Historischer Nachbau

Freilichtmuseum Ukranenland baut zehntes Schiff für Touren auf dem Fluss

Torgelow / Lesedauer: 4 min

Auf einer Werft in Torgelow wird der Bau eines Slawenschiffes nach historischem Vorbild vorbereitet. Die „Svarog“ soll nach 25 Jahren durch einen Neubau ersetzt werden.
Veröffentlicht:12.01.2023, 05:18

Von:
  • Lutz Storbeck
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Es riecht nach Farbe in der Werft, die das Ukranenland auf dem Gelände an der Torgelower Wilhelmstraße betreibt. Vorbereitungen für ein Vorhaben, das die Fachleute und Helfer vom Ukranenland, einem Freiluftmuseum und Erlebniszentrum zur slawischen Geschichte im Landkreis Vorpommern-Greifswald, demnächst starten wollen. Ein neues Schiff soll dort gebaut werden, ein Nachfolger für die „Svarog“.

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Slawenboot ist seit Jahren auf dem Fluss Uecker im Einsatz

Mehr als 25 Jahre lang ist dieses Slawenboot nun schon auf der Uecker unterwegs, sagt Wolfgang Schubert, Vorsitzender des Vereins „Ukranenland – Historische Werkstätten“. Die Jahre haben ihre Spuren hinterlassen, auch wenn die „Svarog“ nach jeder Saison gewartet wird. So wie jetzt auch.

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Junge Leute leisten Bundesfreiwilligendienst

Leon Gohl und Benjamin Uecker, zwei junge Männer, die ein Jahr im Bundesfreiwilligendienst im Ukranenland absolvieren, sind mit dem Unterwasserschiff der „Svarog“ beschäftigt. Drahtbürsten sind dabei ihre Hauptwerkzeuge, um den Bootskörper von Ablagerungen zu befreien. Wie lange diese Arbeit noch dauert, wissen die beiden jungen Männer nicht. Aber dass es im Ukranenland und im Mittelalterzentrum immer viel zu tun gibt, das wissen die beiden aus Erfahrung.

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Holz wird elastisch gemacht

Derweil wird ein paar Meter weiter, in einem anderen Raum, schon der Bau eines „Svarog“-Nachfolgers vorbereitet. In Arbeit ist dort ein so genannter Stübenkasten. Für den Laien sieht das Teil aus wie ein lang gezogener Holzkasten mit vier Seitenwänden. Anfang und Ende dieses Behälters werden noch verschlossen, und wenn es soweit ist, strömt heißer Dampf aus einem Rohr ins Kasteninnere.

„Dadurch weichen die Planken auf, und das alte Holz, das wir verwenden, wird elastisch“, erklärt Stephan Thiele. Wichtig sei das, denn für den Schiffsbau werden gebogene Bretter benötigt. In der Natur kommen solche Krümmlinge nicht oft vor, und so muss mit Dampfhilfe nachgeholfen werden

Kenntnisse, Baumuster und Holz sind vorhanden

Gemeinsam mit Joachim Winter wird Stephan Thiele, Chef der Ukranen-Siedlung, den Schiffbau leiten. Erfahrungen haben beide. Immerhin sind – die Pommernkoge „Ucra“ mit eingerechnet – auf der Werft des Ukranenlandes bislang neun Boote gebaut worden. So dürfte es auch bei Nummer zehn kaum Probleme geben. Die Kenntnisse dafür sind da und dazu auch Baumuster von einzelnen Teilen.

Zusammenarbeit mit Forstämtern

Auch das Holz für den Schiffsneubau ist bereits vorhanden. Nicht frisch, sondern schon ein paar Jahre getrocknet, wird es im Freien gelagert. Übrigens nicht nur für den Schiffsbau, sondern auch für andere Projekte, für die beispielsweise das knorrige feste Holz der Eichen benötigt wird. Bei der Beschaffung des Eichen-, Kiefern- und Papelholzes hat sich die Kooperation mit Forstämtern in der Region bewährt, in Torgelow, Rothemühl und Spantekow beispielsweise, lobt Stephan Thiele.

Unterstützung vom Land gewünscht

Unterstützung bekommt das Ukranenland auch von der Stadt Torgelow. Seit Jahren gibt es diese Hilfe. „Die Stadt unterstützt uns, wo sie kann“, lobt Ukranen-Chef Wolfgang Schubert das kommunale Engagement, das auch in der Krisenzeit Fortbestand hatte und weiter hat.

Dennoch: „Wir wünschen uns mehr Unterstützung durch das Land“, betont Wolfgang Schubert, der seit Jahren entsprechende Anträge einreicht. Schließlich, sagt er, sei die Arbeit in den verschiedenen Projekten des Ukranenlandes kein Selbstzweck. „Wir verfolgen hier natürlich auch einen Bildungsauftrag, machen junge Leute mit der Geschichte der Region bekannt.“

Die Ukranen hoffen nun auf ein glückliches Händchen beim Schiffsbau, der demnächst beginnen soll. Wie lange gebaut wird? Unklar, aber es kann dauern. Im schlimmsten Fall wohl zwei Jahre. So lange muss die alte „Svarog“ wohl noch durchhalten.