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Einkaufen im Dorf

Mini-Supermarkt im alten DDR-Konsum – wer macht noch mit?

Jatznick / Lesedauer: 3 min

Der „Tante Enso“-Laden im alten Dorfkonsum ist zum Greifen nah. Nur acht Leute müssen noch die geplante Genossenschaft einsteigen. Allerdings drängt die Zeit.
Veröffentlicht:20.10.2023, 05:43

Von:
  • Susanne Böhm
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Der Traum vom neuen Leben im alten Dorfkonsum ist in Jatznick in greifbare Nähe gerückt. 292 von 300 benötigten Menschen hatten bis Donnerstag Anteile an der in Gründung befindlichen Genossenschaft gekauft – es fehlten noch acht. Der amtierende Bürgermeister Frank Schulz ist glücklich und rührt noch einmal kräftig die Werbetrommel.

300 Leute müssen Genossenschaftsanteil kaufen

„Es läuft super. Wenn wir jetzt noch mal richtig Gas geben, schaffen wir es.“ Er erinnert erneut daran, dass das Unternehmen Enso, welches den Mini-Supermarkt zusammen mit Teilhabern aus Jatznick und den Ortsteilen eröffnen möchte, den 24. Oktober, also kommenden Dienstag, als Frist gesetzt hat. Wenn bis dahin nicht 300 Leute verbindlich einen Genossenschafts-Anteil á 100 Euro reserviert haben, platzt das Projekt, und Enso mit Sitz in Bremen macht in anderen Orten weiter.

Im Prinzip müsse der Vertrag noch am Freitag, spätestens am Sonnabend auf den Weg gebracht werden, damit er der Firma gerade noch rechtzeitig vorliegt. Aber Frank Schulz ist sich ziemlich sicher, dass die Marke rechtzeitig geknackt wird.

„Das hat richtig Spaß gemacht“

„Die Gemeindevertretung hat am Wochenende nochmal alles gegeben – hat Bürgerbriefe versendet, Anrufe getätigt, ist teilweise von Haus zu Haus gegangen und hat daran erinnert, dass die Zeit drängt, und Überzeugungsarbeit geleistet.“ Überall sei man mit offenen Armen empfangen worden und habe nahezu ausschließlich Zustimmung erfahren. „Das hat richtig Spaß gemacht.“ Der Kommunalpolitiker betont, dass es bei diesem Projekt um viel mehr als nur Einkaufen geht – nämlich um die Dorfgemeinschaft.

„Es ist so schön zu sehen, wie die Leute zusammenhalten, wie ein regelrechter Ruck durchs Dorf geht und sogar schon Folge-Ideen entstehen.“ Jemand habe vorgeschlagen, ein erstes „Tante Enso“-Fest – so soll der Laden in Anlehnung an Tante Emma heißen – zu veranstalten. Wenn alles in Papier und Tüten ist, könnten in Sichtweite der baldigen Kaufhalle Glühwein und Bratwurst ausgeschenkt, gesellige Stunden verbracht und in Vorfreude geschwelgt werden.

Schandfleck könnte verschwinden

Ein zentraler Treffpunkt solle der Laden werden ‐ und zwar für alle Generationen und alle Ortsteile. Auch über die Gründung eines Kulturvereins sei schon nachgedacht worden. Ganz nebenbei, das sei auch nicht zu verachten, verschwinde mit Sanierung und Wiedereröffnung der neuen alten Kaufhalle auch ein Schandfleck mitten im Ort. Besser habe es nicht kommen können ‐ wenn sich denn noch acht Leute finden.

Ein dicker Dank gebühre schon jetzt Lisa Oldenburg. Die Schülerin aus Waldeshöhe habe im Auftrag der Gemeindevertretung ehrenamtlich ein „richtig cooles“ Werbevideo gedreht, dessen Qualität nicht nur die Enso-Chefetage vom Standort Jatznick, sondern auch viele Einwohner vom Kauf eines Anteils überzeugte. Einwohner aus Jatznick und allen Ortsteilen Belling, Blumenhagen, Groß Spiegelberg, Klein Luckow, Sandförde und Waldeshöhe erzählen darin, warum sie das Vorhaben toll finden und warum sie mitmachen. 

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Die Enso eCommerce GmbH eröffnet in allen Bundesländern nach und nach immer mehr Tante Enso-Läden im Genossenschafts-Modell, bevorzugt in leer stehenden Kaufhallen aus DDR-Zeiten. 23 Läden laufen schon, 51 sind in Planung.