Infraschall
Diplom-Mediziner will Windrad-Anwohner erforschen
Penkun / Lesedauer: 3 min

Rainer Marten
Ab der kommenden Woche kann es den 85 Bürgern mit Hauptwohnsitz in dem Krackower Ortsteil Battinsthal passieren, dass an ihrer Haustür ein ihnen nicht ganz unbekannter Mann klingelt: Diplom-Mediziner Heinz Timm. Vor rund fünfzehn Jahren ließ sich der aus Hamburg stammende Allgemeinmediziner in Penkun nieder und führte dort eine eigene Praxis. In der Zwischenzeit hat er sie einer Nachfolgerin übergeben und arbeitet dort an ausgewählten Tagen weiter. Einwohner aus Penkun und den umliegenden Orten waren und sind seine Patienten.
Timm möchte Gesundheit der Windrad-Anlieger erforschen
In den kommenden Tagen möchte Heinz Timm in Battinsthal fortsetzen, was er in Büssow 2019 begonnen hat: zum Einfluss der Windenergieanlagen auf die Gesundheit der Menschen forschen. Die Zeit für die Untersuchungen seien günstig, sagt er. Die Windenergieanlagen bei Battinsthal stünden vor der Inbetriebnahme. Ab denn seien die Einwohner auch den Wirkungen der Anlagen ausgesetzt, darunter dem Infraschall. „Jetzt geht es darum, den allgemeinen Gesundheitszustand der Bürger zu erfassen. Schlafen sie zum Beispiel normal, leiden sie unter Tinnitus oder Herzrhythmusstörungen?“, sagt er.
Nach etwa einem Jahr Laufzeit der in Ortsnähe errichteten Windenergieanlagen sollen diese Befragung und Untersuchungen wiederholt werden. Das alles ist freiwillig, Kosten entstehen den Bürgern nicht, die an dem Projekt teilnehmen.
Diplom-Mediziner spricht von „Wind-Turbinen-Syndrom”
Erstmals führte Heinz Timm diese Untersuchungen vom 30. Dezember 2019 bis zum 3. Januar 2020 in dem Penkuner Ortsteil Büssow durch. Sein Fazit damals: Er sei zu der Erkenntnis gekommen, dass mindestens ein Drittel der Büssower leiden würde – unter dem, wie er es nannte, „Wind-Turbinen-Syndrom“.
Seine Untersuchung damals erfolgte auf der Grundlage eines eigens erstellten Fragebogens des windkraft-kritischen Vereins „Deutsche Schutz-Gemeinschaft Schall für Mensch und Tier“. Die 25 ständigen Einwohner Büssows nahmen ausnahmslos an seiner Befragung teil. Von dieser Fallgruppe wiesen acht Personen aller Altersklassen – das sind 32 Prozent – stark bis sehr stark ausgeprägte Symptome des Wind-Turbinen-Syndroms auf, stellte der Mediziner fest. Allen gemeinsam seien chronische Schlafstörungen mit Auswirkungen wie Tagesmüdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsstörung, Leistungseinbruch, depressive Verstimmung, Reizbarkeit, Angststörung, Ruhelosigkeit, Beeinträchtigungen des Sozial- und Berufslebens, Infektanfälligkeit.
Er fordert weitere Gutachten
Bei weiteren sechs Personen bestanden die Beschwerden bereits vor der Inbetriebnahme der Windkraftanlagen oder ließen sich nicht ausschließlich auf deren Betrieb zurückzuführen. In jedem dieser Fälle ergab sich eine Verschlimmerung der Beschwerden seit beziehungsweise während des Betriebes der Windenergieanlagen.
14 Personen, und damit mehr als die Hälfte der ständigen Einwohner, seien gesundheitlich betroffen, so Timms Fazit. Vor diesem Hintergrund forderte er, dass Mediziner gutachterlich weiterforschen sollten, die zum Thema Windenergie eine ausreichende Distanz haben.
Dem Thema Windenergie und Infraschall widmen sich zunehmend Mediziner. Dr. Stephan Kaula aus Friedrichsdorf, eine der bekanntesten Forscher auf diesem Gebiet, publizierte seine Arbeiten zu dem Thema unter anderem im Ärzteblatt.
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