Raulin unterstützt CDU-Landratskandidaten

Die SPD und das „bedauerliche Missverständnis“

Strasburg / Lesedauer: 3 min

Wenn man Norbert Raulin nach seiner Meinung fragt, ist er eigentlich immer für einen flotten Spruch gut. Doch nach einem flotten Spruch ist dem SPD-Mann gerade nicht mehr zumute. Er schweigt sich aus, wenn es um die Gründe für seine Unterstützung des CDU-Landratskandidaten Michael Sack geht.
Veröffentlicht:23.05.2018, 08:02
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Von:
  • Author ImageChristian Johner
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Es ist die Seite 35 im aktuellen Ueckermünder Stadtreporter, dem amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt, die vor allem eine Frage aufwirft: Was hat sich Norbert Raulin, SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, dabei gedacht? Es geht um die Wahlwerbung für den CDU-Kandidaten Michael Sack als Landrat. „Die beste Wahl für unseren Landkreis! sagt Norbert Raulin“, steht dort fett gedruckt. Besser offenbar auch als Monique Wölk – die Kandidatin der Sozialdemokraten.

„Was hat sich Norbert Raulin dabei gedacht?“ Eine Frage, auf die es erst einmal keine Antwort gibt. Denn nur wenige Tage nach diesem sehr offensichtlichen Bekenntnis zum CDU-Kandidaten macht sich Raulin gegenüber der Öffentlichkeit rar. Nach Informationen des Nordkurier will sich Raulin bis zur Fraktionssitzung am 29. Mai zu der verwunderlichen Wahlwerbung nicht öffentlich äußern. Das ist untypisch für jemanden, der sonst das Rampenlicht nicht scheut und die Medienpräsenz sucht.

Böse Überraschung für die Parteigenossen

Raulins Alleingang sorgte bei seinen Parteigenossen für eine böse Überraschung. „Das ist ein absolutes No-Go. Wir als Ortsverein werden uns weiterhin für Monique Wölk engagieren“, betont der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Ueckermünder Heide, Carsten Seeger. „Es ist ärgerlich, aber nicht mehr zu ändern. Wir müssen jetzt nach vorne schauen“, sagt der Landtagsabgeordnete Patrick Dahlemann.

Als „bedauerliches Missverständnis“ bezeichnete Raulin seine Aktion in einer Pressemitteilung des SPD-Kreisverbandes. „Was genau damit gemeint ist, müssen Sie Herrn Raulin fragen“, sagt Bernd Nabert, Kreisvorsitzender der SPD. Raulin möchte aber nicht antworten. Dafür Dahlemann: Die Wahlwerbung sei für eine mögliche und nicht unwahrscheinliche Stichwahl zwischen dem CDU-Kandidaten Sack und dem AfD-Kandidaten Axel Gerold angedacht gewesen, so Dahlemann. Dumm gelaufen, dass Monique Wölk noch gar nicht aus dem Rennen ist und auch noch nicht feststeht, ob es eine Stichwahl gibt und wer dort antritt.

Hat das Ganze etwas mit der Bürgermeisterwahl in Strasburg zu tun?

Die Wahlwerbung Raulins für einen parteifremden Kandidaten könnte aber auch einen ganz anderen Grund haben, und der lautet: die CDU für die Bürgermeisterwahl in Strasburg auf die Seite des Raulin-Ehepaars holen. Norbert Raulin, der ein Vierteljahrhundert lang die Geschicke der Stadt Strasburg lenkte, ist mit 65 Jahren zu alt für den Posten, seine Gattin Marina aber nicht, und die denkt über eine Kandidatur nach.

Marina Raulin sitzt als fraktionslose Abgeordnete im Stadtparlament. Bisher war mit Karina Dörk eine CDU-Frau an der Spitze der Stadt Strasburg, die nun aber zur Landrätin der Uckermark gewählt wurde. Einen Zusammenhang zwischen der Landratswahl in Vorpommern-Greifswald und der Bürgermeisterwahl in Strasburg hält Dahlemann für „definitiv ausgeschlossen und ein aberwitziges Hirngespinst“, denn die eine Wahl hätte mit der anderen nichts zu tun.

Fakt ist jedenfalls, dass die öffentliche Unterstützung Raulins für Michael Sack ein Nachspiel hat. Der SPD-Kreisverband in Vorpommern-Greifswald hat ein Parteiordnungsverfahren eingeleitet. Möglich sind für Raulin damit von einer Rüge über die zeitweise Ämterabgabe bis zum Ausschluss aus der SPD diverse Parteistrafen.