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Ein Solarpark als Idylle für Bienen?

Strasburg / Lesedauer: 3 min

Mit dem Bau eines großen Solarparks bei Strasburg würde das Haus eines Ehepaares umzingelt. Auch die Imkerei müsste aufgegeben werden. Das muss nicht sein, widerspricht ein Mann aus Franken.
Veröffentlicht:26.01.2023, 10:06
Aktualisiert:26.01.2023, 10:10

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Den Bericht über das Ehepaar Schult aus Strasburg, das bei Karlsfelde ein ehemaliges Bahnwärterhäuschen besitzt, hat Leonhard Seitz aus Gutenstetten in Franken (Bayern) mit Interesse gelesen. Weil rund um das Grundstück von Hans und Erika Schult auf 125 Hektar ein großer Solarpark geplant ist, befürchtet das Paar, künftig von Glas völlig umzingelt zu sein. Auch seine Imkerei müsse er dann wohl aufgeben, befürchtet Hans Schult, der seit Jahrzehnten Bienen hält.

Versuche mit Bienenweiden

Dem muss nicht so sein, entgegnet Land- und Energiewirt Leonhard Seitz, der nach eigenen Worten Versuche mit Bienenweiden gemacht hat und anschließend bei den Insekten gelandet ist. „Im Jahr 2009 hat ein Hamburger Konzern in unserem Lebensumfeld die damals größte Freiflächen-Solaranlage mit 5,5 Megawatt auf 19 Hektar gebaut. Das war natürlich ein Diskussionsthema und eine Rechenaufgabe. Mit dem Ergebnis, dass ein Jahr später eine Bürgersolaranlage mit 2,2 Megawatt auf vier Hektar daneben gebaut wurde“, beschreibt Seitz den Weg zur Insektenweide. Da die Anlage mit „Tischmodulen“ geplant wurde, sei klar gewesen, dass eine mechanische Pflege des Aufwuchses schwer werden würde.

Schafbeweidung und Aussaat

Daher sei eine Schafbeweidung eingeplant worden. Die Beweidung, der Tritt und die folgende langsame Ausmagerung des Bodens habe schon zu einer interessanten Aufwertung der Lebensräume für Insekten geführt, erzählt der Franke. Dann habe er mit dem Einbringen von Samen versucht, den Insekten-Lebensraum noch zu verbessern. „Dies stellte sich aber mit der Konkurrenz zu den bestehenden Gräsern als schwierig heraus. Das Problem dabei ist, dass auf einem Ackerstandort, der es vorher war, von Natur aus keine Wiesenkräuter oder deren Samen vorhanden sind, ausgenommen flugfähige wie Löwenzahn und das Kanadische Berufskraut.“

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Zunächst mäßiger Erfolg

Ackerkräuter wie Klatschmohn, Kornblume und Kornrade aber, die einen jährlichen Umbruch brauchen, hätten in der Wiese keine Chance, und Gräser seien für Insekten nutzlos. Er und seine Mistreiter hätten sich aber auch die Aufgabe gestellt: Wenn sie schon Saatgut einbringen, dann eben auch „Spätblüher“, die im Juli und August Tracht bringen. Dies seien Roter Zahntrost, Wilde Karde und Wachtelweizen gewesen, wobei Letzterer besonders für Nachtfalter interessant sei. „Das waren dann einige Jahre mit mäßigem Erfolg, wenn man es mit Eggensee vergleicht“, meint Seitz.

Im Sommer brummt, zuckt und flattert es dort

In Eggensee sei 2019 eine weitere Bürgeranlage geplant und gebaut worden – und dabei aus den Erfahrungen Nutzen gezogen worden. „Wir haben nicht auf eine Selbstbegrünung gewartet. Alle Kräutersamen, die wir bekommen konnten, wurden ausgebracht“, berichtet der Franke. Mit geschätzten 30 Pflanzen wie Königskerze, Hopfenklee, Schafgarbe, Oregano, Flockenblume oder Wilder Möhre seien sie gestartet. Weitere Pflanzen würden mehr Aufmerksamkeit benötigen. Wenn man jetzt im Sommer über die Flächen gehe, brumme, zucke und flattere es. „Geschätzte 100 verschiedene Insekten haben wir schon gefunden, bis hin zur Blauen Holzbiene.“ Die Reihe der Vögel werde vom Neuntöter angeführt. Aber auch der Wendehals und eine Heidelerche habe er schon gehört. „Zusammengefasst: Wenn das Richtige auch noch richtig gemacht wird, entsteht ein Vielfaches gegenüber der selbst überlassenen Natur“, urteilt Seitz.

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