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Soziales Engagement

Die Tafel ist jetzt selbst auf Hilfe angewiesen

Uecker-Randow / Lesedauer: 3 min

Die Helfer des Arbeitslosenverbandes Uecker-Randow sind unermüdlich im Einsatz, um Bedürftigen zu helfen. Doch jetzt steckt die Organisation selbst in Schwierigkeiten.
Veröffentlicht:30.09.2023, 06:02

Von:
  • Mathias Scherfling
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Wer derzeit die Tafel in Pasewalk besuchen möchte, wird sie nicht an der gewohnten Stelle finden. Der Container, in dem sonst die Lebensmittel an Bedürftige verteilt werden, ist leer. Sogar der Fußboden wurde entfernt.

Mussten notgedrungen umziehen

„Der Boden des Containers war komplett durchfeuchtet. Deshalb mussten wir notgedrungen mit der Ausgabestelle umziehen“, erklärt Hannelore Schiebe, die Vorsitzende des Arbeitslosenverbandes (ALV). Eine vorübergehende Zuflucht habe die Ausgabestelle in der Westernhütte gefunden, die sich ebenfalls auf dem Gelände an der Festwiese befinde. „Wir sind nach wie vor vor zu den gewohnten Zeiten Ort“, verspricht Hannelore Schiebe. Die Bedingungen seien zwar nicht optimal, aber es funktioniere.

Tafel braucht Unterstützung

Für die Beseitigung der Feuchtigkeitsschäden braucht die Tafel Unterstützung. „Wir haben versucht, die Ursache für die Schäden zu finden. Wahrscheinlich ist die Feuchtigkeit innen die Wände heruntergelaufen, und der Boden hat sich dann vollgesogen“, erläuterte die ALV-Chefin. Inzwischen seien die Spanplatten des Bodens entfernt worden, damit der Untergrund trocknen könne. „Da wir die Reparatur voraussichtlich in Eigenleistung erbringen müssen, benötigen wir Spenden für den Materialeinkauf.“ Die Tafel befinde sich nicht in Not, aber sie benötige Hilfe.

Weniger Lebensmittel für mehr Bedürftige

Die Auswirkungen der Inflation und des Krieges in der Ukraine seien nicht unproblematisch für ihre spendenfinanzierte Organisation, sagt Hannelore Schiebe mit Blick auf die allgemeine Situation der Tafel. Einerseits habe der ALV die steigenden Ausgaben bewältigen müssen, auf der anderen Seite habe sich das allgemeine Sponsoring reduziert. „Auch Lebensmittelspenden für die Tafel waren nicht mehr wie zuvor vorhanden. Konnten wir vorher ein- bis zweimal wöchentlich aus dem Neubrandenburger Tafel-Lager Lebensmittel abholen, waren wir 2022 froh, wenn wir einmal im Monat das Lager ansteuern durften.“ Dabei habe sich die Zahl der Kontakte mit Tafel-Kunden im gleichen Jahr um 16 Prozent erhöht. Somit könnten immer weniger Tafelkunden auf dem Niveau der Vorjahre unterstützt werden.

Der Fußboden im Container, aus dem die Lebensmittel bislang verteilt wurden, war nass geworden. Er musste komplett entfernt werden. (Foto: Mathias Scherfling)

20 Tonnen Lebensmittel im Jahr

Die Region Uecker-Randow hat insgesamt acht Ausgabestellen der Tafel  in Pasewalk, Torgelow, Eggesin, Ueckermünde, Löcknitz, Penkun, Ferdinandshof und Strasburg. Diese werden vom Arbeitslosenverband betrieben. „Hier sind bis zu 28 Personen im Einsatz, die jährlich mehr als 20 Tonnen Lebensmittel bewegen. Das heißt, diese werden eingesammelt, sortiert und abgegeben“, bilanziert die Vorsitzende des ALV. Dabei mache Obst und Gemüse den größten Anteil aus, gefolgt von Backwaren und Milchprodukten. „Die Zahl der Tiefkühlprodukte, die in der Regel aus dem Lager in Neubrandenburg kommt, ist sehr stark gesunken. Auch Fleisch- und Wurstwaren, Getränke, Konserven, Süßwaren und Fertiggerichte sind weniger geworden.“

Mit Obst und Gemüse sieht’s ganz gut aus

Das bestätigen auch die Pasewalker Mitarbeiterinnen Christiane Heppner, Kerstin Münchow, Eveline Brehme und Sherin Schmidt. „Bei Obst und Gemüse ist die Lage im Augenblick ganz gut. Tiefkühlware, Wurst, Käse, Butter oder Joghurt gibt es zu wenig“, sagen die Mitarbeiterinnen. Genau diesen und allen anderen Einsatzkräften, die im Ehrenamt, im Bundesfreiwilligendienst, im 1,50-Euro-Job oder über Teilzeitjobs diese schwierige Aufgabe erfüllen, will Hannelore Schiebe danken. „Ich sage Danke für die unermüdliche Arbeit in den Ausgabestellen, in denen immer auf Eventualitäten und persönliche Befindlichkeiten taktvoll reagiert werden muss.“