Photovoltaik

Ehepaar ratlos – Geplanter Solarpark umzingelt idyllisches Grundstück

Strasburg / Lesedauer: 3 min

Westlich von Strasburg, auf beiden Seiten der Bahnstrecke in Richtung Neubrandenburg, soll eine Photovoltaik-Anlage auf einer Fläche von 125 Hektar errichten werden. Mitten in dem geplanten Solarpark liegt das Grundstück eines Rentner-Ehepaares.
Veröffentlicht:18.01.2023, 15:07
Aktualisiert:18.01.2023, 15:10

Von:
  • Author ImageFred Lucius
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Hier sagen sich Fuchs und Idel Gute Nacht – und für Hans und Erika Schult ist es die pure Idylle. Dass jede Stunde ein Regionalzug an ihrem Grundstück und Haus bei Karlsfelde nahe Strasburg vorbeifährt, stört die Senioren nicht. „Hier haben wir eine unwahrscheinliche Ruhe und ganz viel Natur. Man kann hier besser entspannen als in einer Gartenanlage“, sagt die 81-jährige Erika Schult. Doch mit der Idylle könnte es bald vorbei sein.

Betreibt hier Imkerei mit 26 Bienenvölkern

Auf einem 200 Meter breiten Streifen beiderseits der Bahntrasse will die Strasburg PV GmbH einen Solarpark errichten, auf 125 Hektar, mittendrin das Grundstück der Schults. „Im Sommer sind wir die ganze Zeit hier draußen, im Winter bin ich alle zwei Tage hier“, berichtet Hans Schult, ebenfalls 81, der einst als Fahrdienstleiter bei der Bahn beschäftigt war. Das ehemalige Bahnwärter-Häuschen mit Grundstück hat das Ehepaar 1993 gekauft und seitdem immer wieder Geld reingesteckt. Zuvor wohnte das Paar hier zur Miete.

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Davor, seit Anfang der 1950er-Jahre, war es das Zuhause des Onkels von Hans Schult. Mit dem Onkel habe er auch 1987 angefangen, Bienen zu halten. Die Imkerei mit zurzeit 26 Völkern betreibt der 81-Jährige weiterhin. „Hier haben drei Generationen gewohnt. An dem Haus hängen viele Erinnerungen“, erzählt Erika Schult.

Dass die Strasburger Stadtvertreter dem Beschluss zur Errichtung eines Solarparks zugestimmt haben, kann das Ehepaar nicht verstehen. „Ich glaube nicht, dass die wissen, dass hier auch private Eigentümer betroffen sind“, sagt die Seniorin. Komme der Solarpark, sehe man in jede Richtung nur noch Glas. Das Grundstück werde regelrecht „eingemauert“. Mit der Imkerei sei es dann auch vorbei, vermutet Hans Schult.

Stadtverwaltung kann dem Einwand nicht folgen

„Die Stadt hatte sich einst bei uns gemeldet und gefragt, ob wir einen Internet-Anschluss haben wollen. Das Kabel dafür wurde schon verlegt. Mit dem Solarpark existieren wir nun scheinbar gar nicht mehr. Da fragt keiner“, ärgert sich die Strasburgerin. Und der Flächen-Eigentümer sehe nur das große Geld. Hans Schult hat gegen die Solarpark-Pläne Widerspruch eingelegt. Und darin unter anderem auch alternative Flächen – Brach- und Unland etwa in der Strasburger Fabrikstraße – als Standorte vorgeschlagen.

Dem Einwand, dass das Grundstück regelrecht eingemauert werde, könne nicht gefolgt werden, teilt die Stadtverwaltung in ihrer Stellungnahme mit. Mit dem Solarpark gebe es auch keine Lärm-, Staub und Geruchsbelästigungen, was die Situation der angestrebten Ruhe eher noch verbessere, heißt es weiter. Und weil mit dem Park Intensivacker in extensives Grünland umgewandelt werde, verbessere sich der Lebensraum für Tierarten. Die genannten Alternativ-Standorte könne man laut Stellungnahme nicht mit Solarfeldern bebauen, da es hier hohe Bodenrichtwerte gebe und diese Standorte für eine gewerbliche Entwicklung vorgehalten werden.

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