Polizei
Das sind die beliebtesten Betrugsmaschen am Telefon
Vorpommern / Lesedauer: 6 min

Holger Schacht
Der Corona-Trick
Hier wird mit der Angst um die Gesundheit gespielt. Betrüger geben sich am Telefon als Mitarbeiter eines Gesundheitsamtes aus und fordern dazu auf, einen Corona-Test zum Preis von bis zu 7000 Euro durchzuführen. „Eine Abwandlung des Vorgehens ist, dass Täter unter dem gleichen Vorwand bei Betroffenen an der Haustür klingeln und so versuchen in die Wohnung zu kommen“, heißt es bei der Polizei. „Lassen Sie sich nicht darauf ein, kostenpflichtige Tests auf Covid-19 an der Haustür und nach telefonischer Aufforderung durchzuführen. Fragen Sie Ihren Hausarzt oder das Gesundheitsamt, ob ein Test für Sie angeordnet wurde. Übergeben Sie kein Geld an vermeintliche Tester an Ihrer Haustür. Lassen Sie sich auch durch Drohungen nicht verunsichern“, rät sie.
Fernwartung Computer
Die Sparkasse Vorpommern warnte vor Telefonanrufen falscher Microsoft-Mitarbeiter, die angeben würden, per Fernwartung Computer von Hackern und Viren befreien zu müssen. „Ziel des Anrufers ist es, den Computernutzer dazu zu bewegen, ein Programm oder einen Trojaner zu installieren, mit dem der Betrüger dann aus der Ferne auf den Computer zugreifen kann. Der Anrufer erfragt dabei auch die Bank- und Kreditkartenverbindung sowie Geheimnummern“, hieß es bei der Sparkasse Vorpommern. In anderen Fällen sperren die Betrüger den Rechner des Betroffenen und versuchen, Geld für die Freigabe zu erpressen. Tipp der Polizei: „Seriöse Unternehmen wie Microsoft nehmen nicht unaufgefordert Kontakt zu ihren Kunden auf. Sollte sich ein Servicemitarbeiter bei Ihnen melden, ohne dass Sie darum gebeten haben: Legen Sie einfach den Hörer auf.“
Der TAN-Trick
In Röbel verlor ein Rentner (86) durch einen Betrug im TAN-Verfahren mehr als 30 000 Euro. Zuvor hatte sich am Telefon ein „Herr Schmidt“ von der Hausbank des Mannes bei ihm gemeldet. „Er gab an, dass der Generator für die mobilen Transaktionsnummern überprüft werden müsse. Der Anrufer forderte ihn auf, insgesamt drei TAN für das Onlinebanking zu generieren. Das machte der Geschädigte und gab die Nummern telefonisch weiter“, heißt es bei der Polizei. Erst als ein echter Angestellter der Hausbank einen Tag später telefonisch nachfragte, ob die Überweisung in Ausland rechtmäßig sei, sei der Betrug aufgefallen. „Bitte behandeln Sie Ihre TAN wie die PIN Ihrer EC-Karten! Diese dürfen in keinem Fall telefonisch weitergegeben werden! Geben Sie auch keine Kontodaten oder andere sensible Informationen am Telefon preis!“, warnt die Polizei in diesem Zusammenhang.
Der Erbschafts-Trick
„Hier spricht die Kanzlei von Rechtsanwalt Moore in London. Mister Henry Schulz war einer unserer Mandanten und ist vor 14 Tagen verstorben. Er hinterlässt Ihnen einen Teil seines Erbes in Höhe von 100 000 Pfund.“ Mit Sätzen wie diesen werden Opfer schriftlich und telefonisch in die Gebühren-Abzocke gelockt. Denn in Wirklichkeit gibt es kein Erbe, sondern nur die Aufforderung, vorab die Anwaltsgebühren, Steuern und Notarkosten zu überweisen. Hinter der Masche steckt häufig die „Nigeria Connection“. Die zockt seit mehr als 30 Jahren mit diversen Tricks die Leute ab. „Antworten Sie keinesfalls auf verdächtige Schreiben, die Ihnen große Gewinne vorgaukeln. Niemand verschenkt Geld oder Vermögen. Auch dann nicht, wenn eine scheinbar plausible Situation geschildert wird. Überweisen Sie kein Geld!“, rät die Polizei.
