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Jahresrückblick

Die Zeitenwende hat mich tief getroffen und enttäuscht

Löcknitz / Lesedauer: 4 min

Das Jahr 2022 hatte es in sich. Amtsvorsteher Stefan Müller (CDU) im Interview über die Situation im Amt Löcknitz-Penkun in Südvorpommern.
Veröffentlicht:31.12.2022, 18:38

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Gibt es Projekte, die in Ihrem Amtsbereich in diesem Jahr wegen der Energiekrise und des Ukraine-Krieges gestrichen werden mussten? Wenn ja, welche?

Nein, es gab keine den beiden von Ihnen beschriebenen Krisen zum Opfer gefallenen Projekte.

Welche Projekte stehen auf der Agenda für 2023?

Wichtig ist aus meiner Sicht, vor allem vor dem Hintergrund der Energiemangellage, dass in jeder Hinsicht sichere Überstehen der Wintermonate. Die Politik ist gefordert, die Versorgungssicherheit sicherzustellen und vor allem bezahlbar zu halten. Eine weitere Preissteigerung, die noch schneller wächst als die Inflation in Deutschland, ist nicht hinnehmbar.

Auch deshalb ist das Ertüchtigen der Infrastruktur auf eine mögliche Stromsperre ein Schwerpunkt der ehrenamtlichen Bürgermeister und der Verwaltung. Ich hoffe, dass die Katastrophenschutzbehörden des Landes und des Kreises uns hier, vor allem auch finanziell, unterstützen.

Ein wichtiges Projekt innerhalb des Amtes Löcknitz-Penkun ist außerdem die weitere Steigerung der Effizienz der Verwaltung. Der Aufwand wird sich, auch aufgrund der derzeitigen Lage, erhöhen. Ich erwarte beispielsweise eine deutliche Erhöhung im Auftragsaufkommen bei den Wohngeldanträgen.

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Im Jahr 2023 wird es auch wieder einen Amtsfeuerwehrtag geben. Weiterhin begehen wir im kommenden Jahr das 30-jährige Bestehen des Amtes Löcknitz-Penkun.

Mit welchen Ängsten und Befürchtungen waren die Energiekrise und der Ukraine-Krieg bei den Mitarbeitern der Amtsverwaltung verbunden?

Ich denke, dass auch die Mitarbeiter der Verwaltung in dieser Krise betroffen sind. Auch für unsere Mitarbeiter steigen alle Kosten. Die Inflation wird zur Zeit noch nicht durch Lohnsteigerungen aufgefangen. Weiterhin ist die Stimmung in der Bevölkerung nicht gut. Das schlägt auch in die Verwaltung durch. Es werden leider auch manchmal Mitarbeiter der Verwaltung zu „Blitzableitern“. An dieser Stelle möchte aber auch ganz klar sagen, dass sich kein Mitarbeiter in der Amtsverwaltung sorgen um seinen Arbeitsplatz machen muss. Es gibt viel zu tun!

Was war aus Ihrer Sicht in Ihrem Amtsbereich die größte Enttäuschung in diesem Jahr?

Meine größte Enttäuschung war der 24. Februar und die so genannte „Zeitenwende“. Das ist nur ein Wort, aber dahinter steht der unsägliche Krieg in der Ukraine. Das viele Leid, Tod, Flucht und Vertreibung, sowie die Kriegsverbrechen auf allen Seiten haben mich tief getroffen. Ich bin auch enttäuscht, dass es der Diplomatie nicht gelungen ist, mit Verhandlungen, Dialog und Kooperation den sofortigen Waffenstillstand zu erreichen. Es geht um jedes Menschenleben!

Die Flüchtlingswellen haben auch wieder uns erreicht. Flüchtlinge aus aller Herren Länder ziehen wieder durch die Grenzgemeinden und hinterlassen verunsicherte Bürger. Die Situation ist aus meiner Sicht, auch auf Grund der sehr guten Arbeit von Bundespolizei und Zoll, ruhig aber nicht zufriedenstellend. Die Unterbringung der geflüchteten Menschen wird die kommunale Familie vor große Herausforderungen stellen. Ich vermisse eine Flüchtlingspolitik mit Augenmaß.

Als Enttäuschung empfinde ich, dass es politisch nicht geschafft wurde, die Inflation in den Griff zu bekommen. Die Preise steigen ununterbrochen. Durch ständig neue politische Entscheidungen wird versucht, die Bürger zu entlasten. „Gaspreisdeckel“ oder „Strompreisbremse“ sind in aller Munde. Aber die Ausführung der Entlastungen lässt weitgehend zu wünschen übrig. Es geht eindeutig zu langsam. Verantwortlichkeiten werden ständig nach unten durchgeschoben und landen dann auf der kommunalen Arbeitsebene.

Was war aus Ihrer Sicht in Ihrem Amtsbereich die größte Freude in diesem Jahr?

Der ehrenamtliche Engagement im Amtsbereich freut mich besonders. Ich danke daher allen Bürgern für ihr Engagement in der Nachbarschaft, in Vereinen, den Kirchen, in Verbänden sowie überall dort, wo sie sich einbringen, ob nun beruflich oder privat. Insbesondere danke ich allen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren für ihren Einsatz zum Wohle der Allgemeinheit.

Mich freut auch die sehr konstruktive Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Amtsausschusses, den Kommunalvertretungen und den sachkundigen Bürgern. Zudem gilt den Mitarbeitern der Amtsverwaltung in Löcknitz mein Dank. Ohne sie wäre unsere ehrenamtliche Arbeit unmöglich!

Was wünschen Sie sich persönlich und für ihren Amtsbereich für 2023?

Frieden auf der Welt, mit dem zeitnahen Ende dieser vielen, immer auch wieder herbeigeredeten, Mangellagen. Trotz erheblicher Anstrengungen ist der geförderte Ausbau im Amtsbereich leider noch nicht abgeschlossen. Aus meiner Sicht müssen im gesamten Amtsbereich alle und nicht nur die geförderten Anschlüsse zeitnah fertiggestellt werden. Die Ausbaugeschwindigkeit muss daher deutlich erhöht werden.