Tierquälerei

Betrunkener soll Hund mit Gehstock verprügelt haben

Jatznick / Lesedauer: 4 min

Ein Mann soll seinen Hund in Jatznick so geschlagen haben, dass dieser gewinselt und gejammert habe. Mehrere Personen kritisieren das Vorgehen von Polizei und Veterinäramt scharf.
Veröffentlicht:13.05.2023, 05:59

Von:
  • Author ImageZoltán Szabó
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Der Vorfall schockiert viele Gäste und Mitarbeiter des Jatznicker Hofs: Ein betrunkener Mann aus dem Ort habe seinen Hund auf dem Parkplatz vor dem Waldplatz vor wenigen Tagen auf grausame Art und Weise „so dermaßen mit seinem Gehstock verprügelt, dass er vor Schmerz und Angst schrie“, schildert Gastronomin Ulrike Walther die Eindrücke ihrer Mitarbeiter. Eine Besucherin habe umgehend die Polizei verständigt, während eine Mitarbeiterin den Mann abzuhalten versucht habe, den Hund weiter zu schlagen. Das Veterinäramt habe dem Jatznicker bereits einen Hund weggenommen, berichtet die Gastronomin.

Misshandelten Hund wieder ausgehändigt

Die Polizei habe dem Betrunkenen die Heimfahrt mit dem Auto untersagt und ihn vorläufig in Gewahrsam genommen. Der Hund sei dann zunächst im Auto gelassen worden. Ein Alkoholtest sei erst vorgenommen worden, nachdem Mitarbeiter und Besucher die vier Beamten „mehrfach eindringlich darauf aufmerksam gemacht haben, dass der Mann nach Alkohol riecht“, kritisiert Ulrike Walther. Die Polizisten hätten anschließend „noch seelenruhig neben dem Mann gestanden, geraucht und geredet, während er sich an dem Eingangstor vom Waldplatz, in aller Öffentlichkeit, erleichtert hat“.

Das Schlimmste aber sei, dass die Polizisten dem Jatznicker den misshandelten Hund einige Zeit später wieder ausgehändigt und den Vorfall nicht dem Veterinäramt gemeldet hätten. Die Polizei habe schließlich eine Bereitschaftsnummer des Veterinäramts. Ulrike Walther fragt: „Was läuft da schief? Diesem Mann wurde bereits ein Hund weggenommen, weil er ihn misshandelt hat." Am Montag habe sie Anzeige beim Veterinäramt erstattet. Das Veterinäramt habe den Hund noch am selben Tag dem Besitzer entzogen.

Kritik auch vom Katzenschutz Pasewalk

Auch Julia Brandt vom Katzenschutz Pasewalk kritisiert das Vorgehen der Polizei und des Veterinäramtes. Sie weise das Veterinäramt bereits seit fünf Monaten darauf hin, dass der Halter, dem bereits zuvor ein Hund entzogen worden sei, wieder ein neues Tier besitze, sagt sie. Doch das Amt habe dem Mann den Hund nicht weggenommen. 

Es habe bereits zuvor, am 8. April, einen weiteren Vorfall gegeben. Da habe der Besitzer den Hund über Stunden mit einer Kette an Lenkrad und Schaltknauf im Auto gekettet. Das Tier habe sich nicht bewegen können. Doch die herbeigerufenen Polizisten hätten nur zehn Minuten „herumgestanden“ und gewartet, bevor sie tatenlos wieder abgezogen seien. Der Besitzer sei nicht geeignet, einen Hund zu halten, auch weil er körperlich stark eingeschränkt sei, sagt Julia Brandt. Auch sie habe den Mann angezeigt.

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Der Jatznicker versuche nun mit einem Anwalt, den Hund zurückzuholen. Der Katzenschutz Pasewalk kündigt an, eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei der Polizei gegen die Beamten einzureichen.

Polizei erkennt keine Verwahrlosung des Hundes

Eine Polizeisprecherin erklärt auf Nachfrage, dass eine Anzeige wegen des Verdachts der Trunkenheit im Straßenverkehr vorliegt. Laut Zeugin habe der 70–jährige Mann auf dem Parkplatz geparkt. Beim Aussteigen aus dem Fahrzeug habe der Hund „so sehr an der Leine gezogen, dass der Mann hingefallen sei. Daraufhin soll der Mann den Hund angeschrien und zurück ins Auto gebracht haben“. Der Besitzer habe sich den Beamten gegenüber kooperativ verhalten. Polizisten würden geschult, durch ihr ruhiges Auftreten deeskalierend zu wirken. Ein Atemalkoholtest habe 1,08 Promille, eine spätere „Evidentialmessung“ auf dem Polizeihauptrevier gar 1,30 Promille ergeben.

„Eine Misshandlung des Hundes haben die Kollegen nicht beobachtet. Der Hund war augenscheinlich im guten Zustand. Hinweise auf eine Verwahrlosung beziehungsweise Tierwohlgefährdung ergaben sich nicht“, sagt Polizeisprecherin Katrin Kleedehn. Der Führerschein des 70–Jährigen sei eingezogen, der Mann zur Blutprobenentnahme ins Krankenhaus und anschließend zurück nach Jatznick gebracht worden, wo ihm die persönlichen Gegenstände und der Hund übergeben worden seien.

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Der weitere Vorfall, als der Hund im Auto angekettet war, sei der Polizei am 8. April gegen 20 Uhr gemeldet worden, erklärt die Sprecherin. In einer Befragung des Halters habe sich nicht bestätigt, dass das Tier über mehrere Stunden im Auto zurückgelassen worden sei. Daher habe kein Straftatbestand nachgewiesen werden können. Sollte eine Dienstaufsichtsbeschwerde eintreffen, werde das Verhalten der Beamten bewertet.

Polizei meldete Fälle nicht dem Veterinäramt

Der Landkreis Vorpommern–Greifswald bestätigt, dass die Polizisten die beiden Vorfälle nicht dem Veterinäramt gemeldet haben. Die Amtstierärztin habe durch Zufall am 8. Mai von dem Fall erfahren. „Daraufhin wurde der Tierhalter kontrolliert. Da er nicht öffnete, wurden die Polizei und der sozialpsychiatrische Dienst einbezogen. Der Hund wurde ins Tierheim nach Altentreptow verbracht“, sagt Landkreissprecher Florian Stahlkopf.