Gewinnspielbetrug
Hoch im Kurs der Betrüger ist auch die Masche, ihre Opfer mit viel Geld zu locken. In diesem Fall erwischte es einen Ueckermünder (72), der 1900 Euro verlor. „Der Mann hatte einen Anruf erhalten, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass er 83600 Euro gewonnen habe“, sagt Polizeisprecherin Nicole Buchfink. Die Täter forderten am Telefon ihr Opfer auf, zur Einlösung des Gewinns Guthaben-Karten zu kaufen. Das Opfer gab die freigerubbelten Nummern telefonisch durch, ohne zu wissen, dass er die Karten damit entwertet. In einem zweiten Fall scheiterten die Betrüger an der Wachsamkeit einer Supermarkt-Kassiererin. Polizeisprecherin Buchfink: „Dem ins Auge gefassten Opfer wurde am Telefon herzlich zu einem Lottogewinn von 49 000 Euro gratuliert.“ Um den von Polizisten bewachten Geld-Transport zu bezahlen, seien 900 Euro in Gutscheinkarten fällig. Beim Kauf der Karten griff die Kassiererin ein.
Liebesbetrug
Der klassische Heiratsschwindel wird heute vor allem digital angebahnt, telefonisch unterstützt und „Romance Scamming“ genannt. Opfer sind in aller Regel Frauen. Typisch ist ein Fall aus der Müritz-Region. Dort umgarnte ein angeblicher US-Soldat eine Rentnerin (88), die später in Etappen mehrere zehntausend Euro an ihn überwies. Aufs Kreuz gelegt wurde auch ein Senior (90) aus dem Raum Neubrandenburg. Mehr als 70 000 Euro zahlte er an eine Russin, die Süßholz raspelte und auf Fotos wie ein Model aussah. „Dass etwas nicht stimmte, bemerkte er erst, als wegen Geldwäsche gegen ihn ermittelt wurde“, heißt es bei der Polizei. LKA-Sprecher Rascher: „Die hohe Schadenssumme im Jahr 2019 resultiert aus einer Reihe von Taten, in denen besonders hohe Geldbeträge ausgehändigt wurden. Diese sind größtenteils auf die Masche des sogenannten ‚Romance Scamming‘ zurückzuführen.“
Falsche Polizisten
Reingefallen auf einen angeblichen Beamten des Bundeskriminalamtes (BKA) ist eine Rentnerin (76) aus Torgelow. Sie verlor 30 000 Euro. Zuvor hatte eine Frau bei ihr angerufen und vor einer ausländischen Bande gewarnt, die ihr Konto leerräumen wolle. „Wie bei diesen Fällen typisch, sollte sie das Geld zur Sicherheit abheben und dem BKA übergeben“, heißt es bei der Polizei. Was die Frau auch tat. Der Mann, der schließlich das Geld abholte, war dann allerdings ein Betrüger. In anderen Fällen rufen falsche Polizisten an, um Senioren vor dem Umlauf von Falschgeld zu warnen. Deshalb müssten sie das Bargeld auf Echtheit prüfen. Wer die Banknoten rausgibt, sieht sie nie wieder. Die Polizei rät: „Um sich gegen falsche Polizisten zu schützen, legen Sie auf und rufen die richtige Polizei unter 110 an. Dort kann sich vergewissert werden, ob der geschilderte Fall zutrifft.“
Der Enkeltrick
„Hallo, hier ist Olaf, kannst Du mir aus der Patsche helfen? Ich brauche Geld für den Kauf meines neuen Hauses“, klingelte der vermeintliche Verwandte im Juli bei einer Rentnerin (83) in Anklam an. Bei der herrschte jedoch Ebbe auf dem Konto. Im Laufe des Gesprächs entlockte der Betrüger ihr dann Angaben zu einer Verwandten (81) in Neubrandenburg, deren Nummer er wählte, noch bevor die inzwischen alarmierte Polizei bei ihr eintraf. Zum Glück fiel keine der beiden Frauen auf den Betrug rein. Nicole Buchfink, Sprecherin des Polizeipräsidiums Neubrandenburg: „Den Enkeltrick gibt es in verschiedenen Variationen. Mal meldet sich die angebliche Schwiegertochter, mal der angebliche Neffe. Alle behaupten, in Schwierigkeiten zu stecken und täuschen vor, Anzahlungen beim Notar nicht zahlen zu können oder wegen einer Geldstrafe ins Gefängnis zu müssen.“
Bei den 1882 in MV registrierten Fällen scheiterten die Verbrecher in 1722 Fällen. Dies entspricht einer Verbrechens-Erfolgsquote von 8,5 Prozent. Im Jahr 2015 waren es noch 14,8 Prozent. Die Polizei sieht ihre umfangreiche Präventionsarbeit als einen der Gründe für den Prozent-Rückgang.