Corona-Maßnahmen
Berliner Ehepaar fliegt wegen Maskenpflicht aus dem ICE
Pasewalk / Lesedauer: 4 min

Simon Voigt
Ein Ehepaar aus Berlin wurde am Neujahrstag am Pasewalker Bahnhof aus einem ICE verwiesen – als Begründung nannte der Schaffner einen Verstoß gegen die Maskenpflicht. Er soll sich überdies „rüde und aggressiv” verhalten haben, wie das Paar dem „Tagesspiegel” schildert, der über den Vorfall berichtet.
Das Paar verbrachte Silvester auf Rügen und sei dann am Neujahrsmorgen in den Zug von Binz nach Berlin gestiegen. Dieser sei ziemlich leer gewesen, da die meisten Urlauber eher in die andere Richtung unterwegs waren. Die beiden Frauen hatten ein Abteil für sich – und nahmen ihre Masken zunächst ab, „wie zu Hause in der Küche”. So die Schilderung. Bei der Fahrscheinkontrolle seien sie aber zum Tragen ermahnt worden und setzten die Masken wieder auf.
Im Abteil sollen sie dann Brote gegessen haben, unter „bösem Blick” des Schaffners durch die Glastür, der mit Gesten darauf hingewiesen habe, die Masken wieder aufzusetzen. Gegen Mittag, nach zwei Stunden Fahrt, kauften sie sich Kaffee bei einem mobilen Verkäufer. „Wenig später kam dieser sehr aggressive DB-Mitarbeiter mit einer Kollegin ohne Vorwarnung in unser Abteil und verwies uns des Zuges“, schildern die beiden Frauen im „Tagesspiegel”. Der Mann soll auch das Argument ignoriert haben, dass sie ohne Maske keinen Kaffee trinken können.
„Perplex und eingeschüchtert” ausgestiegen
„Perplex und eingeschüchtert” sei das Paar dann in Pasewalk ausgestiegen, wo der ICE gerade hielt. Eine halbe Stunde später konnten mit einem folgenden ICE weiterfahren. Der „nette” Schaffner habe sie dort ohne Fahrkarte mitfahren lassen. So viel Verständnis hätten sie sich schon bei ihrer ersten Fahrt gewünscht.
Ein Sprecher der Bahn erklärte dem „Tagesspiegel”, dass die Mitarbeiter „völlig richtig” gehandelt hätten. Es habe zunächst zwei Hinweise gegeben, der darauf folgende Fahrtausschluss sei damit gerechtfertigt. Der Schaffner sei von einem Vorgesetzten zu dem Vorgang befragt worden und habe sein Auftreten als sachlich und nicht aggressiv geschildert.
Maskenpflicht im ICE noch bis 7. April
Die Deutsche Bahn muss die behördlich verordnete Maskenpflicht im Nahverkehr umsetzen. Sie ist aktuell noch bis zum 7. April festgeschrieben. Bundesweit gilt in Fernverkehrszügen das Tragen einer FFP2-Maske. „Es ist dabei vollkommen unerheblich, ob ein gemeinsamer Haushalt in einem Abteil sitzt. Zum Essen und Trinken darf die Maske selbstverständlich kurzzeitig abgenommen werden”, sagte der Bahn-Sprecher dem „Tagesspiegel”.
Immer wieder kommt es dabei zu Konflikten. Eine Statistik, wie oft Fahrgäste seit dem Einführen der Corona-Maßnahme des Zuges verwiesen wurden, gibt es aber nicht. Das Bahn-Personal macht in solchen Fällen von seinem Hausrecht Gebrauch.
Die Bundespolizei musste in diesem Fall nicht einschreiten. Nach Auskunft eines Sprechers der Bundespolizei in Pasewalk habe es schon lange keine Einsätze zur Durchsetzung der Maskenpflicht gegeben. „Die Fahrgäste wissen das und verhalten sich nach Aufforderung in aller Regel kooperativ”, sagte er dem Nordkurier.
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AfD-Politiker löste auf Strecke Polizeieinsatz aus
Auf derselben Strecke nach Rügen hatte im Sommer 2020 der AfD-Politiker Stephan Brandner einen Polizeieinsatz ausgelöst. Auch er habe nach eigener Schilderung gegessen und sei zum Tragen einer Maske aufgefordert worden. Er habe dann geantwortet: „Esse gerade, geht nicht, danach überleg ich‘s mir.“ Dann habe der Schaffner die Polizei gerufen.
Bei der Bundespolizei hieß es, ihre Beamten seien bei einem Halt in Pasewalk zugestiegen, habe den Mann (Brandner) erst auf der Zugtoilette aufspüren müssen. Nach mehrmaliger Aufforderung habe dieser dann die Tür geöffnet, die Maske angelegt und habe so weiterreisen können.
Im Regionalverkehr, außerhalb der Fernzüge, haben einige Bundesländer die Maskenpflicht inzwischen abgeschafft. Die Bundesländer Berlin und Brandenburg streben ein Ende am 2. Februar an. In Mecklenburg-Vorpommern könnte es laut Gesundheitsministerin Stefanie Drese ebenfalls bald ein Ende geben. Vorbehaltlich der Abstimmung mit anderen Bundesländern stellte sie Ende Januar/Anfang Februar in Aussicht.