Kunst Offen

Dieser Künstler zeigt, was aus Glas alles entstehen kann

Löcknitz / Lesedauer: 3 min

Zu KunstOffen luden zu Pfingsten Werkstätten und Ateliers in der Uecker-Randow-Region ein. Werner Kothe nahm erstmals teil und zeigte seine Glas-Kunst.
Veröffentlicht:07.06.2022, 06:18

Von:
  • Fred Lucius
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Aus dem roten, rechteckigen Glasobjekt ragt ein Gesicht. „Mit dem Kopf durch die Wand“ hat es Werner Kothe genannt. Für ihn könne man damit durchaus Verbindungen zur aktuellen politischen Situation ziehen, meint er. Ansonsten muss bei dem Löcknitzer nicht jedes Werk einen Namen haben. Die Betrachter können sich ihre eigenen Gedanken machen und die Werke interpretieren.

Doch bei dem ein oder anderen Objekt braucht man Hilfe. Etwa bei dem runden Glasobjekt im Atelier von Werner Kothe. Jerusalem heißt dieses und hat unter anderem die Klagemauer in der israelischen Stadt zum Inhalt. Im Garten hingegen ahnt man, dass es sich bei den geschnittenen grünen Glasplatten um das Gesicht des 77-Jährigen handelt – ähnlich einem Scherenschnitt.Seit 20 Jahren beschäftigt sich der Bildhauer und Glasgestalter mit der so genannten Fusing-Technik, bei der Flachglas verschmolzen wird und so neue Produkte entstehen – jedes Werk ein Unikat. „Man muss sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen“, sagt Werner Kothe, zu dessen Auftraggebern überwiegend Privatpersonen gehören.

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Zu den öffentlichen Auftraggebern zählen vor allem Kirchen. Der Löcknitzer fertigt Fenster, Bilder, Gebrauchsgegenstände und Glasdekorationen für den Innen- und Außenbereich. Zu Letzteren gehören unter anderem Sonnenuhren. Für die Schinkelkirche in Annenwalde hat er beispielsweise eine Taufschale angefertigt, für die Kirche im uckermärkischen Gollmitz Glasfenster. Und auch für eine Kirche in Santiago de Chile hat er Fenster hergestellt. „Bei Fusing handelt es sich um eine sehr alte Technik. Bei über 800 Grad wird das Glas in einem Ofen verschmolzen. Zuvor wird das Objekt modelliert, was schon einen gewissen Aufwand erfordert“, erklärt Werner Kothe, der gemeinsam mit seiner Frau seit eineinhalb Jahren in Löcknitz lebt. Zuvor war er in Annenwalde in der Uckermark beheimatet. Im Nachbar-Bundesland hatte er sich regelmäßig an der Aktion Offene Ateliers beteiligt. Bei KunstOffen in Vorpommern ist er das erste Mal dabei.

Wichtig ist dem Löcknitzer, der auch Kurse zum Erlernen der Fusing-Technik anbietet, die Zusammenarbeit mit Schulen, Kindern und Jugendlichen. So habe es beispielsweise ein Projekt im uckermärkischen Lychen mit der dortigen Schule und Kirche gegeben. Im brandenburgischen Kleinmachnow gebe es eine Patenschule, die als Unterrichtsfach sogar Glasarbeiten anbiete. Und mit dem Löcknitzer Begegnungszentrum Mia sei erst in der vergangenen Woche ein Glas-Projekt realisiert worden, ein weiteres solle im August folgen.„Glasgestalter gibt es nicht so viele. Daher habe ich auch immer gut zu tun“, meint Werner Kothe, der sich auch schon mehrfach an der internationalen Ausstellung „Glasplastik und Garten“ in Munster (Niedersachsen) beteiligt hat, wobei einige seiner Glas-Objekte prämiert wurden.

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