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Orchester

Dieser Mann schwingt seit 60 Jahren den Taktstock

Löcknitz / Lesedauer: 3 min

Ein besonders seltenes Orchester aus Vorpommern feiert Jubiläum – Anlass für ein großes Konzert. Den Taktstock schwingt dann ein Mann, der das Ensemble vor 60 Jahren gründete.
Veröffentlicht:02.06.2023, 14:01

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Noch herrscht einiges Durcheinander im Probenraum in der ehemaligen Grundschule in Löcknitz. Die überwiegend älteren Musikerinnen, einige Musiker und auch ein paar Schüler stimmen ihre Instrumente. Bernd Schächter hat den Taktstock schon in der Hand. Er wartet einen Moment und fordert das Mandolinenorchester zur Ruhe auf. Die Probe soll beginnen. Doch bevor es soweit ist, stimmt er selbst die Gitarre eines Schülers nach.

Mit 82 Jahren immer noch Orchesterleiter

Dann sagt Bernd Schächter „Wach, exakt und dynamisch“ und die Musik beginnt. Es ist ein Stück des Filmkomponisten Hans Zimmer. Erst wenige Instrumente zaghaft und leise, dann setzt das ganze Orchester samt Schlagwerk ein. Der Klang ist besonders, denn Mandolinen hört man heutzutage nicht mehr so häufig. Wahrscheinlich ist ein ganzes Mandolinenorchester noch weit seltener anzutreffen. Dabei hat das in der Regel mit vier Saitenpaaren bespannte Instrument eine Geschichte die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Zudem ist die Mandoline das Instrument des Jahres 2023.

Das Orchester probt für das Festkonzert, welches am 17. Juni um 16 Uhr, aus Anlass des 60. Jubiläums des Löcknitzer Mandolinenorchesters in der Kirche des Ortes stattfinden wird. 1963 war das Ensemble eher zufällig entstanden. Das Ehepaar Christine und Bernd Schächter hatte frisch von der Hochschule kommend gerade ihren Dienst als Lehrer in Löcknitz angetreten. Über die Jahre machte sich der Klangkörper in der Region und darüber hinaus einen Namen. Nach der Wende wurde aus dem bis dahin reinen Schülerorchester dann ein Ensemble für alle Altersgruppen.  Auch ein Verein wurde gegründet. Heute reicht das Altersspektrum von 12 bis 82 Jahre. Und nach wie vor leitet Bernd Schächter mit nunmehr 82 Jahren das Orchester.

Mittlerweile noch 15 Musiker

„Eigentlich sind wir ja ein Zupforchester“, sagt der Orchesterleiter und weist auch gleich darauf hin, dass es momentan vor allem an Bässen fehle. „Gerade im Bereich der tiefen Instrumente klafft eine Lücke. Deshalb wäre es schön, wenn wir noch Zuwachs durch Kontrabässe oder Celli bekommen könnten“, sagt er.

Inzwischen haben die Musiker ihre Instrumente nachgestimmt und die Probe geht weiter. Jetzt erklingt eine volkstümliche Weise. Überhaupt ist das Repertoire des Ensembles vielfältig. Es reicht von Klassik á la Mozart über Volkslieder bis zur Filmmusik. Die verbliebenen 15 Musiker sind mit Begeisterung dabei. „In den besten Zeiten hatten wir 30 Mitglieder. Ideal wären circa 25“, sagt Christine Schächter, die selbst mitspielt. Deshalb werde das Orchester beim Festkonzert auch von Gastmusikern verstärkt.

Zwei Konzerte 

Die Auftritte des Orchesters sind in den vergangenen Jahren zwar seltener geworden, doch die Freude, die Zuhörer mit ihrer Musik zu begeistern, ist immer noch da. Wer das Mandolinenorchester noch nicht gehört hat, der hat am Samstag, dem 17. Juni um 16 Uhr in der Löcknitzer Kirche die Gelegenheit dazu. Karten sind im Blumenparadies Petra Drews und der Blumenstube Andrea Henke erhältlich.

Bereits am Sonnabend, 3. Juni, gastiert das Orchester in der Kirche von Liepgarten. Der Eintritt um 15 Uhr frei.