allerdings hieß es seitens der Verwaltung auch, dass die Quecksilberüberschreitung in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle spiele. Die thermische Verwertung sei vom Gesetzgeber vorgegeben. Diese ist auch weiterhin möglich. Stadtvertreter Karsten Dudziak (Die Grünen) hatte in der Ausschusssitzung dafür plädiert, im Zusammenhang mit dem Gutachten auch die Ursachen und die Stelle für den Quecksilbereintrag herauszufinden.
Quecksilber wird unter anderem für Batterien, Zahnplomben und in der Zementindustrie verarbeitet.