Sträucher unheimlich verhüllt

Gebilde wie aus einem Gruselfilm

Pasewalk / Lesedauer: 2 min

Ein Naturschauspiel sorgt für Aufsehen: Kahl gefressene und von einem weißen Netz überspannte Sträucher und Bäume. Was hat es damit auf sich?
Veröffentlicht:03.06.2019, 14:58
Aktualisiert:06.01.2022, 14:22

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Sie sehen gespenstisch aus, die meterhohen und mit einen weißen Netz überspannten kahlgefressenen Sträucher am Wegesrand. „Verantwortlich dafür sind die Raupen der Pfaffenhütchen-Gespinstmotte“, erklärt Harald Janzen, Sachbearbeiter der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung Vorpommern-Greifswald. Das Naturphänomen ist derzeit unter anderem an der Strecke Bagemühl-Wollin, am Eggesiner See, aber auch am Landweg von Trebenow zum Rosenhof in Karlstein zu beobachten, berichtet er. „Das helle Gespinst schützt die Raupen vor den Fressfeinden“, weiß er.

Sträucher werden komplett eingesponnen

Das Schauspiel beginnt im Mai. Dann schlüpfen die sogenannten Eiraupen aus dem Vorjahr und ernähren sich von den Blättern des Gewöhnlichen Spindelstrauches, besser bekannt als Pfaffenhütchen. In dieser Phase werden die Sträucher nicht nur kahlgefressen, sondern komplett eingesponnen – als Schutz. So entstehen an den Wegen die oft gespenstisch wirkenden Sträucher. „Die Pfaffenhütchen-Gespinstmotte bildet eine Generation pro Jahr, ihre Falter sind im Juli und August unterwegs“, sagt Janzen. Die Tiere sind beim Schlüpfen nicht geschlechtsreif. Die Weibchen beginnen frühestens nach zehn Tagen, die Männchen anzulocken. Die Eier werden dann in Gruppen von 50 bis 100 Stück an den Zweigen der Nahrungspflanzen der Raupen abgelegt. In der Regel ist es das Pfaffenhütchen. Wurde ein Strauch in einem Jahr befallen, kann das auch in den folgenden Jahren so sein, da sich der Falter nur sehr schwach ausbreitet. Er fliegt kaum weiter als 100 Meter vom Schlupfort.

Manche Meisen haben die Raupen zum Fressen gern

Von Mai bis Juni leben die geschlüpften Raupen sehr gesellig in den Gespinsten. Berührt man ein Gespinst, dann seilen sich die Raupen blitzschnell ab oder lassen sich zum Boden fallen. Das ist ihre Überlebensstrategie, um nicht gefressen zu werden. Denn verschiedene Meisen-Arten vertilgen die Raupen ganz gern. Auch wenn man den Eindruck hat, dass die Raupen stellenweise massenhaft auftreten, bekämpft werden sie nicht. „Das Pfaffenhütchen übersteht den Kahlfraß und treibt sehr bald ein zweites Mal aus“, so Janzen. Im kommenden Jahr wiederholt sich das Schauspiel. Das trockene Wetter begünstigt offenbar die Vermehrung des Nachtfalters.