Kein Termin
81-jähriger Vorpommer ist sauer auf Impf-Hotline
Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Rainer Marten
„Eigentlich bin ich ein sehr geduldiger Mensch. Aber jetzt platzt mir doch der Kragen!“ Willi Lange (81) aus Strasburg ringt am Telefon um Fassung, als er sein Anliegen schildert. Vor dem Wochenende erhielt der Strasburger auf dem Postweg vom Landesamt für Gesundheit und Soziales M-V (LAGuS) die Unterlagen für seine bevorstehende Impfung gegen das Coronavirus. Alles mit der Telefonnummer eines Callcenters, um dort einen Termin für „die Spritze“ in einem der Impfzentren zu vereinbaren.
„Wozu gibt es denn die Aufforderung?”
Dem Strasburger gelang, was andere nicht immer schaffen: Er erreichte nicht nur die Hotline, sondern auch einen echten Gesprächspartner. Doch was der dem 81-Jährigen mitteilte, befriedigte ihn ganz und gar nicht: „Wir vergeben keine Termine, da aktuell keine frei sind. Melden Sie sich bitte wieder“, sagte der Mitarbeiter. Nicht nur einmal, sondern ein zweites und ein weiteres Mal rief Willi Lange in der Hotline an und bekam dieselbe oder keine Antwort.
Seinen Ärger versuchte Willi Lange dann auch beim Landrat und der Ministerpräsidentin abzuladen, dort wurde er jedoch gar nicht erst durchgestellt. „Das alles ist wirklich ein Eiertanz“, kommentiert verärgert der Mann die Situation. An einer Stelle erhielt er die Information, dass möglicherweise bald, das heißt im April, auch die Hausärzte impfen würden. „Ich bin mit dieser Verfahrensweise überhaupt nicht einverstanden. Wozu gibt es denn die Aufforderungsschreiben, wenn man am Ende doch keinen Termin vereinbaren kann?“, so Willi Lange.
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Lagus: „Wir bitten um etwas Geduld”
Der Strasburger ist offenbar nicht der einzige, der aktuell Schwierigkeiten mit der Terminvereinbarung hat. Anja Neutzling, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im LAGuS: „Aktuell beobachten wir ein hohes Aufkommen an der Impfhotline des Callcenters. Wir bitte deshalb um etwas Geduld“, sagt sie.
Der für eine Impfung berechtigte Personenkreis wurde in den vergangenen Tagen beachtlich erweitert, ergänzt Anja Neutzling. Ab dem 8. März können in MV die meisten Personen, die laut bundesweit gültiger Impfverordnung zu den Gruppen der mit höchster und hoher Priorität zu impfenden Menschen gehören, Termine für die Covid‑19-Schutzimpfung mit dem Callcenter vereinbaren. „Die Nachfragen dort haben sich binnen kürzester Zeit vervielfacht.“
Bitte um Verständnis
Nicht nur die über 80-jährigen hätten nach Erhalt des Einladungsschreibens Anspruch auf eine Schutzimpfung, sondern viele andere Personen auch. Die Bandbreite erstrecke sich jetzt auch auf Pflegepersonal, medizinisches Personal, Kontaktpersonen von Schwangeren, Begutachter oder Prüfer in ambulanten Pflegediensten, Lehrer und Erzieher, Tagespflegepersonen und vielen andere. „In der Startphase der Impfung hatten wir Schwierigkeiten mit der Impfstoffversorgung, jetzt hapert es an den Termine. Ich kann hier nur um das Verständnis der Impfwilligen bitten“, sagte die Sprecherin.
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