Antrag

Aus Pasewalker „Leninhain” soll „Friedenspark” werden

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Die Parkanlage zwischen Fischerstraße und Haußmannstraße in Pasewalk soll einen Namen bekommen, schlägt das Bündnis „Pasewalk hilft“ vor. Ein Antrag wurde dem Stadtpräsidenten zugestellt.
Veröffentlicht:23.06.2022, 05:58
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  • Author ImageMathias Scherfling
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Bereits seit Anfang März hält das Bündnis „Pasewalk hilft“ immer montags vor der Marienkirche eine Mahnwache. Damit wollen die Aktivisten aus Protest gegen den Krieg in der Ukraine ein Zeichen setzen. Dazu fanden sich auch an diesem Montag – dem Weltflüchtlingstag – 13 Menschen ein.

Neben der Mahnwache wurde aber diesmal noch ein anderes Vorhaben auf den Weg gebracht. Das Aktionsbündnis möchte der Parkanlage zwischen der Fischerstraße und der Haußmannstraße den Namen „Friedenspark“ geben. Dazu sagte Winfried Gentz, der auch der CDU-Fraktion der Stadtvertretung angehört, dass es in Pasewalk noch ein sozialistisches Relikt namens „Leninhain“ gebe. „Es gibt einen Park. Dort befinden sich drei Kunstobjekte. Zunächst die Friedenssäule, die im sowjetischen Ehrenmal steht. Die Trümmerkugel ‚Pasewalk–Police–Phoenix‘ des schweizerisch-kanadischen Installationskünstlers Ernest Daetwyler und die Erinnerungstafel an den bedeutenden jüdischen Unternehmer Paul Behrendt. Dieser ganze Komplex hat noch keinen Namen. Deshalb schlagen wir vor, ihn Friedenspark zu nennen“, sagte Winfried Gentz.

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„Der Name darf ruhig einer anderen Erinungskultur geopfert werden”

Nun befindet sich auf dem Areal auch der „Leninhain“. Das Aktionsbündnis wolle den „Leninhain“ nicht umbenennen, betonte der CDU-Stadtvertreter. „Wir wollen dem ganzen Bereich einen Namen geben. Im Übrigen heißt es bei mir auch nicht ‚Leninhain‘, sondern ‚sowjetisches Ehrenmal‘.“ Dr. Egon Krüger fügte hinzu, dass der Name 1971 so festgelegt worden sei. „Das war zum 100. Geburtstag von Lenin. In Pasewalk gab es zu DDR-Zeiten auch eine ‚Leninstraße“, die nach der Wende wieder in „Marktstraße“ umbenannt wurde“, so Egon Krüger.

Pastor Dr. Johannes Grashof, der ebenfalls an der Mahnwache teilnahm, meinte, dass das Vorhaben nicht identisch mit dem Leninhain sei. „Es ist ein größeres Areal, was den von der Partei damals sogenannten ‘Leninhain‘ mit einschließt. Mit den beiden anderen Objekten bekommt das ganze eine andere Aussage.“ Der Leninhain sei im Übrigen eine sekundäre Benennung, denn die Kriegergräber seien wesentlich älter. „Zu Zeiten des Sozialismus war es üblich, dass die Sowjetunion eigentlich in allen Städten an exponierten Orten eine Gedenkstätte für die Gefallenen der Roten Armee errichtet hat“, so Grashof. Damit habe man das Bewusstsein erhalten wollen, dass die Sowjets als Befreier den Sozialismus gebracht und den Faschismus beseitigt hätten. „Diese Gräber sind noch da und sollen zur Mahnung auch bleiben. Weil es immer schlimm ist, wenn Soldaten in einem Krieg verheizt werden. Aber ich finde der Name ‚Leninhain‘ darf ruhig einer anderen Erinnerungskultur geopfert werden.“

Neuer Name hat aktuellen Bezug

Dittmar Vonau vom Aktionsbündnis „Pasewalk hilft“ sagte, dass der neue Name für das Areal sogar einen sehr aktuellen Bezug habe. „Wir hatten so dicht bei uns in den letzten Jahrzehnten keinen Krieg. Der Frieden ist für uns alle wichtiger, denn wir wollen überleben. Wir wollen auch, dass die Menschen in den Kriegsgebieten überleben. Damit wollen wir auch ein Zeichen setzen, dass wir den Frieden wollen und nicht Krieg.“

Im Anschluss unterschrieben alle Teilnehmer den Antrag. Ob dieser allerdings schon in der nächsten Sitzung der Stadtvertreter am 30. Juni auf die Tagesordnung kommt, ist fraglich. Denn diese ist den Stadtvertretern schon zugesandt worden. Die Stadtverwaltung wird diesen Antrag prüfen und zur Beschlussfassung vorlegen.

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